Sie holt die Blumenwiese ins Haus

Kunst & Baukultur

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Die Zugerin Françoise Nussbaumer bringt mit «My beautiful garden» farbenfreudige Kompositionen in die Galerie Renggli.

  • Françoise Nussbaumer liess sich von ihrem Garten inspirieren. (Bild Alexandra Wey)
    Françoise Nussbaumer liess sich von ihrem Garten inspirieren. (Bild Alexandra Wey)

Zug – Wenn Françoise Nussbaumer vom Val Müstair spricht, wo sie seit einigen Jahren im kleinen Dorf Fuldera lebt, beginnt sie zu strahlen. Dort erlebt die Zugerin die Natur pur. Sobald sie in ihrem kleinen Häuschen die Tür aufmacht, blickt sie in die Landschaft. «Ich lebe wie auf einer Insel – mitten darin – und werde draussen täglich inspiriert. Mir gefällt die harmonische Natur, die Stille und Unberührtheit.» Diese Begeisterung hat ihre Bildsprache verändert, ihr neue Impulse vermittelt. Sie fliessen und sprühen förmlich aus ihren aktuellen Werken von «My beautiful garden», mit denen sie derzeit die Galerie Renggli bespielt. Die Vernissage war am vergangenen Samstag.

Da gibt es neue Kompositionen mit kraftvollen Magerwiesen – mit einer schier unglaublichen Blütenpracht – die den Sommer spürbar werden lassen und andere, die eine Wildnis ohne menschliche Eingriffe zeigen. Um diese Naturräume mit ihrer ausdrucksstarken Ölmalerei auf die Leinwand zu bannen, hat Françoise Nussbaumer wieder vermehrt grösser gearbeitet, sie sagt: «Diese Landschaft ruft nach grossen Formaten.»

Muscheln und goldene Kugeln

Auf ihren Reisen, die sie und ihr Partner in den letzten Jahren nach Frankreich und Südspanien führten, war sie draussen oftmals mit der Pochade-Box unterwegs, sodass sie spontan ein interessantes Motiv vor Ort malen konnte. Bei den bis über zwei Meter grossen Werken aus dem Val Müstair sei dies jedoch nicht möglich, so habe sie jeweils Fotos gemacht und die Bilder nachher in Ruhe im Atelier realisiert. «Jede Landschaft auf meinen Bildern habe ich selber erlebt.» Das Thema «My beautiful garden» hat François Nussbaumer gewählt, weil es mit ihrem «inneren Garten» in Zusammenhang steht. Es sei ihr zudem klar geworden, dass das Schöne, dass man auf Reisen finden könne, hier fast greifbar vor der Haustüre liege.

Symbolische Elemente und Naturräume

Geheimnisvoll erscheinen daneben die Darstellungen der stimmungsvollen Naturräume, die mit Objekten und symbolischen Elementen kombiniert sind. Das ermöglicht es der Künstlerin, einen variantenreichen zwei- oder dreidimensionalen Farbraum zu gestalten und Spannung ins Bild zu bringen. So fallen besonders die Werke mit den schwebenden Muscheln auf, vor realistischem oder stilisiertem Hintergrund, oft in Verbindung mit einer goldenen Kugel. «Die Muscheln haben etwas Meditatives, sie sind mit fragilen Pflänzchen, kleinen Vögeln kombiniert oder mit Wasser kombiniert – immer in Zwiesprache mit dem Hintergrund», erläutert Françoise Nussbaumer, und sie ergänzt: «Die Muschel erinnert mich an Botticellis Geburt der Venus. Sie symbolisiert für mich das Weibliche oder die Geburt von etwas, wie den Neuanfang. Wie mich die Natur unglaublich inspiriert, bin auch ich offen für Neues: Die Muschel potenziert diese Inspiration.» Für Françoise Nussbaumer steht sie zudem für die Dreidimensionalität und die Kugel für den Überfluss, «wie die Sonne hängt sie über der Muschel». Oft ist sie mit farbenfreudigen stilisierten Pflanzen- und Blumenmotiven kombiniert, ähnlich den Tapisserien.

Blumen teilweise extra bestellt

Während Stillleben mit Obstarrangements oder das Meer immer wieder in ihrem Oeuvre erscheinen, sind die Wiesenmotive ganz neu. Dazu passt die Serie der farbenprächtigen Blumensträusse, welche die Künstlerin in kühleren Zeiten oft extra in einer Gärtnerei bestellt, um sie zu malen. Noch immer ist Françoise Nussbaumer (74) passioniert und voller Schaffensfreude, obwohl sie für so manches Bild mehrere Wochen braucht: «Ich gehe immer wieder darüber. Das Malen ist für mich eine meditative Arbeit, die von einem inneren Prozess begleitet wird, – und es fliesst noch immer.»

Hinweis

Die Ausstellung von Nussbaumer läuft bis 1. Oktober in der Galerie Renggli, Ober Altstadt 8: Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr.