Zug feiert «seinen» Krimi-Star
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Erstmals ist am Zuger Genuss-Film-Festival ein Award verliehen worden. Preisträger Antoine Monot verrät, was ihn mit der Region verbindet – es ist überraschend viel.
Zug – Nur wenigen ist sein Name ein Begriff – aber fast jeder, der ihn sieht, erkennt ihn sofort. Beim gestrigen Start des zweiten Film-Genuss-Festivals ist Schauspieler, Regisseur und Autor Antoine Monot jr. (siehe Box) als erster Preisträger des «Genuss Awards» geehrt worden. Ein besonderer Moment: Denn in Zug hatte der Durchstarter seinen allerersten Auftritt als Schauspieler.
Antoine Monot, sind Sie schon um juristische Ratschläge gebeten worden, seit Sie in der Serie «Ein Fall für zwei» einen Rechtsanwalt spielen?
Antoine Monot: Nein. Die Zeit ist vorbei, als Schauspieler wie Klausjürgen Wussow mit Professor Klaus Brinkmann angesprochen worden sind. Das passiert 2016 nicht mehr – die Leute sind aufgeklärt und wissen, dass ich Schauspieler bin. Aber ich beschäftige mich mit juristischen Inhalten, seit ich diese Rolle spiele. Ich finde es wichtig, dass das in die Rolle einfliesst.
War Schauspieler Ihr Traumberuf?
Monot: Nein. Ich wollte zuerst Bäcker, dann Schreiner und danach Wohnwagenverkäufer werden. Als Bäcker wollte ich alles selber machen, was ich esse; als Schreiner, was ich zum Wohnen brauche und als Wohnwagenverkäufer hätte ich ein Haus gehabt, mit dem ich hätte rumfahren können. Mit 11 wusste ich dann: Ich muss Schauspieler werden.
Fühlen Sie sich mehr als Schweizer oder Deutscher?
Monot: Mein Vater ist Schweizer und stammt aus Lausanne, und meine Mutter ist Deutsche. Es ist ganz einfach: Wenn ich in Deutschland bin, sage ich, wie gut alles in der Schweiz ist; und wenn ich hier bin, wie gut alles in Deutschland ist. Das heisst: Das Herz schlägt immer für den Ort, an dem man grad nicht ist.
Wie stark sind Sie mit der Serie «Ein Fall für zwei» beschäftigt?
Monot: Wir drehen eine Folge in 12 Arbeitstagen – also etwa zweieinhalb Wochen für 60 Minuten Film. Wir machen jeweils zwei Folgen zusammen mit 24 Drehtagen und danach 10 Tage Pause. So kommen für alle sechs Folgen etwa vier Monate im Jahr zusammen.
Was ist für Sie der Unterschied zwischen Theater und Film? Welche Sparte bevorzugen Sie?
Monot: Das ist so unterschiedlich, wie einen Artikel oder ein Buch schreiben, man kann es gar nicht vergleichen, obwohl man bei beidem schreibt. Und – es ist kein Zufall, dass ich mehr drehe, das mache ich schon wahnsinnig gerne. Das ist eine Sache, bei der ich mich richtig wohl fühle.
Und wie fällt der Vergleich beim Thema Filmemacher oder Schauspieler aus?
Monot: Das Produzieren von Inhalten macht mir ebenfalls wahnsinnig Spass, ich spiele dann jeweils mit. Da kann ich ein Projekt anschieben, mitentwickeln und mitbestimmen.
Spielen Sie lieber den Bösewicht oder den Helden?
Monot: Das kann ich so nicht sagen. Es kommt immer auf die Rolle an. So war es zum Beispiel beim «Tatort» besonders interessant, weil ich als Mörder nach 20 Sekunden bekannt war. Etwas, was es ja in der Regel bei einem deutschsprachigen Krimi kaum je gibt. Täter und Kommissar haben sich langsam aufeinander zubewegt. Dieser «Tatort» hatte super Quoten und wurde eben erst zum erfolgreichsten «Tatort» 2015 gewählt. Und zwar von 400 000 T-Online-Benutzern.
Haben Sie ein Idol?
Monot: Mich haben schon immer Firmenlenker inspiriert. Zum Beispiel Richard Branson oder Henry Ford. Das sind Charaktere, die mich am meisten prägen.
Sie haben also keinen Schauspieler als Idol?
Monot: Richtig. Mich inspiriert, wie Leute ihr Leben gestalten, um glücklich zu sein. Und wollte immer wissen, wie das Leute, die zum Beispiel grosse Firmen lenken, hinkriegen. Denn viele grosse Stars scheitern ja menschlich.
Sind Sie glücklich?
