Wird die Trump-Skulptur in Zug ausgestellt?

Kunst & Baukultur

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Die Zuger Galerie Gleis 4 verzichtet darauf, Donald Trump am Kreuz am Bahnhof Basel zu zeigen. Die Verantwortlichen erklären diese Entscheidung – und prüfen andere Standorte.

  • Zuvor war die Skulptur im Mai an der Kunstmesse Art Austria in Wien zu sehen. Rechts: Melanie und Konrad Breznik führen die Galerie Gleis 4 am Bahnhof Zug. Bilder: zvg, Matthias Jurt (27. 7. 2024)
    Zuvor war die Skulptur im Mai an der Kunstmesse Art Austria in Wien zu sehen. Rechts: Melanie und Konrad Breznik führen die Galerie Gleis 4 am Bahnhof Zug. Bilder: zvg, Matthias Jurt (27. 7. 2024)
  • Zuvor war die Skulptur im Mai an der Kunstmesse Art Austria in Wien zu sehen. Rechts: Melanie und Konrad Breznik führen die Galerie Gleis 4 am Bahnhof Zug. Bilder: zvg, Matthias Jurt (27. 7. 2024)
    Zuvor war die Skulptur im Mai an der Kunstmesse Art Austria in Wien zu sehen. Rechts: Melanie und Konrad Breznik führen die Galerie Gleis 4 am Bahnhof Zug. Bilder: zvg, Matthias Jurt (27. 7. 2024)

Zug – Schon bevor sie in der Schweiz offiziell präsentiert wurde, gab es Diskussionen über eine 1,40 Meter grosse Skulptur des US-Präsidenten Donald Trump. Die Darstellung ist brisant: Trump trägt einen orangen Sträflingsanzug und hängt gefesselt an einem Kreuz, das an Pritschen in US-amerikanischen Hinrichtungszellen erinnert. Mit dem Titel «Saint or Sinner?» – Heiliger oder Sünder? – entfacht der Londoner Künstler Mason Storm eine internationale Debatte über Moral und Macht.

Das Kunstwerk sorgte bereits auf der Kunstmesse Art Austria in Wien für Aufsehen und war dort laut den zuständigen Galeristen das meistfotografierte Werk. Nun wird es von den Zuger Kunstschaffenden Konrad und Melanie Breznik der Galerie Gleis 4 ausserkantonal präsentiert. Wo genau, ist laut Melanie Breznik noch nicht klar. Wegen möglicher Störaktionen – etwa mit Wasserpistolen – wird die Präsentation jedoch voraussichtlich nicht am Bahnhof Basel SBB stattfinden. Momentan sind die beiden Galeristen auf der Suche nach einem anderen Ausstellungsort.

Melanie und Konrad Breznik, das Werk «Saint or Sinner» ist politisch kon­trovers. Han­delt es sich bei dessen Ausstellung um eine be­wusste Provokation, oder was wollten Sie mit dem Werk erreichen?

Melanie und Konrad Breznik: Zunächst: Wir sind nicht die Schöpfer des Werkes, sondern der Künstler Mason Storm. Die Frage, was er mit dem Werk erreichen will, müsste also ihm gestellt werden. Wir haben das natürlich getan, bevor wir uns entschieden haben, das Werk zu zeigen, weil wir das unterstützen. Es ist an der Zeit für so ein Werk, denn es ist auch Zeit für solche Diskussionen. Ob bequem oder nicht.

Das Kunstwerk behandelt ein aus unserer Sicht sehr wichtiges und tiefgründiges Thema. Es fordert uns auf, Verantwortung in Bezug auf Moral zu übernehmen. Gerade durch das Zollthema wurde es noch aktueller. Wollen wir wegen Zöllen schweigen und nur Zeugen sein, wie Menschen und Nationen tyrannisiert werden? Wollen wir das akzeptieren und die Augen verschliessen bei dem, was gerade passiert? Epstein, ICE, Israel, Iran und neu auch der Zollterror gegen die Schweiz? Wollen wir aus vorauseilendem Gehorsam verhindern, dass dieses Werk Trump verärgern könnte und somit zugeben, dass wir eine Gesellschaft von Bücklingen sind, die wegen Angst vor Zöllen solch ein Verhalten akzeptiert? Was sagt das über uns aus?

Auf den Punkt gebracht: Was sagen wir unseren Kindern, die sehen, was Menschen wie Trump tun – und wie wir darauf reagieren? Wir haben es gesehen: Man reagiert mit Forderungen, das Werk nicht zu zeigen, da es Trump verärgern könnte. Dafür stand die Schweiz bisher noch nie, das ist ein neues Verhalten. Welche Vorbilder sind wir nun für die nächste Generation?

Die Galerie Gleis 4 schlug mit dem Werk ordentlich Wellen, diese sogar über die Schweizer Grenzen hinaus. Waren Sie vom Ausmass der Reaktionen überrascht?

Wir haben damit gerechnet, dass es Resonanz geben wird. Mit so viel Aufmerksamkeit hingegen nicht.

Es gab nicht nur positive Rückmeldungen. Was halten Sie von der Kritik, und wie gehen Sie mit dieser um?

Jeder Fussballtrainer beispielsweise muss mit Kritik umgehen können, die Bundesregierung muss momentan wohl noch mehr Kritik aushalten. Mit Kritik können wir umgehen. Wer als ernsthafte Galerie wahrgenommen werden möchte und dann nur Bilder von Kühen, Bergen und Seerosen zeigen will, aus Angst vor Kritik, der sollte es unserer Meinung nach bleiben lassen. Jeder Baumarkt verkauft mittlerweile solche Bilder, dafür braucht es ja keine Galerien mehr.

Hat das Werk auch für Zug eine Bedeutung? Wird es noch in Zug ausgestellt?

Das Werk wurde bereits am Tag nach der Ankündigung der Ausstellung verkauft. Der Käufer ist sehr daran interessiert, es als Leihgabe an Museen und Kunsthäuser zu geben. Was das Kunsthaus Zug angeht, da ist im Moment viel in Bewegung. Es gab mutige Entscheidungen in letzter Zeit, zwar erst mal nur personell, aber möglicherweise wird das Kunsthaus auch im Programm etwas mutiger mit einer neuen Führung. Das wird sich noch zeigen.

Was es für Zug bedeutet, das wissen wir nicht. Aber wir haben ja auch schon lange ein anderes Werk, das auf 2×2 Metern Trump als Lego-Figur zeigt. Auch dieses ist hoch politisch, und man findet sehr viele Anspielungen darin zu aktuellen Themen. Das hat man in Zug gar nicht wahrgenommen. Momentan hängt es im Shed-Club, wird aber demnächst nach Basel gehen.

Hinweis

Das Interview wurde schriftlich geführt.


(Text: Valérie Kälin)