Den Weihnachtsstand neu erfinden

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Der bisherige Weihnachtsstand-Betreiber zwischen Metalli und Neustadt-Passage sagte kurzfristig ab. Es übernimmt eine Zuger Kreativagentur.

  • Haben gemeinsam den Weihnachtsstand im Eiltempo gebaut, von links: Rafael Casaulta, Julian Wasem, Laura Hürlimann, Micha Gerhard und Vivienne Züsli. (Bild Matthias Jurt)
    Haben gemeinsam den Weihnachtsstand im Eiltempo gebaut, von links: Rafael Casaulta, Julian Wasem, Laura Hürlimann, Micha Gerhard und Vivienne Züsli. (Bild Matthias Jurt)

Zug – «Fancy!» sagt eine Besucherin und trinkt einen Schluck Glühwein. «Einladender als Festbänke» ergänzt ihre Kollegin am Stehtisch. Gleich daneben hat eine Gruppe junger Erwachsener Platz genommen. «Mal öppis anders, so ‹modern christmas style›.» Dass die Installation Farben und Formen der grossen Skulptur auf dem Platz aufnimmt, gefalle sehr.

Der Weihnachtsstand namens «karo kariert» steht seit vergangenem Samstag zwischen Metalli und Neustadt-Passage. Das Angebot besteht aus Raclette, Knoblibrot, Glühwein, Punsch und Co. Kreiert hat ihn die Zuger Kreativagentur «Gäggeligääl» von Laura Hürlimann (29) und Rafael Casaulta (30). Die beiden sind in der Kultur-Szene durch die Organisation von Events wie der «KUNSTpause» oder «Rock the Docks» bekannt. Wie kommt die Kreativagentur dazu, einen Weihnachtsstand zu bauen? Hürlimann, die neben Casaulta Platz genommen hat, holt aus.

Ein Ort für Begegnungen

«Ende Oktober hat der bishe­rige Betreiber infolge Personalmangel abgesagt.» Da auch keine anderen Gastro-Unternehmen aus der Metalli kurzfristig einspringen konnten, suchte die Eigentümerin des Platzes dringend nach einer Lösung. Hürlimann erhielt einen Anruf von einer Pfadi-Kollegin, die für die Eigentümerin tätig ist: «Kennt ihr jemanden?» «Ei­gentlich können wir das selber machen», sagte sich das Duo von Gäggeligääl.

Die Vision: «Ein cooler Ort für ein Get-together zu schaffen, unabhängig vom Weihnachtskitsch», sagt Hürlimann. «Wir wollten etwas machen, was zum Platz passt – kein Fremdkörper.» Also orientierte man sich an der mächtigen Skulptur, die mitten auf dem Platz steht.

«Die grosse Plastik ist gäbig»

Das dreiteilige Kunstwerk «Signpost for Ideas» wurde 1996 vom New Yorker Künstler Matt Mullican angefertigt und gehört der UBS. Wie auf der Homepage der Stadt Zug zu lesen ist, hat der Künstler den einzelnen geometrischen Elementen «individuelle Bedeutungen in Bezug auf das menschliche Leben zugemessen». Die rote Kugel etwa steht für das Denken. Casaulta: «Die grosse Plastik ist gäbig, durch ihre einfachen Formen und Farben liess sich einfach daran anknüpfen.» Das Resultat kommt bei den Besuchenden gut an. Nur einer sagt, in die bereitgestellte Decke eingewickelt: «Ich als Gfrörli hätte mir Schutzwände gegen die Kälte gewünscht – oder eine Wärmelampe». Casaulta: «Wir wollten bewusst eine offene Installation mit Durchsicht bauen, die Begegnungen ermöglicht.» Die grösste Herausforderung beim Bau: die Zeit. «Es war ein grosser Kraftakt, das Projekt in zwei Wochen umzusetzen», sagt Casaulta. Möglich sei dies gewesen, da weitere Kunstschaffende im hauseigenen Atelier kurzfristig Zeit zur Mitarbeit gefunden hätten.

Das Kollektiv baute den Stand in zwei Wochen

Etwa der Zuger Architekt Micha Gerhard oder der Zuger Produktdesigner Julian Wasem. Letzterer hat sich mittlerweile ebenfalls der Runde angeschlossen: «Wenn du die Möglichkeit hast, einen dir bekannten Ort mitzugestalten, musst du sie einfach ergreifen.»

Im Gegensatz zu früheren Arbeiten von ihm, etwa Inneneinrichtungen von Büros, sehe er hier auch das Endresultat. Wasem ist zudem einer von den acht, die im angemieteten Container Essen und Getränke verkaufen. Der Erlös soll die Kosten decken. Eine Platzmiete musste die Kreativagentur nicht bezahlen, da sie in die Bresche sprang.

Ob der Stand auch nächstes Jahr wieder anzutreffen ist, steht noch nicht fest. Die Meinung der anfangs erwähnten Gruppe ist schon gemacht: «Von mir aus könnte man ihn das ganze Jahr stehen lassen.» (Text von Fabian Gubser)

Hinweis
Die Öffnungszeiten bis Weihnachten: Montag bis Freitag: 16 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag: 11.30 bis 18 Uhr.