Wenn Bauröhren und Gasflaschen klingen

Musik

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Die Musikschule Hünenberg feierte den Auftakt zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum mit einem «Klangweg».

  • John Voirol (von links), Patricia Draeger, Jean-Pierre Maillard, Andy Mattle und Sergej Simirev. (Bild Jan Pegoraro)
    John Voirol (von links), Patricia Draeger, Jean-Pierre Maillard, Andy Mattle und Sergej Simirev. (Bild Jan Pegoraro)

Hünenberg – «Die Vorbereitung für diese Ausstellung mit selbst gebauten Instrumenten hat vor einem Jahr begonnen», erzählt Beat Bürgi, Leiter der Musikschule Hünenberg, als er mit strahlendem Gesicht und bunten Luftballons die Gäste begrüsst, die sich am Freitagabend auf dem Areal des Ziegeleimuseums in Hagendorn eingefunden haben. Schülerinnen und Schüler der zweiten Oberstufe der Schulen Hünenberg haben im Wahlfach Werken selber Instrumente konzipiert und gebaut. «Heute Abend werden hier fünf davon der Öffentlichkeit auf einem Klangweg vorgestellt», so Bürgi.

David Schnurrenberger, Fachlehrer Werken, schildert den Werdeprozess: «Ausgegangen sind wir von einfachen Fragen: Wie bringt man eine Schnur zum Klingen? Wie verändert man einen Ton in Höhe, Lautstärke und Qualität? Die Schüler mussten forschen, notieren, rechnen und bauen, allein oder in einer kleinen Gruppe.»

Kiesel, Sand und ein Eishockey-Puck

Es habe verschiedene Kriterien gegeben: Die Instrumente sollten eine stabile Intonation haben, für die Installation im Freien robust und langlebig und zudem optisch ansprechend sein. Und schon erklingt unter dem Vordach der Ziegelei vor den zahlreich herbeigeströmten Kindern, Eltern und Lehrpersonen die erste der fünf «Klanginstallationen», ein mannshohes Windspiel aus Bauröhren: Der Schlägel besteht aus einem Eishockey-Puck, die Töne sind harmonisch aufeinander abgestimmt und der Klang fügt sich wunderbar in eine Musikimprovisation mit Saxofon, Querflöte, Trompete und Akkordeon, welche von fünf Lehrpersonen der Musikschule dargeboten wird.

Die zweite und die fünfte der Installationen werden von den Jugendlichen vorgestellt, die sie entworfen und gebaut haben. «Wir sind ein bisschen nervös, vor so vielen Leuten sprechen zu müssen», haben Mischa Stutz, Noah Gretener und Mattias Mendoza vor ein paar Minuten zugegeben, aber jetzt machen sie das souverän: «Diese farbigen Röhrchen auf einem Gestell, das sind Maracas, die wir mit verschiedenen Inhalten gefüllt haben; Kiesel, Sand, Steinchen oder Reis.» Gitarrenlehrer Martin Schmid hat offenbar extra einen Schweisskurs besucht, um das robuste Metallgestell herzustellen, welches die kleinen Rasseln zusammenhält.

«Das Vorbild für unsere sogenannten Tankdrums stammt aus Hawaii», berichten Ronja Stemmler und Lea Iten. Sie erwarben leere Gasflaschen, sägten ihnen den Boden ab und reihten sie aneinander. Das Instrument imponiert nicht nur visuell: Den improvisierenden Musiklehrpersonen fällt dazu ein hüpfendes Tanzstückchen ein.

Auf dem Holzsteg des Ziegelei-Teiches schliesslich sind zwei Instrumente miteinander verbunden – ein Glockenspiel aus pentatonisch gestimmten Vierkant-Elementen mit Regenrohren. Zwischen Binsen und Weiden inspirieren sie die Musiker zu einem melancholischen Herbstlied. Abgerundet wird der Klangweg-Abend durch die heitere Performance des Basler Klangtüftlers Lukas Rohner, der Musik aus Milchkannen, Velorädern und Staubsaugerrohren zaubert und am Ende die Kinder zu einem gemeinsamen «Orchester aus 20 Grauhörnern» einlädt. Die Kleinen blasen, bis ihnen schwindlig wird, und können fast nicht mehr aufhören. (Dorotea Bitterli)