Kinder- und Jugendtheater setzt auf Livestream

Theater & Tanz

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Die Geschichte von Emma und ihrem Kiosk war vom heimischen Sofa aus zu geniessen.

Zug – «Im Kino zu sitzen und den neuen James Bond zu gucken, das ist Glück», sagt der Möchtegernagent im dunklen Anzug. «Ein Sechser in der Matheprüfung, das ist Glück», seufzt das Schulmädchen. Weitere sechs Akteure und Akteurinnen der «Theaterratten» deklarierten am Freitagabend auf der Bühne des Kinder- und Jugendtheaters Zug ihre individuelle Auffassung zur Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens. «Zum Glück!» heisst das neue Bühnenstück und entstand in Anlehnung an das Bilderbuch «Der Kiosk» von Anete Melece.

Es ist eine dreissigminütige Geschichte voller Träume, Sehnsüchte und Glücksmomente um Protagonistin Emma und ihrem Kiosk. Dafür mussten die Regisseurinnen Mirjam Dettwile und Laura Bucher sowie ihre Mitwirkenden im Herbst spontan und flexibel proben. Die Jugendlichen liessen sich von der Coronapandemie nicht unterkriegen und kreierten ihre eigenen Rollen. Sie improvisierten, experimentierten und sammelten Episoden zum kleinen und grossen Glück.

Aufgrund der aktuellen Situation musste die Vorstellung Freitagabend schliesslich als Livestream übertragen werden. Über einen Link konnten sich die Zuschauer die Vorstellung bequem in ihre warmen Stuben holen.

Gesamtleiter zieht positives Fazit

Ein Theatererlebnis von zu Hause aus bedeutet aber auch Abstriche beim Theaterfeeling. Auf einem kleinen Smartphone ist das visuelle Vergnügen eingeschränkt, die Tonqualität weniger beeindruckend und die warme Theaterstimmung geht ab. Es liegt der Duft von abgestandenem Abendessen in der Luft anstatt der von Theaterschminke. Auf einmal vermisst man auch das Huppi der Zuschauerin von Reihe vier, die das Bühnenbild halb verdeckt.

«Für die Kinder war es sicher genauso speziell», verrät Stefan Koch, Gesamtleiter des Kinder-und Jugendtheaters. «Wir haben so etwas noch nie gemacht.» Immerhin konnte von den geplanten drei Aufführungen diese eine durchgeführt werden. «Die Kinder waren dankbar und fühlten sich ein Stück weit getröstet», so Koch. Dieselben Mitwirkenden hatten letzten März Pech gehabt und die Vorstellungen wegen Corona absagen müssen.

Diesmal konnten dank Livestream auch Freunde und Schulkameradinnen mitfiebern. Laut Youtube loggten sich an die 150 Theaterbegeisterte ein. Ganz leer waren die gut 100 Stühle im Zuschauerraum am Freitagabend nicht. Einige Zuschauer durften dank strenger Abstandseinhaltung live mit dabei sein: «Wir hatten 18 Mamis, Papis und Geschwister bei uns», sagt Koch. (Sabina South)