Sie jodelt, seit sie vier Jahre alt ist

Brauchtum & Geschichte

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Als Solojodlerin nimmt Jana Fischer (21) aus Zug am Zentralschweizerischen Jodlerfest in Andermatt teil.

  • Jana Fischer – hier in ihrer reich verzierten Luzerner Festtagstracht – in der Zuger Altstadt. (Bild§ Roger Zbinden)
    Jana Fischer – hier in ihrer reich verzierten Luzerner Festtagstracht – in der Zuger Altstadt. (Bild§ Roger Zbinden)

Steinhausen – Durch ihren Vater, der während 33 Jahren aktives Mitglied des Steinhauser Jodlerklubs Bärgblueme war, wurde Jana Fischer aus Zug schon früh geprägt. Als dann das Kinderjodelchörli Zugerland ins Leben gerufen wurde, war sie mit erst vier Jahren von Anfang an dabei. «Ich sang zwölf Jahre lang mit, bis der Chor sich schliesslich mangels Mitgliedern auflöste», erzählt sie. Seither ist die ausgebildete Floristin im Duett oder als Solistin unterwegs und nimmt an Wettkämpfen teil.

Mit dem Lied «E fröhliche Geissbueb» von Max Huggler wird Jana Fischer den Wettkampf am Zentralschweizerischen Jodlerfest in Andermatt vom 17. bis 19. Juni bestreiten. Begleitet wird sie vom Akkordeonisten Niklaus Hess.

Gemeinschaftsgefühl an Jodlerfesten

Bei der Liedauswahl sei ihr der Text sehr wichtig, betont die Jodlerin. «Ich muss mich damit identifizieren können. Dann singe ich das Lied mit Freude.» Ihr Wahlstück für Andermatt erzählt die Geschichte eines Geisshirten, der seine Tiere ruft und mit ihnen auf die Alp steigt. «Es ist ein Liebesbeweis an seine Eltern, die Heimat und die Tiere.»

Die 21-Jährige mag zwar die moderne Literatur, liebt aber auch die altbekannten traditionellen Jodellieder. «Es ist so schön, wenn an einem Jodlerfest plötzlich jemand im Festzelt ein Lied anstimmt, das alle mitsingen, weil sie es einfach kennen.» Dabei entstehe Nähe und ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl.

Gemeinsam mit ihrem Bruder Pascal hat Jana Fischer zusätzlich mit Schwyzerörgeli-Unterricht begonnen. «Wir sind erst am Anfang, aber es macht uns grossen Spass, und wir wollen später gemeinsam musizieren», sagt sie begeistert. Was sie gar nicht leiden kann, ist respektloses Verhalten. «Die Schweizer Volksmusik und ihre Traditionen sind mir wichtig. Ich kann es nicht ausstehen, wenn sich Leute darüber lustig machen.»

Meist seien es Jugendliche, die es einfach nicht besser wüssten. «Bei den meisten Zuhörenden, seien es Touristen aus dem In- und Ausland, löst der Gesang Interesse, grosse Anerkennung und Freude aus. Das spornt mich immer wieder zum Üben und Trainieren an.»

Unterricht in klassischem und Jodelgesang

«Während der Coronazeit orientierte ich mich neu: Ich wechselte zu einer anderen Jodelgesangslehrerin und begann, zusätzlich Unterricht in klassischem Gesang zu nehmen.» Ein Wechsel sei manchmal wichtig, um neue Impulse durch andere Lehrpersonen zu erhalten. «Meine frühere Jodelgesangslehrerin riet mir zu diesem Schritt.» In den vergangenen zwei Jahren habe sie deshalb grosse Fortschritte gemacht und das Vertrauen in ihren Körper zurückgewonnen.

Dieses war der jungen Frau ein Stück weit abhandengekommen nach einem schlechten Erlebnis vor vier Jahren, ausgerechnet an der Hochzeit ihres Bruders. «Die Nervosität schnürte mir die Kehle zu, sodass ich Mühe hatte, die hohen Töne rein zu singen.» Das Publikum habe zwar nichts bemerkt, aber für sie selbst sei dies ein herber Rückschlag gewesen. «Inzwischen habe ich gelernt, mit der Nervosität umzugehen und mich nicht mehr so stark unter Druck zu setzen.»

Selbst erarbeitete, mentale Übungen helfen ihr dabei. «Es ist wichtig, dass ich während eines Vortrags jede gesungene Strophe abschliesse und loslasse, egal, wie gut sie gelungen ist, damit ich mich ganz auf das konzentrieren kann, was noch vor mir liegt.» Eine weise Einsicht, die wohl auch fürs Leben im Allgemeinen gilt.

Luzerner Trachten mit Silberschmuck

Bei Auftritten und Wettbewerben trägt Jana Fischer entweder eine reich mit Silberschmuck verzierte Stadtluzerner Festtagstracht aus dem Jahr 1992 oder die rund 80-jährige Luzerner Werktagstracht ihrer eigenen Urgrossmutter.

«Für welche ich mich entscheide, kommt aufs Wetter an. Die Werktagstracht ist ein wenig leichter und luftiger geschnitten als die Festtagstracht mit ihrem hochgeschlossenen Kragen und dem engen Mieder.» Entsprechend reich mit Knöpfen und Bändern ausgestattet, dauert das Anlegen Letzterer rund 20 Minuten und ist ohne Hilfe nur schwer zu bewerkstelligen.

Nächstes grosses Ziel nach Andermatt ist für die Solojodlerin das Eidgenössische Jodlerfest in Zug nächstes Jahr. Darauf freut sie sich schon heute sehr. Vielleicht wird sie bis dahin bereits Mitglied in einem lokalen Chor sein. Doch sie will sich damit Zeit lassen. «Es muss passen, vor allem zwischenmenschlich», ist sie überzeugt. (Text von Cornelia Bisch)

Das Zentralschweizerische Jodlerfest in Andermatt findet vom 17. bis 19. Juni statt. Jana Fischer wird das Lied «E fröhliche Geissbueb» von Max Huggler mit Akkordeonbegleitung von Niklaus Hess am 18. Juni um 13.46 Uhr vortragen.