Ein Brauch belebt die Zuger Altstadt

Brauchtum & Geschichte

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In den Gassen war es gestern sehr laut, denn Schreihälse erhielten für ihr Tun allerlei Essbares und keine Bussenzettel wegen Ruhestörung.

  • Am Greth Schell in der Zuger Altstadt gab es viele Leckereien für Gross und Klein. (Bild Dominik Hodel)
    Am Greth Schell in der Zuger Altstadt gab es viele Leckereien für Gross und Klein. (Bild Dominik Hodel)

Zug – Die Zunft der Schreiner, Drechsler und Küfer hat eine schöne Tradition. Den Tag ihrer Generalversammlung, dem sogenannten Hauptbott, beschliessen sie mit einem Zug durch die Zuger Altstadt. Begleitet werden die Zünftler von der Greth Schell und ihren «Löli». Unter den Masken stecken auch Vertreter der Innung, nur wer, das darf niemand wissen. «Es ist ein Dürfen, kein Müssen», sagt Zunftmitglied Walter Keiser. Doch beim Gang durch die Zuger Altstadt kommen die Zünftler kaum vorwärts. Kinder, aber auch Erwachsene rufen immer wieder lautstark: «Greth Schälle Bei, Greth Schälle Bei!» Und dieses Tun wird reich mit Orangen, Mutschli, Gebäck, Würstchen, aber auch Süssigkeiten belohnt. Da kommt innerhalb kurzer Zeit bei einigen Kindern ganz schön etwas zusammen. Die Tragtaschen der freigebigen Zünftler sind schnell leer und werden auf dem Weg wieder aufgefüllt –, derweil die Bäuche der Anwesenden immer voller werden, denn viele stecken sich das Ergatterte schnell in den Mund.

Für die Mitglieder der Zunft hat der Tag dabei schon früh begonnen, wie der Zunftobmann Rainer Hager sagt: «Wir starten unseren Tag immer mit einem Gedenkgottesdienst, der um 7.15 Uhr beginnt.» Dann folgt das Kleinmeister-Znüni, daran anschliessend der Hauptbott mit der Aufnahme von Jungmeistern, gefolgt von einem Mittagessen. Und den würdevollen Abschluss bildet dann der vorerwähnte Umzug der Greth Schell. Der Brauch, so weiss Rainer Hager, hat eigentlich nichts mit der Fasnacht zu tun, wird traditionell einfach immer in diese hohe Zeit der Narren gelegt.

So oder so: Den Anwesenden gefällt es. Einige, die gestern durch die Zuger Altstadt liefen, waren noch nie bei einem Greth Schell vor Ort, wollen aber sicher wiederkommen. Wohl auch deshalb, weil die ruhigen Gassen wenigstens einmal im Jahr mit Leben erfüllt werden und kein Ordnungshüter in der Nähe ist, der die Zeitgenossen zu mehr Ruhe anhält. (Marco Morosoli)