Eine Hommage an das unvorbereitete Konzert

Musik

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Für das Konzert vom nächsten Sonntag liess die Big Band Zug Stücke des Saxofonisten Dave Feusi arrangieren.

  • Beim Inspizieren der neuen Noten: Saxofonist Dave Feusi (links) und Big-Band-Präsident Niki Jäger. (Bild Stefan Kaiser)
    Beim Inspizieren der neuen Noten: Saxofonist Dave Feusi (links) und Big-Band-Präsident Niki Jäger. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Jazz-Festival Montreux, 1969. Der Saxofonist Eddie Harris und der Pianist Les McCann richten sich auf der Bühne ein. Sie sind nervös – ihr Liveauftritt wird für eine CD aufgezeichnet. Als wäre das nicht genug, sind sie auch noch relativ schlecht vorbereitet, denn man hatte keine Zeit zum Proben. Bei einem Stück merkt das Publikum, dass der Bassist anfangs sogar in einem falschen Rhythmus spielt. Trotzdem ging das daraus entstandene Album namens «Swiss Movement» als Meilenstein in die Musikgeschichte ein. Grund dafür war, dass bei der Improvisation der Künstler einmalige Klänge entstanden sind – fernab der eingespielten Routine.

New York, 2010. Der Schweizer Funk-Saxofonist Dave Feusi, der auch schon an der Jazz-Night Zug spielte, beschliesst während eines Atelier-Aufenthaltes, eine CD aufzunehmen. Als Hommage an Montreux lautet ihr Name: «Swiss Movement: Next Generation». Es spielen: Verschiedenste Musiker, die Feusi in den USA kennen gelernt hatte. Sie proben: ein einziges Mal.

Redaktion «Zuger Zeitung», 2019. Big Band Zug-Präsident Niki Jäger erzählt, wie es zu der diesjährigen Konzertreihe seiner Formation gekommen ist, die kommenden Donnerstag startet (siehe Hinweis): Während seines Musikstudiums in Luzern kam er mit Feusi in Kontakt, dieser schlägt vor, zusammen seine New Yorker Platte neu zu interpretieren. Gesagt, geplant.

Herausfordernde Balance zwischen Band und Solisten

Den beiden sympathischen Musikern ist die Vorfreude anzusehen. Organisiert sind neben drei offiziellen Konzerten auch ein Auftritt bei der Hochzeit eines ehemaligen Präsidenten der Band. «Nachdem wir letztes Jahr etwas Jazziges gemacht haben, wollten wir dieses Jahr Funk – und Dave ist der Funk-Gott», sagt Jäger. Und was reizte Feusi an einem gemeinsamen Auftritt? «Ich habe früher selber eine Big Band gehabt», sagt Feusi. Zudem fände er es spannend, die Stücke, die er alle selber komponiert hatte, in einem anderen Kontext zu spielen. Nur hatte Feusi lediglich Noten für eine Rhythmus-Gruppe und drei Bläser – in der Big Band spielen aber 23 Musiker.

«Wir haben uns dann zusammen auf die Suche nach Arrangeuren gemacht», erzählt Jäger. Verschiedene Arrangeure hätten jeweils ein bis zwei von total elf Stücken bearbeitet. Sie erhielten präzise Infos, aus welchen Instrumenten die Big Band zusammengesetzt ist. Zudem wurde auf diesem «Fact Sheet» vermerkt, wer auch ein zweites Instrument spielen kann, welchen Tonumfang das spielerische Können zulässt, und ob beispielsweise die erste Trompete (k)ein Solo wünscht.

Die Herausforderung für die Arrangeure habe darin bestanden, ein gutes Gleichgewicht zwischen Band und den Solo-Künstlern zu finden. «Damit es für alle spannend bleibt», sagt Jäger. Feusi ergänzt, dass er zwar oft Solo-Parts spiele, aber auch die Band mit mehr als nur ein paar «Kicks» (kurze Einwürfe) zu hören sein wird. Neben Feusi tritt übrigens auch die Soul-Sängerin Freda Goodlett auf. Eine Kollegin von Feusi, die bereits mit Marc Sway und dem Swiss Jazz Orchestra aufgetreten ist.

Insgesamt dreieinhalb Tage proben die Musiker

Wird es wieder, wie in Montreux, ein unvorbereitetes Konzert? Jäger und Feusi winken ab. Nein, mit so vielen Musikern wäre das zu kompliziert. Insgesamt proben sie dreieinhalb Tage. Die Partituren habe man schon erhalten, beurteilen könne man die Arrangements jedoch erst beim Proben. (Zum Zeitpunkt des Interviews hat die erste Probe noch nicht stattgefunden.) Spielerisch am anspruchsvollsten sei, dass die eher schlanke und knackige Musik nicht aufgeblasen und schwer daherkommt, sagt Feusi. Schliesslich bestehen seine Kompositionen in der Basisversion nur aus einem sogenannten «Leadsheet» – also einer Melodie und Akkorden. «Präzision ist wichtig, sonst zieht es die Melodie auseinander», sagt Feusi. Er freut sich am meisten auf die Stücke «Fry me» und «Eddy Style». Jäger freut sich besonders, mit der Band dieses Jahr auch im Zürcher Jazz- und Funk-Tempel «Moods» aufzutreten. «Vor zehn Jahren hätte uns jeder ausgelacht, wenn wir dort hätten spielen wollen.» (Fabian Gubser)