Gedankenspinnereien um ein kleines Wort

Kunst & Baukultur

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In grossen Lettern leuchtet nachts das Wort «UND» von der Fassade der Bibliothek Zug. Das Kunst-am-Bau-Objekt des Baarer Künstlers Markus Uhr lässt Raum für Interpretation.

  • Hell leuchtet nachts der Schriftzug an der Seitenfassade der Bibliothek an der St.-Oswalds-Gasse. (Bild Andreas Faessler)
    Hell leuchtet nachts der Schriftzug an der Seitenfassade der Bibliothek an der St.-Oswalds-Gasse. (Bild Andreas Faessler)

Zug – Der einstige Kornspeicher von 1530 an der Ecke St.-Oswalds-­Gasse/Zugerbergstrasse – heute Bibliothek Zug – gehört zu den prägendsten historischen Bauten der Zuger Altstadt. Er ist eindrücklicher Zeuge des Zuger Stadtbildes nach dem ausgehenden Spätmittelalter.

Wenn es Nacht wird und die Fassaden an der Gasse ins Dunkel tauchen, fällt das Augenmerk bei der Bibliothek auf was ganz anderes: An der nördlichen Gebäudeseite leuchtet unübersehbar das Wort «UND» vom Baarer Künstler Markus Uhr (*1974). Dieses Kunst-am-Bau-Objekt war 2013 Teil der Aktion «Skulpturen in Baar» und war für den dortigen Bahnhof entworfen worden. Es sollte zum einen symbolhaft für diesen als Ort des Wechsels stehen: Ankommen und Abreisen, Begrüssen und Verabschieden... Zum anderen sollte es schlicht zur Reflexion anregen über dieses kleine, aber unverzichtbare Bindewort, das in unserer Sprache fast in jedem Satz einmal vorkommt.

Seit das aus schlanken Neonröhren bestehende, fast zwei mal vier Meter grosse Kunstwerk von der Stadt Zug angekauft worden ist und am jetzigen Ort einen neuen Platz gefunden hat, ist Raum für weitere Gedankengänge entstanden. Beispielsweise im Bezug auf die Bibliothek. Alt und Neu, Lesen und Schreiben, man geht dumm hinein und kommt gescheit heraus – oder man fragt sich, wie oft das Wörtchen «und» in all den hier verfügbaren Schriftwerken vorkommen mag. Sei es noch so weit hergeholt – es gibt zahllose Interpretationen und Bezüge, in welche diese drei Buchstaben gesetzt werden können. Selbst wenn man einfach stehen bleibt, den Schriftzug anschaut und sich vielleicht schulterzuckend fragt: «Ja und?» – dann hat er seinen Zweck schon erfüllt. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.