Die Zuger Bahngeschichte gibt Anlass zur grossen Feier

Brauchtum & Geschichte

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Im September 2022 gehört die Zuger Innenstadt einen Tag lang in gewissen Bereichen dem Langsamverkehr. Mit dem «Zug Fäscht» wird unter anderem der Zuger Bahnhof gefeiert. Dieser steht 2022 genau seit 125 Jahren am heutigen Ort.

  • Der erste Bahnhof Zugs. Aufnahme vor 1897. (Bild PD)
    Der erste Bahnhof Zugs. Aufnahme vor 1897. (Bild PD)

Zug – Immer weiter, bis dann auch das wieder gut ist, was die Initianten des «Zug Fäscht» 2022 im Kopf haben. Sie planen für den 3. September 2022 ein grosses, eintägiges Fest und erwarten dazu rund 50000 Besucher. Grund für die Jubiläums-Party: Die Stadt Zug will so dem Jahr gedenken, als sie den direkten Zugang in den Süden (Arth-Goldau-Tessin) und in Richtung Norden (Zürich) schuf. Im kommenden Jahr gibt es diese Verbindungen seit 125 Jahren.

Schon die Wahl des Bahnhof-Standortes war ein Politikum. Es gab alternative Standorte, welche die Entwicklung der Stadt Zug in andere Bahnen hätte lenken können. Diesen Geschichten spürt der ehemalige Kantonsrat Martin Stuber (Alternative-die Grünen/Zug) nach, der aufs Jubiläum ein Buch über den neuen Bahnhof Zug und die Strecken, die ihn berühren, schreibt. Er ist auch der Ideengeber für das «Zug Fäscht». Federführend bei diesem Projekt ist die «Interessengemeinschaft Kulturspot». Diese wiederum hat die Durchführung des grossen Festes rund um die Bahn-Jubiliäen der Jahre 1847 (Spanisch-Brötli-Bahn/Zürich-Bade) und 1897 (Zug-Thalwil-Zürich) an den Verein «Kulturfäscht».

Auch die Gemeinden beteiligen sich

Jede der elf Zuger Gemeinden bekommt einen Festplatz. Dieser zieht sich am Zugerseeufer entlang. Der Zuger Stadtrat beantragt nun beim Grossen Gemeinderat einen Kredit von 300000 Franken, um dem Projekt weiter Antrieb zu geben. Mit 250000 Franken beteiligt sich auch der Kanton Zug an diesem Vorhaben. Ebenso müssen die Zuger Gemeinden einen Zustupf leisten. Die Organisatoren haben Feste wie die 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft im Jahre 1991 oder das Landsgemeindefest von 1998 als Vorbilder im Kopf. Ebenfalls zum Programm gehört gemäss den Unterlagen des Stadtrats ein Umzug. Die Festplätze sind in die Festmeile, die Geschichtsmeile und in die Zukunftsmeile eingeteilt. Wie der Vorlage an den Grossen Gemeinderat hervorgeht, kostet das Fest vom 3. September 2022 rund 700000 Franken.

Ebenfalls zum Fest gehört der Pavillon zur Bahngeschichte. Damit an diesem Zentrum für Zuger Bahnentwicklung Interessierte Freude haben, soll diese Baute in der Nähe der reformierten Kirche erstellt werden. Auch dieser Bereich der Stadt Zug hat eine Geschichte. Dort, wo heute die reformierte Kirche steht, war einst der erste Zuger Bahnhof platziert (Bild). Es war ein Kopfbahnhof, weil die Linie von Luzern nach Zürich früher eigentlich einen Bogen um die Stadt Zug machte. Zum Zuger Bahnhof führte nur eine Stichstrecke, die im Gebiet Kollermühle von der eigentlichen Linie übers Säuliamt abging.

Somit bekam der Zuger Bahnhof 1897 die Drehscheibenfunktion, welche er heute noch hat. Die Zahl der Nutzer dieses Bahnhofs ist in der Vergangenheit ständig gestiegen und hat mit der Einführung der Zuger Stadtbahn noch weiter an Bedeutung zugelegt.

Historische Züge sollen vor Ort sein

Mit von der Partie sind an diesem Bahnfest logischerweise die SBB, die Zugerland Verkehrsbetriebe sowie das Verkehrshaus Luzern. Von diesen Partnern erhoffen sich die Organisatoren «historisches Material». So dürfte von den Zugerland Verkehrsbetrieben das Fahrzeug Orion mit von der Partie sein. Zu den SBB heisst es im Festkonzept unter anderem schlicht «Infrastruktur» und «historische Züge». Womöglich wäre dieses Fest auch die Gelegenheit die Gotthard-Lokomotive Ae 6/6 11411 einmal nach Zug zu holen. Es handelt sich hierbei um eine der letzten Zugmaschinen dieser Serie mit Zierstreifen und dem Wappen des Kantons Zug.

Ebenfalls ein Hingucker neben alten Salonwagen und dergleichen wäre die Schnellzug-Lokomotive Re 420 278-4, die mit dem Wappen der Gemeinde Cham bestückt ist. Und vielleicht hat noch irgendwo der Hinweis Platz, dass der Bahnhof Zug 1922, also genau 100 Jahre vor dem Zug Fäscht 2022, seinen Fahrdraht bekam. Das heisst, die Dampflokomotiven waren passé, und es übernahmen solche, die mit Strom fuhren. (Marco Morosoli)