Grosses Interesse an neuer Kulturstrategie

Dies & Das

,

90 Personen meldeten sich für die Präsentation der 84-seitigen Kulturstrategie der Stadt Zug 2022 bis 2032 an. Im Anschluss daran konnte man bei der «Werkstatt» zum Thema Erwartungen und Bedürfnisse an Räume für die Kultur im Kanton mitmachen.

  • Im Rahmen des «Young Dance Festival» zeigt Misato Inoue den Tanz «Black Swan» im Theater Casino Zug. (Bild Stefan Kaiser)
    Im Rahmen des «Young Dance Festival» zeigt Misato Inoue den Tanz «Black Swan» im Theater Casino Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die neue 84-seitige Zuger Kulturstrategie 2022–2032 konnte nach langem Hin- und Her, ausgelöst durch politische Einsprachen, gewünschte Korrekturen und einer Fristerstreckung, endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ziel ist eine Professionalisierung im Kulturbereich durch die Kulturstrategie sowie ein neues Kulturreglement, welches im Auftrag des Stadtrats entstanden ist und für Transparenz sorgen soll.

Denn in der Vergangenheit ist einiges bei der Zuger Abteilung Kultur schiefgelaufen. Nach einer Stipendienvergabe an ein Abteilungsmitglied, ungenauen Protokollierungen und intransparenten Buchungen organisierte der Stadtrat die Abteilung um. Nun soll die Vergangenheit endlich ruhen und die Kulturabteilung nach vorne schauen.

Im Rahmen der Präsentation in der Chollerhalle am 30. März war ebenfalls eine «Werkstatt» angesetzt, deren Ziel es ist, herauszufinden, welche Erwartungen und Bedürfnisse die Kultur- und Kunstschaffenden sowie die Bevölkerung an Räume für die Kultur im Kanton haben. Angemeldet waren 90 Personen. Iris Weder, Leiterin Abteilung Kultur der Stadt Zug, sagt: «Vertreten sind alle Kultursparten und Personen aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie das interessierte Publikum.»

Netzwerken über die eigene «Bubble» hinweg

Dieses Netzwerktreffen zum Aktionsfeld Kulturraum ermöglicht erstmals ein Zusammentreffen zwischen diversen Akteuren. «Die Kulturinteressierten können den Entwicklungsprozess gestalten und sich einbringen. Zudem erlaubt dieser Abend, das Netzwerken über die eigene ‹Bubble› hinweg», findet Weder.

In der neuen Kulturstrategie sind drei Wirkungsfelder der Kulturförderung festgehalten: «Kulturinstitutionen», «Kulturpolitik» und «Kunstschaffende und kulturelle Teilhabe». Daraus sind wiederum sechs Aktionsfelder definiert worden: «Transparenz und Wertschätzung», «Kulturräume», «Kommunikation, Vernetzung und Zusammenarbeit», «kulturelle Teilhabe», «Ausstrahlung» und «Innovation». Erarbeitet wurden diese Felder in einem breiten Mitwirkungsprozess. «Es war ein aufwendiger und zeitintensiver Prozess», so Weder. Die Strategie ist breit abgestützt und stellt ein gutes Instrument für Politik und Verwaltung dar. Weder führt aus:

«Um die Kulturlandschaft in Zukunft pflegen, stärken und weiterentwickeln zu können, braucht es einen Kompass, den wir mit den Wirkungs- und Aktionsfeldern erhalten haben.»

Touristisches Potenzial des Angebots stärken

Das Teilhaben und Teilnehmen an der Kultur chancengleich zu ermöglichen, steht in der Strategie im Fokus. «Die kulturelle Bildung wirkt den Polaritäten der Gesellschaft entgegen und ist damit eine Antwort auf die Herausforderungen der kulturell diversen Gesellschaft», weiss Weder. Wichtig erscheint ihr auch, auf den Umsetzungsprozess der Kulturstrategie zu achten. Dieser sei stets von neuem kritisch zu betrachten, zu überprüfen und nötigenfalls anzupassen. Ebenfalls ist in der Strategie verankert, dass die Stadt Zug das touristische Potenzial des kulturellen Angebots stärken will. Erste Treffen haben mit der Fachstelle Stadtentwicklung, Tourismus Zug, der Abteilung Kultur und Kulturakteuren stattgefunden. Denn Zug hat einiges, dass es in Zürich und Luzern nicht gibt, zu bieten. Iris Weder zählt auf:

«Wie zum Beispiel das ‹YoungDance Festival›, welches das einzige seiner Art in der Schweiz ist. Oder auch den Übersetzerpreis, welcher der höchst dotierte im ganzen deutschen Sprachraum ist.»

Weiter sollen laut der neuen Kulturstrategie Kinder und Jugendliche in ihrer Kreativität gefördert werden. «Dafür sind Projekt-Ausschreibungen geplant, bei denen Kulturschaffende, die regelmässig in Kitas, Schulen oder in Jugendtreffpunkten künstlerische Prozesse initiieren», verrät Weder.

Digitale Plattform für Kulturräume

Für all das müssen mehr Räume zur kulturellen Nutzung zur Verfügung stehen. Zwar hat die Stadt gut funktionierende Kulturinstitutionen wie die Chollerhalle, die Gewürzmühle, die Galvanik oder das Theater Casino. Es fehlen jedoch Ateliers, Bandräume und Jugendtreffpunkte sowie ein Konzertsaal, der den akustischen Ansprüchen eines Chors oder eines Streichorchesters gerecht wird. Auch die Zuger Museen haben nicht genügend Ausstellungs- und Lagerräume.

Deshalb gilt es, unterschiedlichste Lösungen zu prüfen. «Um die Räume für das Kulturschaffen unkompliziert und ­kostengünstig zugänglich zu machen, wird eine digitale ­Plattform hilfreich sein», konkretisiert Weder. Darauf könnten auch Private ihre Räume der Kultur zugänglich machen, wie dies schon in anderen Städten wie Bern passiert. Weder abschliessend:

«Ich bin überzeugt, es werden sich innovative Lösungen entwickeln lassen, die für die Wirtschaft und die Kultur einen Mehrwert darstellen.»
(Text von Tijana Nikolic)