Musik für die Seele als Antwort auf die Weltlage
Musik
Das Duo Praxedis präsentiert ein Bouquet an Spirituals und Gospels – alles eigenhändige Arrangements für Harfe und Piano. Es sollen hoffnungsvolle, klingende Lichtblicke sein in Zeiten von Krieg, Not und Unsicherheit.
Zug – Seit 15 Jahren zelebriert das Duo Praxedis Einheit und Ebenbürtigkeit zweier Instrumente: Harfe und Klavier fungieren auf Augenhöhe, eine Kombination, die bis ins frühe 20. Jahrhundert geläufig, ja selbstverständlich war. Tonangebende Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts haben Literatur für Klavier und Harfe verfasst, bis diese Gattung mit dem Ableben Claude Debussys und Maurice Ravels ihr Ende fand.
Das Zuger Mutter-Tochter-Gespann mit Harfenistin Praxedis Hug-Rütti und Pianistin Praxedis Geneviève Hug verfolgt die gemeinsame Mission, einerseits vergessenes Notenmaterial für Harfe/Pianobesetzung aus Archiven zu bergen, es aufzubereiten und einzuspielen. Andererseits schaffen die beiden eigenständig entsprechende Arrangements bestehender Kompositionen, um sie als Duo neu zu interpretieren.
Im Frühjahr 2023 hat das Duo Praxedis eine Stiftung gegründet mit genau diesem Zweck: den einst klassischen Musikstil Harfe/Piano zu analysieren, erforschen und aufzuarbeiten – in Zusammenarbeit mit Musikschaffenden und Fachleuten (www.stiftungharfeklavier.com).
Drei Jahre intensiver Arbeit
Zahlreiche Konzerte und Tonträgerveröffentlichungen säumen die gemeinsame Karriere der beiden Zugerinnen. Mit ihrer neusten CD betreten die beiden jetzt musikalisches Neuland: Das Album «Hope» umfasst insgesamt 23 Spirituals und Gospels, jenes charakteristische Liedgut mit meist religiösem Inhalt, das in der Zeit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten hauptsächlich von der afroamerikanischen Bevölkerung geprägt worden ist und heute als populäres und identitätsstiftendes Kulturgut hohe Anerkennung findet.
Mit viel Aufwand und Fleiss haben Praxedis Hug-Rütti und Praxedis Geneviève Hug die ausgesuchten Spirituals eigenhändig als reine Instrumentalinterpretationen für Harfe und Piano umgeschrieben respektive neu arrangiert. Über drei Jahre hat dieser Prozess in Anspruch genommen. «Es ist eine Musikgattung, die uns schon immer sehr zugesagt hat, weil sie uns tief berührt», erklären die beiden dazu. «Die spirituellen Inhalte haben eine meditative Wirkung und strahlen Hoffnung und Zuversicht aus. Genau das braucht es in unruhigen, von Krieg, Not und Angst geprägten Zeiten wie diesen.»
Ob es nun bekannte Hymnen wie «Amazing Grace» sind oder auch seltener gehörte Spirituals – in einer Harfe-Piano-Besetzung sind sie hiermit zum ersten Mal in so ausgereifter Form zu hören. Das sanfte Spiel Praxedis Hug-Rüttis an ihrer kostbaren Horngacher-Harfe im Duett mit den zart perlenden Klängen von Praxedis Geneviève Hugs Steinway-Flügel wird der Seele dieser Musik auf der ganzen Linie gerecht, hebt ihre Vielschichtigkeit hervor. Und das Fehlen des gesungenen Liedtextes geht nicht auf Kosten der Wirkung dieser besonderen Musikgattung – im Gegenteil: In einer immer säkulareren Gesellschaft vermittelt die Musik so ihre Botschaft auf eine zeitgemässe Weise, reduziert auf ein menschliches, von explizit religiösen Inhalten unabhängiges Grundbedürfnis: dem hoffnungsvollen Verlangen nach Frieden, Eintracht, Liebe.
Besinnliche CD-Taufe in Zug
«Angesichts des gegenwärtigen Weltzustandes ist es aus unserer Sicht der richtige Zeitpunkt, dieses Album zu veröffentlichen», sagen die beiden Musikerinnen einstimmig. Eine konzertante Kostprobe geben sie im Bistro der Gewürzmühle Zug am Sonntag, 22. September, um 11 Uhr im Rahmen einer Matinée und zugleich CD-Taufe. Der Eintritt zum Konzert ist frei (Kollekte). Die Veranstaltung findet in fakultativer Verbindung mit einem Sonntagsbrunch statt (von 10 bis 14 Uhr, Reservation: bistro@gewuerzmuehle.ch).
(Text: Andreas Faessler)