Faszinierende Bilderwelten aus Holz

Kunst & Baukultur

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Der Chamer Erich Zihlmann ist einer von wenigen Zeitgenossen, die das Intarsienhandwerk beherrschen und aktiv pflegen. In Zug präsentiert er seine faszinierende Arbeit erstmals der Öffentlichkeit.

  • Alles aus reinem Holz: Erich Zihlmann zeigt eine Auswahl seines Schaffens der vergangenen 25 Jahre. (Bild Matthias Jurt)
    Alles aus reinem Holz: Erich Zihlmann zeigt eine Auswahl seines Schaffens der vergangenen 25 Jahre. (Bild Matthias Jurt)

Cham – Ist von Intarsien die Rede, mag man in erster Linie an antikes Mobiliar oder ein barockes Chorgestühl in einer Kirche denken. Da finden sich diese aufwendigen, filigranen Holzmosaike als kostbares Zierelement, das nicht zuletzt auch repräsentativen Charakter hat. Das Intarsien-Kunsthandwerk ist eine von denjenigen Fertigkeiten, welche dem Aussterben anheimzufallen drohen. Fachleute sind heutzutage mehr als rar.

Zu den wenigen, welche das Intarsienhandwerk beherrschen und aktiv ausüben, gehört der Chamer Erich Zihlmann (*1972). In der Zuger Altstadt zeigt er die Früchte seines Handwerkes nun zum ersten Mal im Rahmen einer Einzelausstellung. Von Intarsien war Zihlmann bereits fasziniert, bevor er wusste, was es überhaupt ist – sein Grossvater hatte solche angefertigt. «Diese habe ich immer und immer wieder bewundert», erinnert er sich. Die Arbeit mit Holz sollte denn auch seine Berufslaufbahn prägen. Zihlmann wurde Schreiner und kam da bereits im ersten Lehrjahr mit der Intarsie in Berührung. Die kindliche Faszination war nach wie vor da, nun wollte er das Handwerk auch selber ausüben – als Hobby. «Ja, so wuchs ich da hinein. Es wurde immer mehr, ich schaute mich nach diversen Lieferquellen für allerhand Hölzer um.»

Von rudimentär zu ungemein filigran

Der beeindruckende, mehrheitlich autodidaktische Reifeprozess, welchen der Chamer über 25 Jahre hinweg durchlaufen hat, ist in der Werkwahl seiner Ausstellung ablesbar. Seine frühen Arbeiten sind tendenziell grossteilig, im Detail noch eher rudimentär. Bald folgten grössere und erheblich aufwendigere Projekte, die so filigran sind, dass selbst die kleinsten Farbabstufungen wirken, wie in einem altmeisterlichen Gemälde. Holzpartikel, die den Bruchteil eines Millimeters messen, sind in den ausgereiften Werken zuweilen tausendfach verarbeitet. «Ich selbst bin oft heute noch beeindruckt, wie vielfältig das Holz als Material ist und wie unterschiedlich gar innerhalb ein- und derselben Holzart die Farbnuancen und Maserungen sein können», sagt Erich Zihlmann und betrachtet ein grosses quadratisches Intarsienbild, welches ein üppiges Pflanzendickicht mit allerlei Blattwerk zeigt.

«Die grosse Herausforderung bei der Intarsienarbeit ist nicht mal unbedingt der Herstellungsprozess, sondern das Finden des richtigen Holzfarbtons.» Ebenso aufschlussreich hinsichtlich Vielfalt des verarbeitbaren Holzes ist eine grosse Vedute der Stadt Luzern. Eine Ansicht Zugs vom See her wirkt fast fotografisch, dasselbe gilt für den Kolinplatz mit Zytturm, den Lauerzersee mit den Mythen oder die klassische Ansicht des alten Zermatts mit dem «Horu» im Hintergrund. Eines der Hauptwerke in der Ausstellung ist eine grosse Intarsienversion von Konrad Grobs Gemälde von Winkelrieds Tod in der Schlacht bei Sempach, «naturgetreu» umgesetzt in all ihrer Detailvielfalt. «Meine Motive suche ich zum einen in der Malerei des 19. Jahrhunderts», sagt Erich Zihlmann. Da sind es vor allem die damals gängigen Landschaftsideale, die ihm imponieren und die er in seinen Intarsien aufgreifen und wiedergeben will.

Kunst und Alltag als Inspiration

«Zum anderen sind es Sujets, die mir zufällig begegnen.» So etwa ein Wald auf der Lenzerheide, der während eines Spazierganges von der Vormittagssonne so einzigartig erleuchtet war, dass Zihlmann das Szenario ablichtete und davon gleich mehrere Holzversionen anfertigte. Eine gar mit seinem Sohn mit drauf, wie er nach Eichhörnchen Ausschau hält.

Neben Bildern zeigt Zihlmann auch eine Auswahl an Holzschatullen, die er einerseits eigens konzipiert und angefertigt, andererseits mit einem Sujet im Deckel versehen hat, selbstverständlich als Intarsie. «Ich sehe mich nicht als Künstler, sondern vielmehr als Handwerker», sagt Erich Zihlmann, der über eine Zusatzausbildung als Möbelrestaurator verfügt und heute in der Hauswartung beim Kanton Zug arbeitet. Für ihn ist das Intarsienlegen nach wie vor eine reine Freizeitbeschäftigung. «Mein Werkräumchen dient mir als Rückzugsort zum Abschalten und zur Erholung vom Alltag.»

Erich Zihlmann würde sich wünschen, dass das Intarsienhandwerk auch in der Zukunft einen Bestand hätte und weitergegeben würde. Er selber ist darin so meisterlich gereift – davon zeugen die ausgestellten Exponate –, dass er es durchaus unterrichten könnte, wie er sagt. Wenn er in der Ausstellung vor Ort ist, zeigt er Interessierten gerne seine Technik, für die es erstaunlich wenig Werkzeug braucht. «Wer weiss, vielleicht gebe ich dereinst Kurse.» (Text von Andreas Faessler)