Monto: Ja, ich bin dankbar und glücklich, dass ich viel zu tun habe. Ich könnte sogar mehr tun. Denn das Leben ist für viele Schauspieler schwierig. So verdienen 70 Prozent der Schauspieler in Deutschland 30 000 Euro brutto oder weniger. Nur gerade 3 Prozent verdienen 100 000 Euro oder mehr. Und bei brutto 100 000 bleiben einem nur gerade rund 43 000 Euro.
Zum Thema Genuss: Was essen und trinken Sie am liebsten?
Monot: Ganz besonders mag ich geschmortes Fleisch. Ich bin bekennender Bordeaux-Liebhaber, trinke aber fast keinen Alkohol mehr.
Und ein Bier gegen den Durst?
Monot: Nein, Bier trinke ich nur einmal im Jahr beim Oktoberfest. Gegen den Durst trinke ich Wasser.
Und Ihr Feriengenuss?
Monot: Meine Lieblingsform von Ferien ist die mit dem Kreuzfahrtschiff. Da kommt die Idee des Wohnwagens wieder auf, die Idee, mit dem Haus zu verreisen.
Wie erinnern Sie sich an die Zeit in Zug und Unterägeri?
Monot: Ich war Mitglied bei Kulisse Zug und zwei Saisons bei den Zuger Spiillüüt und habe grad hier um die Ecke im Theater im Burgbachkeller meine erste Rolle gespielt. Mitgespielt habe ich auch bei «Figaros Hochzeit» im Casino.
Wie sind Ihre heutigen Verbindungen in den Kanton Zug?
Monot: Die meisten früheren Kollegen sind in alle Winde zerstreut. So habe ich zum Beispiel den Macher des Genuss-Film-Festivals Matthias Luchsinger in Zürich kennen gelernt.
Fühlen Sie sich mit Zug und mit der Zentralschweiz noch immer in irgendeiner Weise verbunden?
Monot: Ich habe vorgestern daran gedacht, dass ich vor 22 Jahren zum letzten Mal in Zug geschlafen habe. Die Erinnerungen kommen hoch, ich erinnere mich an die Partys, die ich im Metalli und in der Altstadt organisiert habe.
Und Heimatgefühle?
Monot: Nicht wirklich, es sind mehr die guten und schönen Erinnerungen an die für mich prägende Zeit, die ich hier erlebte.
Was sagen Sie einem 11-Jährigen, der Sie fragt, was er tun muss, um gefeierter Schauspieler werden zu können?
Monot: Man muss dem Traum alles unterordnen und dranbleiben. Ich vergleiche das immer mit einem Auto, das man anschieben muss. Am Anfang hat man das Gefühl – nichts bewegt sich, das Ding ist festbetoniert. Man findet die richtigen Leute nicht, das Geld nicht und ist am falschen Ort. Wenn man dranbleibt, wird das Auto plötzlich so schnell, dass man ihm nachrennen muss. Genau so verhält es sich auch mit dem Traumberuf Schauspieler. Das Wichtigste ist: dranbleiben. (Interview Charly Keiser)
«Ein Fall für zwei» – und einen Unterägerer
ANTOINE MONOT. Im Januar dieses Jahres wurde Antoine Monot jr. der Schweizer Fernsehfilmpreis für seine Rolle im Luzerner Tatort «Ihr werdet gerichtet» verliehen. Seit 1998 hat er Rollen in über 90 Kino- und Fernsehproduktionen besetzt, unter anderem im Luzerner «Tatort» und der Neuauflage von «Ein Fall für zwei». Dort spielt er seit drei Jahren Rechtsanwalt Benni Hornberg, der zusammen mit Detektiv Leo Oswald (gespielt Wanja Mues) auf einem Hausboot wohnt. Die beiden arbeiten zusammen und lösen knifflige Fälle.
Antoine Monot jr. ist in Deutschland und in Unterägeri aufgewachsen. Er studierte an der Zürcher Hochschule der Künste Regie. Bis 1996 spielte er unter anderem am Schauspielhaus Zürich und am Theater am Neumarkt. Zusammen mit dem Regisseur Daniel Krauss gründete er 2009 die Produktionsfirma «Zuckerfilm». Als Mitbegründer des «Zürich Film Festival» war er bis 2009 dessen künstlerischer Leiter.
Monot ist als Sohn des welschen Komponisten und Dirigenten Jean-François Monot und der Schauspielerin Gisela Monot im 22. Juni 1975 im deutschen Rheinbach geboren. Er lebt mit der Journalistin und HSE24-Moderatorin Stefanie Sick und deren drei Töchtern zusammen in München.
Erfinder des Schauspielerpreises
Der 2012 erstmals verliehene Deutsche Schauspielerpreis geht auf eine Idee Monots aus dem Jahr 2010 zurück. Der Preis wird seitdem jährlich vom Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler in sechs Kategorien verliehen. Bei der ersten Verleihung führte Monot an der Seite von Stefanie Sick als Moderator durch den Abend und gehörte der Jury an. (KK)