Die Kreativität belebt das Alter
Kunst & Baukultur
Im Zentrum Heinrich von Hünenberg zeigt die zweite Ausstellung Kunstzeit60+ vielfältiges kreatives Schaffen.
Hünenberg – Ob jung oder alt – für das kreative Schaffen ist es nie zu spät. Wer Inspiration oder Anregung braucht, kann jetzt in den unteren Räumen des Zentrums Heinrich interessante Arbeiten entdecken. Es überrascht immer wieder, welche Fähigkeiten oft im Verborgenen blühen. Während einzelne der neun Teilnehmenden in der Region bereits bekannt sind, haben andere ihre Kreationen noch nie öffentlich gezeigt, sondern nur im privaten Umfeld. Alle neun Kunstschaffenden sind über 60 Jahre alt, leben in Hünenberg oder haben einen Bezug dazu. Die Werkschau umfasst die Bereiche Malerei, Fotografie, Drucke und Handwerk, beteiligt sind folgende Kunstschaffende: Karin Brunner, Gody Bucher, Sabine Coriand, Elisabeth Stevens und Walter Röthlin (Malerei/Drucke); Andreas Busslinger und Marcel Dahinden (Fotografie/Bildwerk); Annelore Sutter (Stickerei) sowie Reinhard Ormanns (Origami). Gestern fand die musikalisch umrahmte Vernissage statt.
Als Gastgeber der zweiten Ausgabe der Kunstzeit60+ fungiert wieder die Gemeinde, vertreten durch Franziska Roos und das Projektteam. Roos war bis diesen Januar für den Bereich Alter tätig, der 2023 die erste Kunstzeit60+ mit 14 Teilnehmenden durchgeführt hat. Wie sie sagt, habe damals eine ehemalige Musiklehrerin den Anstoss für das Projekt gegeben, die einige Leute kannte, welche daheim kreativ tätig sind. «Die Idee wurde aufgenommen – und das Projekt zum grossen Erfolg. Es wurde von den Kunstschaffenden und der Bevölkerung sehr geschätzt. So manche Menschen sind alleine im Atelier und haben vielleicht das Bedürfnis, einmal ihre Werke zu zeigen. Wir bieten die Infrastruktur und machen Werbung. Und keiner der jetzt Ausstellenden war vor zwei Jahren schon dabei.» Franziska Roos ist überzeugt, dass solche Anlässe, welche die Gemeinde grosszügig unterstützt, auch die dörfliche Gemeinschaft stärken.
Gemeinde bietet die Infrastruktur
«Es ist schön, eine solche Plattform zu erhalten. Das ist nicht selbstverständlich, und ich schätze das sehr», sagt Karin Brunner, die eine Bildserie zeigt, auf der intuitiv fein gemalte Phantasieformen schweben, über hellen pastelligen Farbschichten. Sabine Coriand stellt Malerei mit Motiven aus der Region aus. Zur hier vorgestellten Auswahl gehört die Bildwelt von Marcel Dahinden, der sich sonst im Verborgenen mit Leidenschaft widmet. Mit seinen ausdrucksstarken Naturaufnahmen will er die Menschen anregen, sich achtsam zu bewegen: «Es muss nicht immer exotisch sein, es lohnt sich, in der eigenen Umgebung näher hinzuschauen, ins Gras, zu den Pflanzen und Blumen.»
Noch nie hat die ehemalige Weberin Annelore Sutter ihre Stickerei öffentlich gezeigt, nur in der Gruppe, die sie besucht. Jedes filigrane Bild ist ein Kunstwerk, meist mit abstrakten Formen. Regelmässig arbeitet sie am Stickrahmen: «Ich vertiefe mich darin, die Zeit spielt keine Rolle. Diese Arbeit gibt mir viel Ruhe.» In einer Vitrine ist eine grosse Anzahl der farbenfreudigen Origami von Reinhard Ormanns zu sehen, feine filigrane Figürchen, Schachteln und andere Fantasiegebilde aus buntem Papier. Wer hineinschaut, entdeckt jedes Mal wieder etwas Neues. Auf dem Tisch nebenan liegen Anleitungen zur japanischen Falttechnik.
Wer es damit nicht schafft, kann sich am Samstag vom Künstler beraten lassen. Das gehört zum Rahmenprogramm. Am heutigen Freitag zeigt Annelore Sutter ihre Sticktechniken, und am kommenden Sonntag spricht Andreas Busslinger darüber, wie seine Luftaufnahmen entstehen. Daneben gibt es im Bistro Raum zum Verweilen und für den Austausch.
Hinweis
Kunstzeit60+ läuft bis am 28. Mai in den unteren Räumen des Zentrums Heinrich von Hünenberg. Öffnungszeiten: täglich von 15 bis 19 Uhr, freitags und samstags bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 16 Uhr.
(Text: Monika Wegmann)