Der Donnerkeil von Rotkreuz
Kunst & Baukultur
Die eindrückliche Steinskulptur auf dem Dorfmattplatz erinnert an ein archaisches Wurfgeschoss, das im Stein stecken geblieben ist.
Rotkreuz – Der Dorfmattplatz von Rotkreuz ist nicht gerade der Inbegriff eines hübschen Aufenthaltsortes. Zwischen Buonaserstrasse, Gemeindeverwaltung und Holzunterstand am Bahnhof dominiert viel Grau. Doch das Ortszentrum wird sich in den kommenden Jahren verändern. Die Gemeinde Risch und die SBB planen Neubauten an der Stelle des Zentrums Dorfmatt sowie des Bahnhofgebäudes. In diesem Zug soll auch der Dorfmattplatz umgestaltet werden.
Obwohl ebenfalls grau, ist sie ein echter Hingucker: die Steinskulptur, die heute mitten auf dem Platz steht und den Namen «Donnerkeil» trägt. Sie soll auch künftig ihren Standort im Herzen von Rotkreuz behalten, wie die Nachfrage bei der Gemeinde zeigt: «Ziel ist es, einen geeigneten Platz innerhalb der Neugestaltung des Zentrums für die Skulptur zu finden, die Teil des Rotkreuzer Kunstpfads ist», heisst es.
Skulptur hiess zuerst «Flug um Zug»
Nach der Einweihung des Zentrums Dorfmatt – geplant vom Zuger Architekten Fredy Schmid – im November 1986 führte der Gemeinderat zwei Projektwettbewerbe für die Umgebungsgestaltung durch. Einerseits ging es um die Freiraumgestaltung, das heisst um die landschaftsarchitektonische Planung. Andererseits wurden verschiedene Künstler eingeladen, an einem Wettbewerb für die Gestaltung mehrerer Standorte teilzunehmen. Vorgabe beim Dorfplatz war «ein einheitlicher künstlerischer Ausdruck für die verschiedenen Funktionen des Platzes», wie es im Programm des Projektwettbewerbs 1987 hiess.
Das Preisgericht entschied sich für die Skulptur des Zürcher Steinbildhauers Roland Hotz (geboren 1945), die damals noch «Flug um Zug» hiess. Im Bericht hiess es: «Das Projekt wurde grundsätzlich als herausragende künstlerische Leistung, als kühner Wurf gewürdigt. Er überzeugt durch seine kompromisslose Formgebung, seine plastische Kraft und Dynamik.»
Gemäss Informationen der Gemeinde verzögerte sich die Umsetzung nach der Zusage, zumal der Stein zuerst gebrochen und die Arbeit im Freien während der warmen Jahreszeit erfolgen musste. Die Skulptur, die nun den Namen «Donnerkeil» trug, wurde schliesslich am 1. August 1991 eingeweiht – gemeinsam mit dem Alterszentrum Dreilinden und der Freiraumgestaltung des Platzes.
«Ein archaisches Wurfgeschoss»
Der «Donnerkeil» ist aus Tessiner Gneis und 6,2 Meter hoch. Er ist angeschraubt auf einer Stahlplatte und steht genau im Gleichgewicht. «Die Keilform erinnert an ein archaisches Wurfgeschoss, das wie vom Himmel gefallen und im Steingrund stecken geblieben ist», heisst es in einer Broschüre der Kulturkommission von 2002 zum Rotkreuzer Kunstpfad. Der Name «Donnerkeil» lasse die Vorstellung an einen Göttergewaltigen wach werden, «der mit seinem Jagdinstrument oder Spielzeug etwas nachlässig umgegangen ist und es an die Menschen verloren hat».
Der Stein wirke trotz seiner Grösse nicht bedrohlich, der Skulptur hafte im Gegenteil etwas Schwereloses, Elegantes an. «Der abgerundete spitzauslaufende, sich im unteren Schenkel verjüngende Keil kann schliesslich als Balanceakt zwischen Schwere des Materials und Leichtfüssigkeit der Form gelesen werden.»
Im Chamer Villette-Park hat der gleiche Künstler übrigens ein ähnlich eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen: der «Ikaros», der aus dem Zugersee ragt und gerne von Seevögeln besucht wird. «Ikaros» erinnert wie der «Donnerkeil» an einen Bumerang und ist anlässlich der Feierlichkeiten zu 700 Jahren Eidgenossenschaft im Jahr 1991 entstanden. (Text: Rahel Hug)