Eine Passion für das Kunsthandwerk
Kunst & Baukultur
Die Baarerin Barbara Baumann verwandelt Fundstücke, Stoffe und Symbole in poetische Objekte, welche Volkskunst, Spiritualität und Ästhetik vereinen.
Baar – In der Galerie glitzert es golden und silbern von den Wänden durch die vielen, kleinformatigen Objekte und Bilder. Die Baarer Künstlerin hat sie alle in den letzten beiden Jahren geschaffen. Viele der Arbeiten beruhen auf ihrem grossen Interesse am klösterlichen Kunsthandwerk, das sie neu interpretiert und worüber sie zusammen mit Trudi Ziegler-Baumann ein Buch verfasst hat. Dazu kamen spannende Inspirationen durch ihre Aufenthalte in Indien und Sri Lanka, denn sie interessiert sich besonders für Volkskunst und Kulturtechniken.
An der Vernissage vom vergangenen Samstag sagte Barbara Baumann: «Mich beeindruckte dort die sicht- und hörbare Spiritualität in dieser armen Umgebung, in den Bussen und Häusern, es war eine Mischung von verschiedenen Religionen.» Mit solchen Eindrücken zurück in der Schweiz habe das auch ihre Klosterarbeiten und das weitere Schaffen beeinflusst. Barbara Baumann erstellt jedoch keine neuen religiösen Objekte, sondern macht bewusst, dass auch bei uns Anhänger, Bildli und Figürli als religiöse Symbole oder auch im Volksglauben früher oft eine Rolle spielten.
Quadrate und Kreise als ordnende Elemente
Es sind meist Fundstücke, kostbare und entsorgte, die sie in die Objekte einfügt und – asiatisch inspiriert – mit glitzernden und farbenfreudigen Materialien verbindet. Die quadratischen Textilien sind mit Perlen, vielfältigen Pailletten, religiösen Anhängern und Kreuzen verziert, mit Symbolen oder symmetrischen Mustern bestickt. Quadrate und Kreise sind bei Barbara Baumann wichtige, «weil ordnende» Elemente. Manche ihrer Arbeiten sind Votivtafeln ähnlich, andere sind in alten Rahmen gefasst und beeindrucken durch ihre aufwendige Gestaltung mit Blumen- und Blätterranken aus winzigen Perlenketten sowie Malereien. Andere zeigen auf schmalen Leisten Geschichten mit Tieren in der Natur.
Alltagsgegenstände verarbeitet
Daneben gibt es auch papierne Patchworks, wo sie Stücke aus Postkarten herausgeschnitten und neu zusammengesetzt hat, jedoch die beschriftete Seite nach aussen. «Die persönlichen Schriften sind wie Zeichen zu lesen, das ist auch Kulturarbeit. Bei solchen Arbeiten tauche ich oft in die Vergangenheit ein. Wenn sie fertig ist, kann ich sie aber gut loslassen», sagt sie.
Alle Werke sind handwerklich präzis gearbeitet und ästhetisch gestaltet. Wie Barbara Baumann sagt, finde sie die Materialien in den Ferien, in Brockenhäusern, auf Flohmärkten oder im eigenen Estrich. «Ich habe eine grosse Sammlung von alter Mode, ja selbst ‹Güsel›. Da entsteht sogar, so wie hier, aus einem alten Putzlumpen ein Werk.»
Grundsätzlich möchte sie bei ihrem Thema bleiben, doch momentan schwebt ihr die Idee durch den Kopf, sich einmal für ein oder zwei Jahre auf ein Motiv, wie beispielsweise einen Vogel, zu konzentrieren. Diese Tiere gebe es in allen Kulturen, in einer unglaublichen Vielfalt.
Barbara Baumann (60) ist in Walchwil aufgewachsen, heute lebt und arbeitet sie in Baar. Ihr handwerkliches Können basiert auf einer Lehrerausbildung, später war sie in der Erwachsenenbildung, im Asylwesen als Atelierleiterin und als Schulmediothekarin tätig. Vor 15 Jahren ist sie zu neuen Ufern aufgebrochen, wirkt auch als Sachbuchautorin und schafft kreativ, wo sie in der Tätigkeit auch deren meditative Seite schätzt. Sie sagt: «Ich gehe jeden Tag ins Atelier, dort bin ich gerne und habe meinen Freiraum.»
HinweisDie Ausstellung der Werke von Barbara Baumann läuft bis 4. Januar 2026, sie ist geöffnet: Mo, Do, Fr: 14 – 18 Uhr, Sa: 10 – 16 Uhr, Galerie Billing, Haldenstrasse 1, Baar. (Text: Monika Wegmann)
