Von Hochzeitstorten und Rutschbahn-Drachen
Dies & Das
Am Umzug am Donnerstag in der Stadt Zug werden heuer so viele Kinder mitmarschieren wie wohl noch nie. Entsprechend laufen die Vorbereitungen in den Schulhäusern auf Hochtouren.
Zug – Kinder basteln, malen und sind ganz vertieft in ihre Arbeit. Auf allen Stockwerken des Kirchmatt-Schulhauses in Zug ist die Vorfreude auf den anstehenden Umzug spürbar. Stapelweise Torten aus Karton warten auf ihre Weiterverarbeitung oder werden gerade verziert. Es hat Kirschtorten, Geburtstagstorten, Hochzeitstorten und einige mehr. Auch eine Torte auf einem Wagen darf nicht fehlen. «Wir feiern mit den Torten das Jubiläum unseres Schulhauses», erklärt Schulleiter Urs Niederberger. «Jede Klasse hat dabei ihren eigenen Stil.» Die 4. Klasse von Lehrer Hubert Küng hat sich für Hochzeitstorten entschieden. «Die Kinder haben alle ihre eigenen Skizzen gemacht, wie sie ihre Torte gestalten wollen», erklärt Küng. Als Einziges hat die Klasse abgemacht, dass die Knaben hellblaue Akzente setzen und einen Zylinder aufhaben und die Mädchen rosarote Farbe integrieren und mit einem Schleier unterwegs sind. Die Schüler sind mit Feuereifer bei der Sache. «Es ist super, wie alle mitmachen und einander helfen», schwärmt Küng.
Fleissarbeit im Fliessbandmodus
Bis die Torten aber verziert werden konnten, hatten insbesondere «die Grossen» viel zu tun. Denn die Gebilde bestehen aus einem Holzgerüst und Karton: fast 1 Kilometer Karton. 750 Meter des Materials wurden für die Torten verarbeitet. Entsprechend vorzeitig mussten die Vorbereitungen beginnen. «Mit den Fünft- und Sechstklässlern machten wir uns bereits im Dezember an die Arbeit», sagt Lehrer Theo Auf der Maur. Er koordiniert die Bastelarbeiten der Klassen. So hätten die Kinder und Lehrer teilweise mehrere Tage dieselben Arbeiten ausgeführt. «Bei den ersten 20 Tortengerüsten geht das noch schnell, aber spätestens beim 70. wird einem bewusst, dass noch zwei Drittel der Arbeit vor einem liegen», erzählt Auf der Maur und lacht. Dennoch hat das Bastelfieber die Schüler voll erwischt. Einzelne fertigen Dekorationsobjekte für ihre Torten zu Hause in der Freizeit an, und andere kamen gar während der Schulferien ins Schulhaus zum Basteln, wie Auf der Maur erzählt. Auch der elfjährige Rinchen ist mit vollem Einsatz bei der Arbeit und hilft einem Klassenkameraden bei seiner Torte. «Mir gefällt es zu malen. Und dass wir keine Schule haben», sagt er. Insbesondere der Wagenbau hat ihn begeistert: «Wir haben einiges dabei gelernt. Es war super, einen eigenen Wagen zu bauen.» Seine Klassenkameradin Alissa ist bereits mit den Gedanken einige Tage weiter: «Ich freue mich auf den Umzug», sagt sie. Die Elfjährige darf dort die Konfettikanone bedienen. Auch ein Drachen, der aus den Nüstern raucht, darf natürlich nicht fehlen. «Den haben wir recycelt», gesteht Auf der Maur mit einem Schmunzeln. Der letztjährige China-Drachen symbolisiert den Drachen, der in Wirklichkeit in Form einer Rutschbahn vor dem Schulhaus weilt.
Dass dies überhaupt möglich ist, ist auch dem Schulleiter Urs Niederberger zu verdanken. Für den Fasnächtler ist die fünfte Jahreszeit eine Herzensangelegenheit. Eigentlich erhalten die Schulen pro Kind 3 Franken für die Fasnacht, wie er erklärt. «Dies würde für ein Projekt wie die Torten nie reichen. Wir lösen das über andere Kredite», erklärt er. Zusätzlich hat die Schule aber auch Unterstützung von Sponsoren, wie Niederberger sagt. «Ein Maler bringt uns immer wieder mal seine restliche Farbe. Wir haben da gute Kooperationen. Sonst wäre es nicht finanzierbar.» (Zoe Gwerder)