Eine musikalische Revolution

Musik

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Ein Abend, fünf Bands, jede Menge Krach und eine grosse Portion Leidenschaft: Die «Neue Zuger Welle» heizte am Samstagabend tüchtig ein.

  • Fünf Bands an einem Abend: Das gab es am Samstag in der Industrie 45. Im Bild die Band Tension. (Bild Roger Zbinden)
    Fünf Bands an einem Abend: Das gab es am Samstag in der Industrie 45. Im Bild die Band Tension. (Bild Roger Zbinden)

Zug – «Von Zug, mit Zug, für Zug», diese Ansage von Marcel Bütikofer von der Band Gracchus wurde am Samstagabend in der Industrie45 wortwörtlich in die Tat umgesetzt. Nach dem Vorbild der Neuen Deutschen Welle sollte die Zuger Musikszene eine kleine Revolution erleben und mit fünf jungen Zuger Bands das Publikum mächtig durchgeschüttelt werden. Nicht nur musikalisch sollte der Abend aufrütteln, auch ein grundlegender emotionaler Wandel wurde gefordert. «Wir wollen unserer Wut Ausdruck verschaffen», meint Bernhard Schnellmann von Gracchus. Wut über die Schwierigkeit, als begabte Band im eigenen Kanton kein Gehör und keinen Platz für Konzerte zu erhalten, Wut über den fehlenden Mut der Zuger Bevölkerung, sich auf Neues einzulassen, und Wut über den fehlenden Charakter der Locations, wie er weiter sagt. «Wir dachten uns, wenn es auf normalem Weg nicht klappt, müssen wir es eben selbst in die Hand nehmen», so Marcel Bütikofer, der zusammen mit Slavica Krnjic von der Band Blue Moon Music und Bernhard Schnellmann diese Veranstaltung organisierte.

Zeichen setzen

Die Idee einer neuen Welle entstand bei einem gemeinsamen Abend der Bands Gracchus, Stuck in Traffic und Blue Moon Music. «Wieder einmal liessen wir unserem Frust freien Lauf, in unserer Stadt keine Konzerte zu erhalten und nur von anderen Kantonen angefragt zu werden», erzählt Bernhard Schnellmann. Kurzerhand wurde ein eigener Gig geplant. Die fünf Bands R we alone, Tension, Blue Moon Music, Gracchus und Stuck in Traffic wollen an diesem Abend mit ihrem Einsatz herausfinden, ob Zug auch stolz auf sie ist. «Wir sind stolz, Zuger zu sein, aber sind die Zuger auch stolz auf uns?», fragt Bütikofer. Mit der «Neuen Zuger Welle» soll ein Netzwerk für die lokale Musik gebildet werden, Solidarität gefördert und die Szene gestärkt werden. Schnellmann erklärt: «Wir freuen uns wahnsinnig auf den Abend. Es sind fünf Bands mit viel Potenzial, hoher Qualität und Ausbildung. Es soll dem Publikum bewusst werden, dass wir alle extrem viel investieren und gute Musik auch in Zug existiert.» «Es kann irgendwie nicht sein, dass wir uns nach einem super Konzert in Zürich fragen müssen, wieso wir eigentlich noch nie zu Hause spielen konnten», sagt Marcel Bütikofer und ergänzt: «Wir brauchen seriöse Unterstützung und Mut seitens der Locations, auch neue Bands zu fördern. Mit der ‹Neuen Zuger Welle› setzen wir ein erstes Zeichen.»

Tanzwütiges Publikum

Und dieses Zeichen wurde deutlich. Die Band R we alone machte am Samstagabend den Anfang und war dieses Mal keine One-Man-Show, sondern trat zu dritt auf. Gestartet wurde also mit folkigem Sound. Im Verlauf des Abends wandelte sich die Stimmung im Gleichschritt mit der Musik: Zu hören gab es noch Pop-Rock von Tension und Psychedelic Rock von Blue Moon Music. Gracchus schüttelt mit ihrem Heavy Rock auch den letzten Besucher aus seiner Starre, und am Ende sah sich die Band Stuck in Traffic in einer aufgeheizten Industrie 45 mit tanzwütigem Publikum konfrontiert und liess es nochmals ordentlich krachen. «Ich wohne in der Nähe, und an einem Abend gleich fünf Konzerte für so wenig Geld zu hören, das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen», sagt Dominik Landtwing.

Erster Schritt

Dank professionellen lokalen Bands, einer grossen Portion Leidenschaft und dem Willen, endlich etwas zu bewegen, bot die Industrie 45 an diesem nebligen Abend einen schönen Zufluchtsort für ein offenes Zuger Publikum. «Ich glaube, wenn wir uns alle gegenseitig helfen und unterstützen, kann es möglich sein, sich Auftritte im Kanton Zug zu beschaffen», sagt Rafael Casaulta von der Band R we alone. Das Publikum sei aufgefordert, mutiger zu sein. «Denn mit lokaler Musik erlebt man doch regionalen Zeitgeist. Sich einfach mal darauf einzulassen, auch wenn man es nicht kennt, müsste das Ziel sein», so Casaulta weiter. Die «Neue Zuger Welle» löste am Samstagabend eine kleine Revolution in der Zuger Musikszene aus – dank junger professioneller Bands. (Carina Blaser)