Könnerinnen spielen in Rotkreuz

Musik

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Ziel der Reihe «Abendbier mit Klavier» ist es, die klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

  • Ursula Sarnthein (links) und Marian Rosenfeld in Rotkreuz. (Bild Jan Pegoraro)
    Ursula Sarnthein (links) und Marian Rosenfeld in Rotkreuz. (Bild Jan Pegoraro)

Rotkreuz – Wenn man an klassische Musik denkt, dann denkt man oft an pompöse Konzertsäle, in denen ein herausgeputztes und informiertes Publikum den Klängen eines Orchesters lauscht. Ein Bild, das die Luzerner Pianistin Marian Rosenfeld ändern will. Im Jahre 2019 hatten Rosenfeld und ihr Agent Markus Marthaler eine Idee: Die klassische Musik für Menschen erschliessbar zu machen, die nicht zum klassischen Publikum gehören. Damit wollten die beiden das Stigma um die Musik eliminieren, dass diese nur in grossen Sälen vor entsprechendem Publikum gespielt werden könne, und man die Materie verstehen müsse, um sie geniessen zu können.

Was aus dem Gedankenexperiment entstand, ist ein neues Format, das «Abendbier mit Klavier» heisst. Schon bei der zweiten Durchführung in Schlieren ZH konnten 70 Personen empfangen werden. Darum wurde entschieden, das Konzept auszuweiten. Marian Rosenfeld sagte dazu: «Ein wichtiger Aspekt war es, dass die Qualität dabei nicht verloren geht.»

Bach, Mozart und Schubert in Rotkreuz

Am Dienstagabend fand im Saal der Musikschule in Rotkreuz das zweite Konzert in diesem Rahmen statt. Markus Marthaler sagt zur Begrüssung stolz, dass sich die Anzahl Gäste auf etwa 50 verdoppelt habe seit der ersten Durchführung in Rotkreuz. Als Gastmusikerin mit von Partie war Ursula Sarnthein, eine gelernte Violinistin, die den Abend mit der Bratsche – für den Laien auf den ersten Blick wie eine grössere Violine erscheinend – begleitete.

Die Deutsche, die von 2017 bis 2021 das Privileg geniessen konnte, die «Stradivari Gibson»-Geige zu spielen, ergänzte die Stücke mit ihren warmen Klängen vorzüglich. Die beiden spielten ein Stück von Bach, das von Rosenfeld als ein «musikalisches Kaleidoskop» bezeichnet wurde, ein Stück von Mozart, das von tiefem Liebeskummer geprägt ist, und ein Stück von Schubert, der laut den Musikerinnen stets zwischen Glück und Verzweiflung schwankte.

Der Name «Abendbier mit Klavier» steht symbolisch für die Eliminierung der Barriere zwischen Publikum und der klassischen Musik. Rosenfeld ist der festen Überzeugung, dass die Botschaft der Kunst zu wertvoll sei, um sie nur wenigen vorzubehalten. Das Bier nimmt dabei eine symbolische Rolle ein, während der direkte Kontakt zu den Musikerinnen und Musikern wahrhaftig ist. Aufgrund der individuellen Klasse, die Rosenfeld und ihre Gastmusikerinnen und Gastmusiker mit sich bringen, ist die erwähnte Sorge bezüglich Qualitätsverlust völlig unbegründet. Die gelehrte Pianistin Rosenfeld spielte im Laufe ihrer Karriere in führenden Häusern in Berlin, London, Prag und Wien. Ebenfalls darf sie sich als Gewinnerin zahlreicher Preise wie dem internationalen ARD-Wettbewerb oder Studienpreisen des Migros-Genossenschafts-Bundes zählen.

Künftig möchte sie das Konzept ausbauen: «Die Kulturzentren in der Schweiz sind oftmals Luzern, Bern oder Zürich, doch Orte wie Rotkreuz sollten ebenfalls belebt werden.» Wichtig ist ihr, die Musik als Ressource für die Menschen zugänglich zu machen. Und der Konzertbesuch soll finanzierbar sein. Darum ist der Eintrittspreis mit 20 Franken tief angesetzt. Das nächste Konzert in dieser Reihe in Rotkreuz findet am 6. Dezember im Saal der Musikschule statt. Als Gast wird Marian Rosenfelds Bruder Rafael den Abend mit dem Violoncello begleiten. (Text von Jonas Indra)