Ein Ständchen für Verliebte

Coutumes & histoire, Musique

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Für einen Korb mit Wein und Krapfen singen Gruppen für verliebte Paare mal witzig, mal romantisch, aber stets stimmungsvoll.

  • Die Sängerinnen und Sänger der Gruppe I cantarelli geben alles und singen aus ganzem Herzen. Andere schauen gespannt nach dem Korb. (Bilder Stefan Kaiser)
    Die Sängerinnen und Sänger der Gruppe I cantarelli geben alles und singen aus ganzem Herzen. Andere schauen gespannt nach dem Korb. (Bilder Stefan Kaiser)

Zoug – Gestern Abend zeigte sich die Zuger Altstadt wieder einmal von ihrer romantischsten Seite: Am traditionellen Chrööpfelimee besuchten 14 Gesangsgruppen frisch verliebte Paare und brachten unter deren Fenster ein Ständchen dar mal romantisch, mal witzig, aber stets stimmungsvoll. Zugegeben, sie singen natürlich nicht ganz umsonst. Als Entgelt lassen die Paare, die traditionellerweise im letzten Jahr geheiratet haben oder deren Hochzeit bald ansteht, einen Korb mit Wein und Krapfen zu den Sängerinnen und Sängern herunter.

Freude am Singen

Franco Muff ist bereits zum 15. Mal mit der Gesangsgruppe I cantarelli dabei. «Wir sind einfach eine Gruppe von Laien, die viel Freude am Singen haben. Ein Diplom braucht man dafür nicht», erzählt er. Bei zehn Pärchen singen sie an diesem Abend. Ihr Repertoire umfasst in diesem Jahr ausschliesslich Mundartlieder. «Es ist ein wunderschöner Brauch, und es freut mich zu sehen, dass das Bedürfnis immer noch vorhanden ist.»

Eine reine Chrööpfelimee-Gesangsgruppe ist «Füür und Flamme». Christoph Huwyler ist seit sechs Jahren mit dabei. «Ein Kollege hat mich angefragt, ob ich mitmachen möchte. So bin ich dann dazugekommen und habe mich in diesen Brauch verliebt», erzählt er. Huwyler sieht sein Engagement auch als Beitrag zur Aufrechterhaltung des Brauchtums. «Wenn keiner mehr hingeht, stirbt dieser Brauch irgendwann aus. Zum Glück ist das Chrööpfelimee aber immer noch sehr gefragt.»

Ein Tänzchen in Ehren

Auf dem Landsgemeindeplatz singt derweil die Gruppe Cantori Contenti in Cowboy-Kostümen vor einem mit roten Ballons und «Love»-Schild dekorierten Fenster. Mit «Save the last dance» entlockt sie dem Liebespaar sogar eine kurze Tanzeinlage. «Ich liebe diesen Brauch, er ist einfach romantisch und wunderschön», sagt Hildegard Kaufmann von Cantori Contenti. Die Gesangsgruppe ist eigentlich ein Chor und feierte in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen. «Das Chrööpfelimee-Singen ist ein fester Teil unseres Jahresprogramms. Diesmal heisst unser Motto ‹Cowboys und Cowgirls›, passend dazu singen wir auch ausschliesslich Lieder auf Englisch.»

Dank des schönen Wetters verfolgen auch am späteren Abend noch zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer jeden Alters die Gesangsgruppen auf ihren Touren durch die Zuger Altstadt bis hinaus ins Hertiquartier. «Wir standen auch schon in strömendem Regen da und haben gesungen, halt einfach ohne viel Publikum. Aber natürlich ist es immer stimmungsvoller, wenn noch viele Menschen da sind, die klatschen und uns unterstützen», erzählt Hildegard Kaufmann und singt weiter.

Das Chrööpfelimee-Singen findet jeweils am Sonntag nach der Fasnacht statt und zählt zu den wohl traditionellsten Zuger Bräuchen. Bereits 1847 wurde der Anlass zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Organisiert wird er seit 2008 von der Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute. Der Wunsch nach «Chrööpfli mee» gab dem Brauch den Namen. (Natalia Widla)