Jodel AG singt nur für Verliebte

Brauchtum & Geschichte, Musik

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Dieses Jahr bestreitet der reine Männerverein seinen 25. Auftritt am Zuger Chrööpfelimee-Abend.

  • Die Jodel AG mit Urgestein Gianni Bomio (Zweiter von rechts) am letztjährigen Chrööpfelimee bei einem Paar in der Zuger Ober Altstadt. (Bild Matthias Jurt)
    Die Jodel AG mit Urgestein Gianni Bomio (Zweiter von rechts) am letztjährigen Chrööpfelimee bei einem Paar in der Zuger Ober Altstadt. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Vier Proben, ein Auftritt und dann wieder elf Monate Funkstille: So funktioniert die Zuger Jodel AG, ein reiner Männerchor, seit 26 Jahren. Am kommenden 26. Februar, dem Sonntag nach Aschermittwoch, treten die 25 Sänger zwischen 40 und 70 Jahren zum 25. Mal auf.

«Ursprünglich stammen wir aus drei verschiedenen, gemischten Chrööpfelimee-Gesangsgruppen», erzählt der Urzuger Gianni Bomio, der als Sänger seit über 50 Jahren keinen Chrööpfelimee-Abend auslässt. Die basisdemokratisch geführten Gruppen hätten mehr diskutiert als gesungen, sodass das Resultat aus Sicht einiger Teilnehmer unbefriedigend ausgefallen sei. «Also schlossen wir uns zu einer eigenen, reinen Männergruppe zusammen.» In dieser Gruppe, aus der später ein einfacher Verein wurde, herrschten von Anfang an klare Regeln. «Wir erscheinen im immer gleichen, gelb-orangen Bauarbeitertenü mit Helm. Wir entwerfen selbst Mundarttexte zu drei bekannten, eigenhändig vier- bis sechsstimmig arrangierten Pop- , Rock- oder Jazzsongs, setzen unseren traditionellen Jodel an den Anfang und klingen mit einem von zwei Schlusssongs aus», erklärt der 66-Jährige. Dieses Jahr stehen Stücke von Nena, Opus und Hecht auf dem Programm.

Männergruppe mit klaren Regeln

Er selbst ist es, der jeweils die witzigen Texte um Lust und Tücken der Zweisamkeit entwirft. «Jeder hat seine Aufgabe. So funktioniert das bestens. Viele von uns sind schon über 15 Jahre lang dabei.» Und einige wenige aus den eigenen Reihen, so auch Gianni Bomio, haben einmal selbst mit ihrer Angebeteten oben am Fenster gestanden. Als langjährige Dirigenten und teilweise auch Arrangeure fungierten Paul-André Läng und Jimmy Muff. Nun schon zum zweiten Mal dabei ist Dirigentin Daniela Brantschen. Eine Frau an der Spitze eines so überzeugten Männerchors? Gianni Bomio winkt ab: «Sie macht das super mit uns. Wir sind sehr froh, sie zu haben.» Gesponsert vom Bauunternehmen Hodel AG, welches den wackeren Sängern seit je her zwei Firmenwagen für den Transport von Fenster zu Fenster zur Verfügung stellt, überlegten diese, wie sich der Firmenname auf den beiden Wagen mit möglichst wenig Aufwand in einen einprägsamen Chrööpfelimee-Namen umwandeln liesse. «Wir kamen auf Jodel AG, da mussten wir nur den Anfangsbuchstaben ändern», sagt Bomio schmunzelnd. Einfach, schlicht und klar, wie der Verein selbst, dessen Slogan fortan lautete: «Absperren ist unsere Stärke!»

Anders als die anderen Gesangsgruppen, meldet die Jodel AG ihren Besuch jeweils im Voraus schriftlich bei den Paaren an und setzt ausserdem ein Inserat ins Zuger Amtsblatt, in dem sie ihr «Kultursponsoring» ankündigt. Bei den Auftritten unter den Fenstern der Verliebten sperren die Bauleute jeweils mit der Begründung die Umgebung ab, es sei sonst gefährlich, wenn etwas herunter komme. Ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse der Zuhörenden, auch ordentlich Wein und Chrööpfeli abzuseilen.

Eine feste Grösse

Der Erfolg gibt ihrem einfachen Konzept recht: Die Jodel AG ist über die Jahre zur festen und bekannten Grösse am Tag der Verliebten in Zug geworden. «Manche Paare senden uns Karten aus den Flitterwochen. Das freut uns immer sehr.» Sind die letzten Töne verklungen, verteilen die gelb Gewandeten und Behelmten unverzüglich und ebenfalls nach festgelegten Regeln ihre Wein- und Chrööpfeliausbeute und sagen Tschüss bis zum nächsten Jahr. (Text von Cornelia Bisch)

Hinweis
Das Chrööpfelimee findet am 26. Februar statt. Kurz entschlossene Chöre und Paare können sich noch bei Chrööpfelimee-Meister Martin Kühn anmelden auf chroopfelimee@schneiderzunft.ch oder über www.schneiderzunft.ch