Der Vergangenheit auf der Spur
Letteratura & società, Questo e quello
Die Korporation gibt zum 600-Jahr-Jubiläum der Gemeinde ein Buch heraus. Das Werk richtet den Blick über das eigene Territorium hinaus.
Ab und zu wirft Korporationspräsident Thomas Suter einen Blick zu den aufziehenden Wolken. «Ich denke, wir haben Glück», sagt er zuversichtlich. Dabei füllt sich der Platz hinter der stolzen «Wart» mit zahlreichen Gästen, darunter Landammann Beat Villiger und der Hünenberger Gemeinderat. Schon stimmt das Chörli «Blaui Faden», angeleitet von Barbara Suter, ein Lied an.
Dritter Anlass zur 600-Jahr-Feier
Weshalb hier mit der Vernissage für das Buch «Geschichte und Entstehung der Korporation Hünenberg» der dritte Höhepunkt der gemeindlichen 600-Jahr-Feier stattfindet, erläutert Suter am Freitagabend mit launigen Worten: «Es liegt nicht am heissen Wetter oder der Raumknappheit, sondern an der Einfachheit von Schopf und Kiesplatz.» An diesem Ort seien vor 600 Jahren die Hünenberger Bauern vor Ritter Hartmann VIII. vorstellig geworden mit der Bitte, ihnen sein Land und Recht rund um die Stammburg zu verkaufen. Damals hätten die Bauern kaum genug zum Leben gehabt. «Weder Velos, Autos noch Elektrizität. Gemüse, Gewürze und Salz waren eine Seltenheit», zählt Suter auf und ergänzt: «Ein bisschen Demut steht uns gut an, auch vor dem unglaublichen Willen und der Kraft unserer Vorfahren, die damals mit 198 zusammengekratzten Golddukaten ihr eigenes Land, ihre Heimat, durch den Kauf von Ritter Hartmann VIII. sichern konnten.»
Diese Episode ist im neuen Buch enthalten, das Thomas Suter präsentiert. «Im ersten Teil gehen wir in Hünenberg auf Spurensuche, beginnend bei der Burgruine, dem Loskauf bis zum Umsturz des alten Regimes 1798.» Von den acht Autoren werde ebenso das politische und soziale Umfeld der Region in den letzten 600 Jahren beleuchtet.
Ein langer Weg
Die Entstehung der Korporationen im Kanton, die aus mittelalterlichen Genossenschaften hervorgegangen sind, und speziell derjenigen von Hünenberg ist ein weiteres spannendes Thema. Nicht immer verlief alles in Eintracht. Ende des 18. Jahrhunderts gab es Konflikte zwischen Genossen und Beisassen, die Miteigentum und Anteil am Nutzen verlangten, und manche hitzige Versammlung artete nicht selten in eine Schlägerei aus. Die heutige Form der Korporation Hünenberg basiert auf der Kantonsverfassung von 1848. Doch erst im Jahre 1873 wurden die Korporationen des Kantons Zug zu öffentlich-rechtlichen Körperschaften.
Die Korporation Hünenberg ist 166 Jahre alt und zählt 20 Korporationsgeschlechter. Neben dem grossen Land- und Waldbesitz gehören ihr Liegenschaften wie die Wart, die Burgruine, das Schützenhaus, der Lindenplatz sowie Wohnbauten. Die vierte Gemeinde im Dorf hat sich positiv entwickelt, wie das attraktiv gestaltete Buch in Text und Bild dokumentiert. Die Korporationsversammlung hatte für das Projekt einen Kredit von 150 000 Franken gesprochen.
Unbekannte Details
Nachdem Christian Raschle und Klaus Meyer einen Ausschnitt vorgelesen haben, präsentiert Thomas Suter die erste Ausgabe des Buches. Er ist sichtlich stolz auf das gelungene Werk, das er 2011 initiiert hat. Ihm sei gleich klar gewesen, dass ein Buch im Hinblick auf das 600-Jahr-Jubiläum der Gemeinde Hünenberg nicht nur von der Korporation handeln sollte. Die gelungene Verbindung von Historie und Gegenwart verdeutlicht auch das Vorwort von Landammann Beat Villiger, Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann und Korporationspräsident Thomas Suter.
Die Frage, ob die Spurensuche zu neuen Erkenntnissen geführt habe, bejaht Suter sofort: «Die letzten Funde der Archäologen bei der Burgruine sind im Buch integriert worden.» Dank der beteiligten Fachleute sei man auf unbekannte Details gestossen. «Wir durften spezielle Orte besuchen, beispielsweise den Bauern, der die ersten Hagelraketen verwendete. Im Wald gibt es ein eingezäuntes Haus, ein früheres Munitionsdepot. Das war selbst für uns etwas Neues», sagt Suter strahlend. (Monika Wegmann)
HinweisDas Buch «Entstehung und Geschichte der Korporation Hünenberg» kann auf der Kanzlei der Korporation, Waldhaus 3, für 48 Franken bezogen werden.