Im Zeichen eines magischen Buches
Theater & Tanz
Die Artistentruppe der Zuger Zirkusschule Grissini zeigt ihr Können im Zelt beim Yachthafen.
Zug – Sie stehen in der Manege des dunkelblauen Zirkuszeltes, das seit letztem Samstag auf der Wiese beim Yachthafen in Zug prangt: die 27 Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren, die sich ein Jahr lang auf ihre Auftritte beim Zirkus Grissini vorbereitet haben. Sie proben gerade das Finale, angeleitet und angefeuert von ihren beiden künstlerischen Leiterinnen Christiane Haeffner und Zora Bauknecht. Draussen ist heisses Augustwetter, aber im Zelt sind die Mädchen und Jungen hochkonzentriert bei der Sache.
Mittendrin ein riesiges rosa-hellbraunes Buch – verziert mit Silbersternen. Zwei Mädchen lesen daraus die Namen der Beteiligten und deren Beitrag zum Zirkusabend vor: am Trapez, am Vertikaltuch, am Saxofon, am Schlagzeug und so weiter. Beim Grissini wird alles von den Kindern bestritten – inklusive der Zirkusmusik.
Nummerndramaturgie als Buchkapitel
«Das Buch ist der rote Faden durch den Zirkusabend», erzählt Alexandra Weibel, die seit kurzem die Organisationsleitung innehat. «Jede Zirkusnummer entspricht einem Kapitel des Buches, und jede wird eingeleitet mit einer Schattenbildszene, welche gleichsam das Titelblatt des Kapitels darstellt.» Im diesjährigen Programm drehe sich alles um den Zauber des Zirkus, um Zaubereien und Zauberhaftes.
Nebst Akrobatik gibt es Kunststücke am Ringtrapez oder am Vertikaltuch, mit leuchtenden Stäben, Kunsträdern oder Leitern. Und natürlich werden auch die Clowns nicht fehlen. Jedes Kind hat am Anfang des Zirkusjahres zwei Disziplinen gewählt, die, verteilt auf zwei Semester, wöchentlich eingeübt wurden. Bei der Kreation der Nummern durften sie eigene Ideen einbringen.
Dies alles unter professioneller Leitung. Das Team der langjährigen Grissini-Leiterinnen Sara Steiner und Barbara Urfer ist um ein paar leidenschaftliche junge Zirkusfrauen erweitert worden, welche dieses Jahr die Verantwortung für die Sommeraufführungen übernommen haben: Zora Bauknecht ist mit dem Grissini grossgeworden und unterrichtet seit einigen Jahren mit viel Engagement. Chrisi Haeffner ist einerseits Lehrerin, andererseits hat sie sich beim Luzerner Zirkus Tortellini Zirkuserfahrung erarbeitet.
Auch Severin Hofer ist dabei
Zusätzlich wurde Tamara Gassner – ausgebildet in Tanzkultur und Theaterpädagogik – als Trainerin für eine der Luftnummern ins Team geholt. Ebenso der Zuger Geschichtenerzähler Severin Hofer – «ihn haben wir explizit für die Zaubernummer engagiert», weiss Alexandra Weibel. Und dann gibt es noch Catherine Plichta, welche die Zirkusmusik unter sich hat. Sechs Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren werden die Zirkuswunder mit Live-Musik untermalen und ihnen emotionale Glanzlichter aufsetzen: Gaia (12, Geige), Anik (14, Cello), Louisa (15, Klarinette), Jana und Jan-Aurel (13, Saxofon) und Linus (13, Schlagzeug).
«Wir wurden über unsere Musikschullehrer angefragt, ob wir mitmachen wollten», erzählen sie in einer Pause, «wir bekamen die Noten und mussten zuerst allein üben.» Seit ein paar Tagen proben sie nun gemeinsam, «zunächst klang es nicht so gut, wir mussten erst zusammenfinden», urteilen sie selbstkritisch. Sie finden es aber toll, in einer kleinen Gruppe zu musizieren – es kommt auf jeden an, und es ist eine einmalige und konzentrierte Sache. «Die Musik ist trendig», stellt Louisa fest, «wir spielen zum Beispiel ‹Ordinary› von Alex Warrer oder ‹Shape of You› von Ed Sheeran.» Am Piano sitzt Musikpädagogin und Arrangeurin Plichta, die alle Aufführungen selbst begleiten wird.
Hinweis
Die restlichen Aufführungen des Zirkus Grissini finden im Zirkuszelt am Yachthafen in Zug heute um 14 und 18 Uhr statt. (Text: Dorotea Bitterli)