Kunst kennt keine Altersgrenze

Kunst & Baukultur

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14 Hünenberger Kunstschaffende im Alter von 60 bis 90 Jahren gewähren im Rahmen einer Ausstellung einen Einblick in ihr kreatives Schaffen.

  • Kunst kennt kein Alter: im Bild Werke von Veronika Wyss. Bild: Jan Pegoraro
    Kunst kennt kein Alter: im Bild Werke von Veronika Wyss. Bild: Jan Pegoraro

Hünenberg – Unter dem Motto «Kunst Zeit 60+» ist im Untergeschoss des Gemeindezentrums Heinrich von Hünenberg eine faszinierende Ausstellung zu geniessen. Am Donnerstag, anlässlich der sehr gut besuchten Vernissage, verriet die Fachfrau Alter der Gemeinde Hünenberg, Franziska Roos Muff: «Noch vor der Coronapandemie erzählte mir Louise Pauli, sie habe einige Bekannte, die kreativ seien. Es wäre schön, wenn die Möglichkeit bestünde, dass diese Kunstschaffenden ihre Werke zeigen könnten.»

Franziska Roos Muff sagt, ihr habe diese Idee sofort gefallen, aber sie habe gewusst, dass sie die Verwirklichung nicht alleine angehen könne. Vor ziemlich genau einem Jahr hat sie daher begonnen, ein Team zusammenzustellen, das ein Konzept erstellt und Kunstschaffende gesucht hat. Der grosse Aufwand hat sich gelohnt. 14 Hünenbergerinnen und Hünenberger sind in der Ausstellung vertreten – und alle sind über 60 Jahre alt.

Töpfern, klöppeln, malen

Josy Flury etwa verschrieb sich schon früh dem Töpfern. Mit der Zeit bemerkte sie, dass sich mit Ton viel mehr als nur Gebrauchskeramik herstellen lässt. Bei verschiedenen Kunstschaffenden, in Kursen und Workshops und im Austausch mit Gleichgesinnten eignete sie sich alles Wissenswerte an.

Käthi Hofer, die ehemalige Hünenberger Kantons- und Gemeinderätin, klöppelt seit 1980 mit Unterbrüchen. Sie absolvierte die Kursleiterinnenausbildung und die daran anschliessenden Aufbaumodule des Vereins Schweizerischer Spitzenmacherinnen. Käthi Hofer verrät, dass sie die unendliche Vielfalt der Spitzen fasziniere, die ganz ­verschieden aussähen und mit ­verschiedenen Materialien geklöppelt würden.

Viele Kunstschaffende mit jahrelanger Erfahrung

Die ehemalige Kindergärtnerin Agnes Kost schuf bezaubernde Aquarelle. Inzwischen stark sehbehindert, musste sie das Malen beenden. Rückblickend erinnert sie sich: «Das Malen am Arbeitstisch oder in der freien Natur habe ich genossen. Die Freude klingt bis heute in mir weiter. Das hat mich ermuntert, an dieser Ausstellung teilzunehmen.»

Ernst Schüpfer fotografierte ab 1972 vorwiegend mit Schwarz-Weiss-Negativfilmen. 2008 vollzog er sich einem radikalen Wechsel in die digitale Welt. An der Ausstellung zeigt er einen repräsentativen Querschnitt von den Arbeiten der letzten zehn Jahre. Die Hauptmotive sind Landschaften, Vögel, abstrak­tere Naturmotive oder Nah­bereichsastrofotografie. Allen Fotos gemeinsam ist die Schönheit der Natur.

Die in Paris geborene Gyselle Thommen bezeichnet es als Glück, in der Nähe der Bretagne inmitten grüner Wiesen und Wälder aufgewachsen zu sein. Die Künstlerin ist weit in der Welt herumgekommen. In der Dominikanischen Republik hat sie in den «Bellas Artes» bei Don Pedro de Villalonga mit grosser Leidenschaft zu malen begonnen.

Auch Holzschnitte sind vertreten

In Buenos Aires wurde Gyselle Thommen von der Künstlerin Marta Lozano in ihre Geheimnisse der Malerei eingeführt. Ausstellungen in Argentinien und Mexiko und schliesslich in der Schweiz zeugen von ihrem grossen Können. In Hünenberg zeigen ihre Bilder die satten Farben der französischen Landschaften, andere bringen die von ihrem Aufenthalt in Lateinamerika zeugenden, von der Sonne verwöhnten Farben der Landschaften zum Ausdruck.

Bei Roman Truttmann, dem ehemaligen Sekundarlehrer und Rektor der Oberstufe Hünenberg, stehen seit rund 30 Jahren Holzschnitte im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Im Holzschnitt sieht er eine grosse Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten. Die in Hünenberg zur Schau gestellten Werke sind Mehrfarbendrucke, die aus einem einzigen Holzmodell hergestellt wurden.

Lony Wissmann widmete sich zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit der Aquarellmalerei. Ihre Bilder entstanden in verschiedenen, reinen Aquarelltechniken – weich fliessend, dem Zufall überlassend, aber nicht verwässert – eher verdichtet. Im Verlauf der Jahre wurde die Aquarell- von der Acrylmalerei abgelöst. Von der Aquarellmalerei sind bis heute die Blumen übrig geblieben. Ihre prächtigen Farben lassen Lony Wissmann jedes Jahr von Neuem zum Pinsel greifen.

Die Vernissage wurde von den Hünenberger Musiklehrerinnen Regula Dodds (Geige), Gabriella Adorjan (Klavier) und vom Musiklehrer Silvan Sterki (Klavier) mit musikalischen Vorträgen umrahmt. Alle 14 in Hünenberg ausstellenden Kunstschaffenden und ihre Werke detailliert vorstellen zu wollen, würde den Rahmen gänzlich sprengen. Es lohnt sich ganz einfach selber einmal vorbeizuschauen. (Text von Martin Mühlebach)