Auf den Spuren von Frauen, die das Dorf prägten

Dies & Das

,

Sie gründeten Kindergärten, retteten die Brauerei und schufen Kulturtreffpunkte. Maria Greco bot den starken Frauen von Baar eine Bühne.

  • Der Rundgang von Maria Greco (mit grünem Schal) begann auf dem reformierten Friedhof, wo Barbara Henggeler-Schmid begraben ist. Bild: Roger Zbinden (Baar, 18. 10. 2025)
    Der Rundgang von Maria Greco (mit grünem Schal) begann auf dem reformierten Friedhof, wo Barbara Henggeler-Schmid begraben ist. Bild: Roger Zbinden (Baar, 18. 10. 2025)

Baar – Am Samstag lud Maria Greco zum Rundgang «Spurensuche – starke Frauen in Baar» ein.
Was als einmalige Veranstaltung zum 100-Jahr-Jubiläum der Frauengemeinschaft St. Martin im Frühjahr begonnen hat, entwickelte sich zum Publikumsmagneten. Die Nachfrage war so gross, dass aus einer Tour vier wurden.

Über 30 Frauen fanden sich ein, um in einem gut einstündigen Spaziergang durch Baar ins Lebenswerk von Frauen einzutauchen, die sich mit Herzblut für ihre Gemeinde eingesetzt haben. Greco begrüsste die Teilnehmenden mit dem Spruch «Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau» von Winston Churchill.

Ein Dorf voller Heldinnen

«Die Verbindung von lokaler Geschichte und feministischer Perspektive ist zentral», sagt Greco. Sie stifte Identität und Zusammenhalt – gerade in einem ländlich-konservativen, katholisch geprägten Ort wie Baar. Greco, Erzählerin, Veranstalterin und Autorin, hat sich mit der Historie des Dorfes intensiv auseinandergesetzt. Ihre Recherchen führen sie ins Archiv, in Heimatbücher, zu Historikern und in Gespräche mit Zeitzeugen. Dabei stösst sie immer wieder auf Frauen, die im Hintergrund wirkten, aber mit Weitblick und Tatkraft bleibende Spuren hinterliessen.

Eine dieser Frauen war im 19. Jahrhundert Barbara Henggeler-Schmid, Ehefrau des Spinnerei-Gründers Wolfgang Henggeler. Sie war Initiantin des ersten Kindergartens in Baar. Sie setzte sich nicht nur für das Kindeswohl ein, sondern hatte auch ein Herz für die reformierten Fabrikarbeiter, weshalb sie den Grundstein für den Bau einer reformierten Kirche im katholischen und frommen Baar legte. Ohne das Geld, das die Tochter aus gutem Haus ihrem Mann zufliessen liess, hätte auch die Spinnerei Baar nie errichtet werden können.

Der Rundgang begann symbolträchtig beim reformierten Friedhof, wo Barbara Henggeler-Schmid ihre letzte Ruhe gefunden hat. Von dort aus führte Greco die Teilnehmenden durch das Dorf, vorbei an Orten, die mit weiteren starken Frauen verbunden sind. So etwa Dora Buck, Tochter des Bierbrauers Buck, die nach dem Tod ihres Vaters als Teilhaberin ins Geschäft einstieg, den Verkauf der Brauerei Baar verhinderte und gemeinsam mit ihrem Sohn
deren wirtschaftliche Zukunft sicherte.

Von der Ruhestätte zum Rathausplatz

Auch die international renommierte Goldschmiedin und Schmuckkünstlerin Brigitte Moser wurde bei einem Halt im Robert-Fellmann-Park gewürdigt. Moser engagierte sich als Initiantin von zahlreichen kulturellen Aktivitäten in Baar und war die treibende Kraft hinter der Einführung des heutigen Samstagmarkts und des Dorffests.

Moser wurde unter anderem mit dem Zuger Anerkennungspreis und der Kulturschärpe geehrt. Auf dem Rathausplatz erinnerte Greco an die 2019 verstorbene Annemarie Huber-Hotz, die 1999 als erste Frau in Bern ins Bundeskanzleramt gewählt wurde und massgeblich zur Gründung der Baarer Rathus-Schüür und des Zuger Burgbachkellers beitrug.

Greco gelingt es, die Lebensgeschichten der starken Frauen nicht nur historisch zu verorten, sondern auch emotional erfahrbar zu machen. Obwohl sie nicht das Rampenlicht suchten, gelang es mutigen Frauen immer wieder, Aussergewöhnliches zu vollbringen. «In Baar gibt es noch viele Frauen, die im Stillen Grosses geleistet haben, ohne namentlich erwähnt zu werden», hielt Greco zum Abschied fest. Daher erstaunt es nicht, dass die Spurensuche noch nicht abgeschlossen ist. Greco plant für das nächste Jahr zwei weitere Rundgänge. Denn die Geschichte der starken Frauen in Baar ist noch lange nicht zu Ende erzählt. (Text: Ingrid Hieronymi)