Lesenswerte Romanbiografie

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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Was Bibliothekar*innen gerne lesen. Wir haben in die Runde gefragt und Antworten erhalten. Hier gibts Lesestoff!

  • Leiterin Mediathek KBZ: Lolita Martin. (Bild PD)
    Leiterin Mediathek KBZ: Lolita Martin. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe März 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Kaufmännisches Bildungszentrum, Mediathek, Lolita Martin

Wir steigen in Maria Montessoris Leben um 1894 ein und begleiten sie durch das Medizinstudium an der Universität in Rom. Sie ist darin eine der ersten fünf Frauen in Italien. Als intelligente und ehrgeizige junge Frau hält sie unbeirrt an dem Gedanken fest, sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen, was ihr mit Anstrengung und profundem Wissen gelingt.
Schon während des Studiums erhält sie die Chance, in einer römischen psychiatrischen Klinik pädagogische Studien von benachteiligten Kindern zu betreiben. Sie entwickelt spielerische Lernanreize. Mit viel Geduld und Fürsorge widmet sie sich verwahrlosten, traumatisierten oder wirklich psychisch kranken Kindern. Maria ist davon überzeugt, dass es möglich ist, die Kinder zu fördern, und hilft ihnen, das Lesen und Schreiben zu erlernen. Ideen von anderen Medizinern wie Edouard Séguin und Friedrich Fröbel halfen und inspirierten sie, ihren Traum, die Welt der Kinder auf positive Weise zu verändern, zu verwirklichen.
Im Roman erklärt sie ihr grosses Ziel: «Ich werde eine Methode entwickeln, die sich von allen unterscheidet. Ich werde der Welt zeigen, wie man mit Kindern umzugehen hat, und ich werde Respekt gegenüber allen Kindern einfordern. Ich werde Schulen zu Orten machen, an denen Freude herrscht.» Ihr Leitsatz war: «Lernen mit allen Sinnen.» Ihre Methoden bewährten sich und werden bis heute praktiziert.

Ein Spannungsbogen bis am Schluss
In den 368 Seiten taucht man ein in eine andere zeitliche Epoche und erlebt Rom um 1900. Die verschiedenen Zeitsprünge hat die Autorin geschickt mit Jahreszahlen und Ortsangaben am Anfang jedes Kapitels vermerkt, sodass die Geschichte einen roten Faden hat. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Konventionen dieser Zeit darzustellen. Ihr lebendiger, angenehmer Sprachstil macht es den Leserinnen und Lesern einfach, sofort einen Bezug zur Geschichte aufzubauen.
Laura Baldini ist das Pseudonym der Wienerin Beate Maly. Dieses Buch ist der Auftakt zu der Reihe «Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten», die von verschiedenen Autorinnen ver-fasst worden ist. Band 2 über Anna Freud und Band 3 über Emily Roebling erscheinen bald.

Lebenswerk bis heute aktuell
Mir als angehende Leseanimatorin war Maria Montessori mit ihrem wirkungsvollen pädagogi-schen Konzept ein Begriff. Ihr verdanken Kinder noch heute viele spezielle, effektive und an-schauliche Fördermaterialien. Die Frau hinter dem Konzept kannte ich bisher aber noch nicht. Dieses Buch hat mir diese aussergewöhnliche Persönlichkeit, die die Pädagogik reformierte, auf eine ganz wunderbare Weise vorgestellt. Ein informativer, packender unterhaltsamer Roman über eine grosse Frau, die stets für einen respektvollen Umgang mit Kindern kämpfte.

«Lehrerin einer neuen Zeit» von Laura Baldini
Historischer Roman, Piper Verlag, 2020, 268 Seiten