«Es geht in die richtige Richtung – aber das wurde auch Zeit»

Film & Multimedia, Literatur & Gesellschaft

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Der Chamer Jahn Graf (31) moderiert die Sendung «Para-Graf 2020», die derzeit auf SRF zwei anlässlich der Paralympics ausgestrahlt wird.

  • Jahn Graf mit der Sportlerin Edith Wolf-Hunkeler im Fernsehstudio. (Bild SRF)
    Jahn Graf mit der Sportlerin Edith Wolf-Hunkeler im Fernsehstudio. (Bild SRF)

Cham – Was löst es in Ihnen aus, dass Sie die Sendung «Para-Graf 2020», das Herzstück der TV-Berichterstattung zu den Paralympics, moderieren dürfen?

Jahn Graf: Es ist eine grosse Ehre für mich, und es macht mich sehr stolz, dass ich den Parasport einem breiten Publikum näherbringen darf. Meiner Meinung nach ist der Parasport heutzutage noch immer zu wenig präsent in den Medien. Es geht in die richtige Richtung – aber das wurde auch Zeit.

Was für Beiträge werden in dieser Sendung gezeigt?

Wir zeigen Tagesaktuelles, Highlights, aber auch Hintergrundberichte. Jeden Tag ist ein Gast zu Besuch. Das sind ehemalige Parasportler, Politiker oder aber auch Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Am meisten freue ich mich, die Vielfalt des Parasports zu zeigen. Oftmals denkt man primär an die Leichtathleten, weil sie in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich waren. Mittlerweile gibt es in der Schweiz aber auch sehr gute Tennisspielerinnen oder Dressurreiter.

Die Sportlerinnen und Sportler haben ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen. Wie kommt es da trotzdem zu einem fairen Wettkampf?

Es gibt verschiedene Klassifizierungen, und damit stellt man sicher, dass es fair bleibt. Die Rumpfstabilität ist beispielsweise ein Faktor, der mitentscheidet, in welcher Kategorie eine Person startet.

Wie schätzen Sie die Chancen der Schweizer Delegation an den Paralympics ein?

Die Schweiz hat viele gute Athletinnen und Athleten, und es gibt den einen oder anderen Topshot. In der Leichtathletik haben beispielsweise Manuela Schär oder Marcel Hug, so glaube ich, gute Chancen eine Medaille nach Hause zu bringen.

Wie wichtig sind die Paralympics aus Ihrer Sicht?

Die Paralympics sind sehr wichtig. Sie sind ein bedeutendes Instrument für die Sichtbarkeit der Beeinträchtigten. Doch die Beeinträchtigungen sollen nicht immer im Vordergrund stehen. Die Athletinnen und Athleten wollen und sollen nicht nur wegen ihres Handicaps bewundert und anerkannt werden, sondern für ihre sportlichen Leistungen.

Welche Bedeutung haben die Paralympics in der Schweiz?

Der Parasport ist sehr wichtig in der Schweiz. Er motiviert Menschen mit Behinderung, sich zu bewegen, und das wiederum ist für diese Menschen von grosser Bedeutung.

Treiben Sie auch Sport?

Ich war früher vor allem Sportkonsument. Das heisst, ich habe sportliche Ereignisse schon immer gerne und viel verfolgt, aber selbst nicht viel Sport getrieben. Mittlerweile gehe ich viel ins Fitness, damit ich agil bleibe. Ich habe eine Personaltrainerin.

Wie ist der Alltag als Beeinträchtigter heutzutage?

Als Mensch mit Behinderung muss man sich immer noch viel erkämpfen und oftmals den ersten Schritt machen. Ich sehe ein, dass wir auf die Menschen zugehen müssen, wenn wir Veränderungen wollen. Bei politischen Angelegenheiten oder wenn es beispielsweise um Barrierefreiheit geht, müsste aber meiner Meinung nach von der Gesellschaft ein bisschen mehr kommen.

Interview: Lea Langenegger

Hinweis
Jahn Graf sitzt wegen einer Erkrankung des zentralen Nervensystems im Rollstuhl. Er ist auf Youtube («Jahns rollende Welt») aktiv. «Para-Graf» läuft montags bis samstags ab 19 Uhr.