Veränderlichkeit der Zeit am See beobachtet

Kunst & Baukultur

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Henry Bachmann liegt der Zugersee buchstäblich zu Füssen. Irgendwann drückte er mit der Kamera ab, Pinsel und Farben kamen später dazu.

Zug – Schon sehr früh am Morgen begibt sich Henry Bachmann als erstes auf seinen Balkon in der Altstadt und schaut auf den See hinaus. «Für mich ist er am schönsten, wenn es gerade Tag wird und das Licht kommt», schwärmt Henry Bachmann. In der Frühe sei der Zugersee tiefblau, im Laufe des Tages verändere er seine Farben, ebenso je nach Wetterlage oder Jahreszeit. «Vor Jahren wollte ich einen solchen Moment mit der Kamera festhalten. Irgendwann waren es viele Momente geworden», erinnert sich der 66-Jährige heiter.

Farbige Ode an die Natur

Dieses Naturmotiv fasziniert ihn derart, dass Henry Bachmann es auf unzähligen Fotos und mit seiner Malerei festhält. Eine Auswahl dieser Arbeiten bilden jetzt die Werkschau II, die unter dem Titel «Die Veränderlichkeit der Zeit» aktuell in der Altstadt Zug gezeigt wird. Aus der Riesenmenge an digitalen Fotos hat Henry Bachmann zusammen mit der Kuratorin Salome Kuratli eine Auswahl getroffen. Und die Begeisterung des Fotografen über sein Hauptmotiv ist nachvollziehbar, wenn man die Farbigkeit sieht, die der See zeigt, ein Spektrum, das von Grau, Rot-, Blau- bis zu Grüntönen reicht. «Da ist nichts mit Photoshop verändert worden, alles ist natürlich», beteuert Bachmann.

Auf einer Serie bildet der Chamer Kirchturm stets den Orientierungspunkt in der Mitte des Horizontes. Je nach Kameraeinstellung hat Bachmann ihn nah, fern und weit angepeilt: «Meist fotografiere ich mit der Automatik, zudem habe ich nur ein Objektiv, ein Tele 300.» Natürlich hat auch er den berühmten Zuger Sonnenuntergang festgehalten, bei dem eine gleissende Spiegelung auf der Seeoberfläche entsteht. Doch der Fotograf zeigt mehr, es ist ein Spektrum der Landschaft rechts und links über dem See. Für die Nachtaufnahmen, auf denen der Mond im See seine Spuren zieht, hat Bachmann lange Belichtungszeiten gewählt: «Hierzu musste ich die Kamera aufs Geländer stellen.»

Ein Autodidakt

Zur Malerei ist Henry Bachmann vor rund zehn Jahren durch Zufall gekommen. «Auslöser war eine Rotko-Ausstellung», erinnert er sich. Dessen vielschichtige schlichte Bilder gefielen ihm. Das sei der Grund gewesen, dass er malen wollte und als Autodidakt zuerst einmal gelernt habe, Farbe anzumachen. Heute malt Bachmann mit Acryl auf Leinwand. Der See mit atmosphärisch wechselndem Hintergrund stellt oft das Basismotiv dar. Grossflächig trägt er die Farben auf: «Die Sujets entstehen spontan, beim Malen fliesst es. Allerdings trage ich die Farben sehr dünn auf, manchmal liegen 50 bis 60 Schichten übereinander, weshalb meine Bilder diese Tiefe zeigen.» Aufgefallen ist ihm, dass seine Werke je nach Beleuchtung anders wirken. Und man könne einige von ihnen durchaus breit- oder hochformatig aufhängen.

Henry Bachmanns Arbeiten füllen die Altstadthalle. Unter dem Dach sind zudem zwei Videoinstallationen zu sehen, die Salome Kuratli mit seinen Fotos zusammengestellt hat. Für sie ist der Zuger wie ein «Schwamm», der alles vom Zugersee aufsaugt.

Grössere Formate

Neuerdings hat Henry Bachmann begonnen, noch grössere Formate zu wählen. Allerdings setze ihm seine Maltechnik mit dünnen Farben eine Grenze: «Sie trocknen zu schnell, obwohl beim spontanen Malen nicht zuletzt der Zufall eine Rolle spielt.» Bachmann war früher als Bauingenieur im Brückenbau tätig. Heute stellt er gerne fest: «Nach dem Berufsleben ist das Malen für mich eine Seelentherapie.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung «Die Veränderlichkeit der Zeit – Malereien & Fotografien vom Zugersee», Werkschau II von Henry Bachmann ist in der Altstadthalle Zug bis 1. November zu sehen, sie ist geöffnet: Mo–Fr 14–20 Uhr, Sa + So 10–18 Uhr.