Zuger Künstler stellen aus
Kunst & Baukultur
29 Künstler bewerben sich für Förderbeiträge des Kantons - und beweisen, dass ihrem Handwerk keine Grenzen gesetzt sind.
Zug – Die Chollerhalle verwandelte sich am Wochenende zu einem Hort künstlerischen Durcheinanders. Zuger Kunstschaffende aus den Sparten Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz und Theater stellten ihre Werke aus. Texte, Installationen, Bilder und Flimmerkisten sind im Saal verstreut. Ein hölzernes Flugzeug hängt von der Decke, der Prototyp eines Rollbuchs und eine kleine Holzstehleiter sind in verschiedenen Winkeln zu finden. Diese Objekte gehören zu Werken von Künstlern, die sich für das Zuger Werkjahr oder die Förderbeiträge bewerben. Der Kanton Zug vergibt seit 1978 jährlich Förderbeiträge in der Höhe von 120 000 Franken. Sie sollen die schöpferische Entwicklung fördern und Freiraum für künstlerische Arbeit schaffen. Das mit 50 000 Franken dotierte Werkjahr ermöglicht es einem etablierten Künstler, sich während eines Jahres auf ein Projekt zu konzentrieren und daran zu arbeiten. Für beide Wettbewerbe muss man in Zug sesshaft sein oder zumindest hier gewohnt haben. Die Beurteilung der Bewerbungen erfolgt durch jährlich wechselnde Fachjurys, bestehend aus ausserkantonalen Juroren. Der Entscheid über die Vergabe fällt im August.
Zuger Beizen-Requiem
Eine Caotina-Büchse, eine Zange, ein kleines Keyboard, Draht, Schuhe und Dutzende elektronische Elemente gehören zum Werk von Anina Hug. Ab und zu erschrecken die Besucher ab einem Knall, der von irgendwo in dieser Ansammlung diverser Objekte ertönt. «Ich habe meine Werkstattsituation hierhin transportiert», erklärt die Kunstschaffende. Der Knall werde durch Frauenfürze erzeugt, die durch die Tasten des Keyboards gezündet werden. Da sich die Scherzartikel in verschiedenen Gefässen befinden, erklingen die kleinen Explosionen sogar in unterschiedlichen Tonlagen. Auch einen Fernseher hat Anina Hug mitgebracht. Auf dem Bildschirm sind fluchende Würste auf Rädern zu sehen, die sich ziellos den Weg durch einen Raum bahnen. Der Kunst sind nun wirklich keine Grenzen gesetzt - dem Publikum gefällts.
Mit dem vielfältigen Augenschmaus noch nicht genug - den Besuchern wird bei der Vernissage auch noch eine literarische Darbietung geboten. Das Zuger Gastgewerbe und Beizen, die reihenweise ihre Schliessung bekannt geben, bilden das Thema in einem witzigen, ironischen und kritischen Dialog. «Wo kann man noch zugerisch essen?», fragen sich Judith Stadlin und Michael von Orsouw im «Zuger Beizen-Requiem». «Künstler, die in Zug leben, müssen sich einmischen. Man darf die Entwicklung der Stadt nicht nur den Politikern überlassen», äussert sich von Orsouw nach der Vorstellung und begründet somit sein Werk mit Bezug zu Zug.
«Jeder ist willkommen»
Waren es im vergangenen Jahr nur 17 Kunstschaffende, haben sich heuer 29 für den Wettbewerb beworben. Die Zunahme freut Projektleiterin Tanja Vogel: «Wir sind zufrieden, es zeigt sich eine grosse Resonanz.» Sie freue sich, dass sich für viele junge Künstler die Möglichkeit biete, sich dem Publikum zu präsentieren. «Sagt es weiter, wir freuen uns über jeden Teilnehmer.» Auch Prisca Passigatti freut sich über die vielen Bewerber: «Jeder ist willkommen. Es braucht Kulturschaffende. Die Kunst spiegelt unsere Welt und regt uns zum Denken an.» Dieser Meinung sind auch die Künstler. Ramon Hungerbühler, der gerade die Kunstschule Luzern abgeschlossen hat und sich mit seinem Objekt aus Plastikfolie auf Ästhetik und Oberflächlichkeit konzentriert, schätzt es, dass der Kanton der Kunst eine Bühne gibt: «Es ist wichtig, dass die Kunst ihre Position hat.» (Julian Feldmann)
Die Bewerber
Sie bewerben sich für Förderbeiträge und das Zuger Werkjahr:
Bildende/Angewandte Kunst (Förderbeiträge): Barbara Arnold, 1984; Pirmin Beeler, 1975; Martina Birrer, 1981 (mit Martina Lussi); Jonas Burkhalter, 1983; Luca Degunda, 1978; Samuel Haettenschweiler, 1976; Anina Hug, 1983; Ramon Hungerbühler, 1989; Michel Kiwic, 1984
Thomas Knüsel, 1984; Lena Lengsfeld, 1989; Caroline Minar, 1987; Mathias Renner, 1981; Timon Sager, 1982; Katharina Wieser, 1980.
Angewandte/Bildende Kunst und Fotografie (Werkjahr): Sara Masüger, 1978; Nina Stähli, 1961.
Film (Förderbeiträge): Michelle Ettlin, 1979; Sibylla Rasmussen, 1973; Antshi von Moos, 1986.
Literatur (nur Werkjahr): Judith Stadlin, 1965/Michael van Orsouw, 1959.
Musik (Förderbeiträge): Ramon Heim, 1984; Dani Häusler, 1974; Alexandra Landtwing, 1987; Cyrill Lim, 1984; Céline-Giulia Voser, 1984.
Theater/Tanz (Förderbeiträge): Sylvie Kohler, 1985 (mit Mimito); Martina Potratz, 1981.
Theater/Tanz (Werkjahr): Karwan Omar, 1970.