Schauergeschichten neu erzählt

Literatur & Gesellschaft, Brauchtum & Geschichte

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Die Geschichtenerzählerin Maria Greco nahm die Besucherinnen und Besucher des Baarer Lichterwegs mit auf eine Reise durch die Geheimnisse, die sich rund um die Gemeinde und die Region ranken.

  • Der Sagenrundgang führt an der Kapelle Heiligkreuz vorbei. (Bild Stefan Kaiser)
    Der Sagenrundgang führt an der Kapelle Heiligkreuz vorbei. (Bild Stefan Kaiser)
  • Maria Greco war an allen Stationen in ihrem Element. (Bilder Stefan Kaiser)
    Maria Greco war an allen Stationen in ihrem Element. (Bilder Stefan Kaiser)

Baar – Eine Lichterkette räkelt sich am Fuss der Baarburg den Hang hoch und erleuchtet spärlich die Dunkelheit der anbrechenden Nacht. Dabei tanzt jedoch ein kleines warmes Licht aus der Reihe. Im Gegensatz zu den 1500 anderen LED-Lämpchen bewegt sich dieses Licht, stoppt hin und wieder und setzt sich danach erneut in Bewegung. Diese Laterne wird nämlich getragen von der Mythen- und Sagenerzählerin Maria Greco.

Die Geschichtenerzählerin weiht die Besucherinnen und Besucher der «Sagentour» vom Sonntagabend in die Geheimnisse ein, die sich rund um die Gemeinde Baar und ihre Umgebung ranken. Mit ihrer rauen Stimme kann sie dem doch besinnlichen Lichterweg einen schaurigen Beigeschmack einhauchen, sodass die Zuhörerinnen und Zuhörer sich öfters um die eigene Achse drehen müssen, um sicherzustellen, dass sich kein Geist in ihrer Gegenwart befindet.

Eine Magd ertränkte ihren Säugling im Brunnen

Denn unzählige Jahre vor dieser Sagentour trug sich in der Nähe eines Hofs beim Schwarzenbach im Grüth in Allenwinden eine traurige Tat zu. Eine von Sorgen geplagte Magd gestand, ihr unehelich geborenes Kind im Brunnen ertränkt zu haben. Ihr Gewissen liess die junge Frau nicht mehr schlafen, da Erscheinungen ihres Babys sie in ihren Träumen heimsuchten. So kam es, wie es kommen musste, und ihre Gräueltat geriet ans Licht. Für dieses schwere Verbrechen wurde die Todesstrafe verhängt und so fand die Frau ihren Weg in den Tod. Ihren Frieden fand sie aber nicht mit ihrem Sterben. Sie geisterte weiterhin viele Jahre umher und wenn heute die Kirchenuhr in Allenwinden Mitternacht schlägt, können die Bewohnerinnen und Bewohner noch immer die Wehklagen der Magd hören.

Maria Grecos Begeisterung für genau solche Sagen hat vor fast 20 Jahren eine Obwaldner Geschichtenerzählerin ausgelöst. Dies veranlasste sie, sich selbst nach Erzählungen in Zug umzuhören. Auf ihrer Suche ist Maria Greco auf satte 100 Sagen und Mythen gestossen, welche sie in ihrem Buch «Zuger Sage» verewigt hat. Auf Mundart hat sie die Sagen und Mythen aufgeschrieben, Bilder der Illustratorin Brigitt Andermatt ergänzen die Geschichten. Mit Hilfe dieses Buches werden seit 2009 den Zuger Schülerinnen und Schülern die Geschichten ihrer Heimat nähergebracht.

Der Schlusspunkt beim Waldsofa

Schon viele Male zuvor hat Maria Greco die Geschichten ausgepackt und zum Besten gegeben. Neben der Sage des «Grüthergeischts» jagte auch die Geschichte über «De letscht Wildeburger» den Lichterweg-Besuchenden einen kalten Schauer über den Rücken. Am besten liess es sich mit einem Becher warmen Tee in der Hand den Sagen lauschen. Beim «Waldsofa», einem gemütlichen Plätzchen auf dem Lichterweg, führten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die letzten Geschichten und Schlucke des Getränks zu Gemüte, bevor sie ihr Wochenende endgültig ausklingen liessen.

Bis am 9. Januar kann jeder und jede den Lichterweg in Baar besuchen und dabei die historisch vielsagenden Orte genauer unter die Lupe nehmen. Auf dem ganzen Lichterweg ist der Einbahnverkehr einzuhalten, damit sich die Wege nicht unnötig kreuzen. Zudem gilt in der Heiligkreuz-Kapelle Maskenpflicht. Doch diese Regelungen haben bisher nicht viele Leute davon abgehalten, den Lichterweg in Angriff zu nehmen, bis anhin ist der organisierende Verein mit der Saison sehr zufrieden. (Lilo Sterki)