Leinwandprinz für die Lebuzen

Brauchtum & Geschichte

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Mit Prinz André II. Odermatt führt einer von seiner Familie mit der Fasnacht Infizierter die Stadtzuger Fasnachtszunft der Letzibuzäli durch die kommende fünfte Jahreszeit.

  • André II. Odermatt: Zwar nur auf der Leinwand anwesend, aber nicht minder bejubelt. (Bild Stefan Kaiser)
    André II. Odermatt: Zwar nur auf der Leinwand anwesend, aber nicht minder bejubelt. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Am gestrigen 11.11. um 11 Uhr 11 hätte der designierte Letzibuzäli-Prinz 2019 durch das grosse hölzerne Tor des Pulverturms in Zug schreiten sollen. Doch die persönlichen Umstände des nächsten Stadtzuger Fasnachtsoberhaupts verunmöglichten das traditionelle Szenario. Denn Prinz André II. Odermatt hat am Tag zuvor geheiratet und er wollte mit dem wohlgehüteten Geheimnis seinen Bruder Alex und seine Mutter Maria überraschen. Damit Zunftratsmitglied Alex und Urzünfterin Maria weiter im Dunkeln tappten, liessen sich die Lebuzen darum etwas Besonderes einfallen.

Nach dem Motto: «Was das Schweizer Fernsehen bei der Wahl des Sportlers des Jahres mit Roger Federer macht, können wir schon lange», begann die Show um 11.07 Uhr. Auf einer Leinwand erklärte Prinz André II. warum er nicht persönlich anwesend sein könne, sich aber mächtig auf das hohe Amt freue. «Es wurde gestern Abend spät. Ich weiss darum nicht, ob ichs noch mit dem Taxi zu euch schaffe.» Die Überraschung war perfekt. Die Lebuzen und ihre Gäste aus Zug, Baar und Inwil stiessen auf das neue Oberhaupt an. Die Prinzessin, die auf einen Wirt getippt hatte, «weil es für so einen wieder Zeit wäre», lag falsch. Odermatt ist nämlich Feintäschner, Inhaber der Lederwaren AG Odermatt in Zug und damit ein Liebling aller Frauen. Durch die kommende Fasnacht begleiten ihn seine Prinzessinnen Madlen Hensler und Sandra Waldner.

Marsch durch die Stadt

Nach dem Zug vom Pulverturm zum Restaurant Giardino an der Baarerstrasse zelebrierten die Fasnächtler den Auftakt der fünften Jahreszeit, die am 12. Januar im Casino in Zug mit der Inthronisation von André II. ihre Fortsetzung findet.

Und zwei Stunden später war es so weit: Prinz André II. betrat unter Trommelwirbeln das Restaurant Giardino. «Lebuz, Lebuz, Lebuz», skandierten Prinzessinnen, Prinzen, Zünfter und Gäste. «Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon gestern Abend mit meiner Medizin bei dir vorbeigekommen», sagte Fasnachtsoberhaupt Theo I. Iten und übergab seinem designierten Nachfolger eine Flasche Selbstgebrannten. «Dieser hilft dir nämlich in jeder Lebenslage. Den kannst du einreiben oder einnehmen, der wirkt immer. Zum Beispiel auch, wenn du ein schlechtes Wienerli gegessen hast.»

Von der Familie infiziert

Mit André bekomme die Zunft ein Mitglied einer alten Letzibuzäli-Familie als Prinz, das freue ihn ganz besonders, sagte Prinzenobmann Claude Fux: «Damit schliesst sich gewissermassen ein Kreis. André Odermatt lachte schelmisch, genoss die wohlwollenden Worte und versprach: «An der kommenden Fasnacht werde ich immer und pünktlich zugegen sein.»

Mit dem «Leinwandprinzen» André II. beschreiten die Lebuzen erneut neue Wege. Und so viel sei verraten: Auch die zweite Inthronisation im Casino Zug erfährt kleine Anpassungen: «Es wird, wie schon in diesem Jahr, ein Fasnachtsauftakt, der die Zünfte des ganzen Kantons begeistern wird», sagt Lebuzen­zeremonius Jürg Messmer. (Charly Keiser)