Das Warten hatte ein Ende

Musik

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Die Harmoniemusik Oberägeri meisterte den Spagat zwischen traditioneller und moderner Blasmusik.

  • Jung und alt sind dabei: Die Harmoniemusik Oberägeri zählt rund 30 aktive Mitglieder. (Bild Alexandra Wey)
    Jung und alt sind dabei: Die Harmoniemusik Oberägeri zählt rund 30 aktive Mitglieder. (Bild Alexandra Wey)

Oberägeri – «Wunderschön ist es, wieder in diesem Rahmen zu musizieren», sagt Dirigent Thomas Ruckli inmitten der Musikantinnen und Musikanten der Harmoniemusik Oberägeri (Hamu), die sich während der Pause im ­Foyer der Maienmatt angeregt unterhalten. Es sei zwar eine Herausforderung gewesen, die Motivation für das geplante Programm über zwei Jahre hinweg aufrechtzuerhalten, doch «die Spielfreude war immer da».

Das merkt man, vor allem beim zweiten, hinsichtlich der Stückauswahl moderneren Teil des Konzerts: Für ein älteres ­Pärchen im Publikum gehörte etwa der Mundartklassiker «S’Zündhölzli» von Mani Matter zu den Höhepunkten. Das erfrischende Arrangement begeisterte sowohl mit fast sehnsüchtigen als auch plötzlich swingenden Variationen.

Das Publikum lässt sich anstecken

Ebenfalls nichts anbrennen lässt der Traditionsverein beim «80er Kult(tour) Medley»: Die Interpretation von verschiedenen Melodien aus genanntem Zeitraum zählt für den Dirigenten aufgrund der Tempo- und Rhythmuswechseln zum schwierigsten Vorhaben des Abends. Spätestens hier beginnt der Funken auf das Publikum überzuspringen: Aus dem wippenden Fuss wird ein Mitklatschen.

Wohl sind es nicht nur die groovigen und bekannten Melodien, die weder die Musizierenden noch das Publikum kaltlassen, sondern auch der Umstand, dass wirklich alle Register mit Solos glänzen dürfen: etwa eine Posaune beim «Zündhölzli», die Saxofone bei den 80er-Melodien und die Trompeten bei der letzten – wieder eher klassischen – «Finkensteiner Polka».

Bei diesen Solos drückt sich die Freude aus, nach der langen Coronazeit wieder zusammenzuspielen. Schlagzeuger Geri von Rickenbach, der schon seit fast 20 Jahren Mitglied ist, erinnert sich während der Pause an die Proben in Kleinstformationen, die bis in den Februar hinein stattfanden: «Das war nicht einfach, da man nie ein Gesamtbild hatte.»

Zudem sei es für den Vorstand schwierig gewesen, weil er die Konzerte zeitlich immer weiter nach hinten schieben musste. Von Rickenbach hält fest: «Es ist schön, wieder unter normalen Bedingungen zu spielen.»

Ein Mitglied ist seit 50 Jahren aktiv

Der erste Konzertteil überzeugt, auch wenn sich sowohl die Musizierenden als auch das Publikum anfangs noch aufwärmen: Nach dem lustig-geheimnisvollen Marsch «Army oft the Nile» und einer schon schnelleren «Festivus Fanfare» kommt die Hamu beim Stück «Seagate Overture» von James Swearingen so richtig in Fahrt. Die treuen Mitglieder der Hamu mussten wohl nicht so viel üben wie die jüngeren Jahrgänge – die Nummer trugen sie 2006 mit Erfolg an einem Wettbewerb vor.

Dass es zurzeit nicht einfach ist, neue Mitglieder zu akquirieren, macht Moderation und Perkussionistin Regula Berger klar, indem sie das Publikum darauf Aufmerksam macht, dass sich die zurzeit 30-köpfige Harmoniemusik über Zuwachs freut.

Wie als Beweis, dass es denjenigen gefällt, die schon dabei sind, ehrt die Formation ihren Es-Horn-Spieler Alois Henggeler für sein 50-jähriges Mitwirken – in denen er praktisch jede Probe besuchte und sich auch hinter den Kulissen engagierte. Und freute sich über drei neue Mitglieder in diesem Jahr, das Jüngste erst 14 Jahre alt. (Text von Fabian Gubser)