Burgbachkeller Zug: «Wir sind nicht nur Veranstaltungsort»

Dies & Das

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Die Saison im Zuger Kellertheater startet fulminant mit einem «Kultur-Knall». Auch diesmal bleiben bewährte Formate im Programm, während parallel dazu einiges neu dazukommt – auch in den Bereichen Kulturförderung und -vermittlung.

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Zug – Das Theater im Burgbachkeller ist eine jener Kleinkunstbühnen, welche die Balance zwischen dem Festhalten an Bewährtem und dem Aufgreifen von Neuerungen und frischen Konzepten hält – und damit auch ganz gut fährt. Das zeigt sich einmal mehr beim Ausblick auf das neue Saisonprogramm, im Rahmen dessen die beiden Verantwortlichen Madeleine Flury und Giannina Masüger neue Ideen einbringen und umsetzen. Es entspricht ganz ihrer Haltung, mit welcher die beiden Frauen im Herbst 2019 die Leitung des Kellertheaters übernommen haben.

Eine dieser Neuerungen, die sich bereits im vergangenen Jahr konkretisiert hat, ist die intensivere Nutzung des Burgbachkellers – hauptsächlich tagsüber ausserhalb der Spielzeiten. «Mangelnder Raum für Kultur war und ist in Zug stets Thema», sagen die beiden. «Diesem Umstand wollen wir aktiv begegnen, indem wir das Theater neben den Spielzeiten für Kulturschaffende öffnen.»

Mit einer Gruppe von Leuten aus dem Umfeld der Zuger Kultur haben Flury und Masüger zwei Angebote ausgearbeitet – den «Entwicklungsraum» und das «Burgbachkeller Co-Working». Beides soll Raum bieten, dass Neues entstehen sowie Vernetzung und Austausch zwischen Kulturschaffenden, Publikum und potenziellen Geldgebern stattfinden kann. Das Co-Working, wo kreative Köpfe in den Räumen des Theaters an ihren Projekten arbeiten können, findet ab sofort jeweils montags statt.

Und das Konzept Entwicklungsraum sieht vor, dass der ganze Burgbachkeller zu gewissen Terminen für einen geringen Preis zur Verfügung steht zur Entwicklung von Ideen und Prozessen. Details zu den beiden Umnutzungskonzepten sind auf der Webseite des Burgbachkellers (www.burgbachkeller.ch/raumnutzung) ausführlich beschrieben.

«Wir sind nicht nur Veranstaltungsort», sagen Madeleine Flury und Giannina Masüger dazu, «sondern haben als subventionierter Betrieb auch eine Verantwortung, sprich die Mission, Kultur zu fördern wie auch zu vermitteln.»

Austausch und Annäherung

Kulturvermittlung ist denn auch ein weiterer Begriff, der seit der Übernahme des Betriebes durch die beiden mehr Gewicht erhalten hat. So finden sich im Saisonprogramm Veranstaltungen, die genau darauf abzielen, beispielsweise «What a drama», eine Mittagsreihe, bei der grosse Erzählungen der Weltliteratur populären Disney-Stories gegenübergestellt werden. «Die Vermittlung dabei besteht insbesondere darin, dass das Publikum Botschaften und Zusammenhänge erkennt und versteht – dies auf sehr unterhaltsame Weise», so die Intendantinnen.

Ein weiteres Vermittlungsangebot gibt es unter dem Begriff «Theater Voyeur:innen», im Rahmen dessen 15- bis 25-Jährige sich zu einer Gruppe zusammenschliessen und eine der Theaterveranstaltungen besuchen, um sich im Nachgang darüber auszutauschen und sich mit den Darstellerinnen und Darstellern zu unterhalten. Auch dazu gibt es auf der Homepage weitere Informationen (www.burgbachkeller.ch/theater-voyeurinnen).

Ansonsten liest sich das neue Saisonprogramm insofern altvertraut, als es einen bunten Stilmix bietet mit bekannten Gästen und auch Burgbachkeller-Premieren, die neugierig machen. Darunter ist etwa Max Gnant zu nennen mit seinem sprachgewaltigen Stück «Souhung», welches die Schweizer Gesellschaft der 1980er-Jahre mit all ihren Haltungen und Ansichten heraufbeschwört. Oder Lilian Naef, einst Geschwister-Pfister-Mitglied und nun mit ihrem ersten Soloprogramm unterwegs. Und ordentliches Drum-Getöse veranstaltet Pierre Favre mit seinen DrumSights.

Aktuelle Themen wie Migration und Transsexualität kommen mit der Schauspielerin und Transaktivistin Living Smile Vidya zur Sprache, und Bazooka Banid nimmt Gross und Klein mit auf einen Trip durch die Weiten des Alls. Diees und viele weitere Einzel-Acts werden demnächst im Burgbachkeller Gast sein.

Wie immer gehört auch ein grosses Zeitfenster den Zuger Spiillüüt, diesmal für ihr Stück «Die Nashörner». Ebenfalls als mittlerweile erprobte Saison-Bestandteile wird es weitere Ausgaben von «ab und zufällig» und «heute ZUGast» wie auch das Töggelitheater und die Fyrabigkonzerte geben.

Ein Festival zum Auftakt

Und schliesslich ein Highlight zum Schluss, das allerdings ganz am Anfang der Saison 2023 steht: Mit dem Kleinfestival «KunstOff 2» wird die anbrechende Spielzeit am 7., 8. und 9. September mit einer Fülle an Kulturaction eingeläutet – mit Musik, Installationen, Performances oder Malerei kreieren 14 Künstlerinnen und Künstler ein Kulturspektakel mit viel Überraschendem und Unerwartetem. Sie erhalten dafür die Carte blanche.

Eine erste Durchführung, allerdings zeitlich gestaffelt, fand 2021 statt. Nun kommt alles geballt. Das macht das Ganze besonders spannend. «KunstOff 2» wird in Zusammenarbeit mit Winkelzug, dem Verein zur Förderung von improvisierter und innovativer Musik im Kanton Zug, durchgeführt. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

Das detaillierte Programm, die neuen Formate, Aktionen und Raumnutzungskonzepte sind auf der Website des Burgbachkellers (www.burgbachkeller.ch) ausführlich beschrieben.