Zur Suppe gibt’s neckische Geschichten

Literatur & Gesellschaft

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«Zmittagläse»: die Satz&Pfeffer-Lesebühne serviert über Mittag unterhaltsame Literaturhäppchen.

  • «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven».  «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». Bild: Stefan Kaiser (Zug, 7.3.2024)
    «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». Bild: Stefan Kaiser (Zug, 7.3.2024)
  • «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven».  «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». Bild: Stefan Kaiser (Zug, 7.3.2024)
    «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». «Zmittagläse» mit Michael van Orsouw und Judith Stadlin im «Oswalds Eleven». Bild: Stefan Kaiser (Zug, 7.3.2024)

Zug – Am Mittwoch gab es im Lokal Oswalds Eleven eine feine Minestrone mit Reibkäse. Die Suppe haben Judith Stadlin und Michael van Orsouw nicht selber gekocht, sondern sie wurde von der Bauhütte St. Oswald, die von der Kirchgemeinde Zug getragen wird, vorbeigebracht. Einige interessierte und hungrige Frauen und Männer waren pünktlich eingetroffen und liessen sich sogleich die Suppe schmecken.

Das Künstlerpaar sorgte dabei für die nötige Würze: Judith Stadlin steuerte mit heiteren Geschichten das Salz bei, und Michael van Orsouw bepfefferte das Ganze mit kritischen Inputs. Diesmal stand als Thema Mobilität auf der kleinen Bühne – von verschiedenen Seiten aus beleuchtet.

Schluss mit den Pferden im Motor

So begann Judith Stadlin mit einem Text aus dem Buch «Wer will Ruhe wagen?» Sie erinnerte kritisch an die Abschaffung der früheren Ruhewagen der SBB, an die sich noch einige Zuhörende erinnern konnten, und meinte provokativ, wer denn heute im Zug noch lesen wolle? «Der Mensch will keine Ruhe, Lärm ist Leben. Ruhe macht hässig, Ruhe ist todlangweilig.» Und so tragen die SBB mit dem Abschied der Ruhewagen zur Gesundheit bei! Alles lachte.

Michael van Orsouw erinnerte an die schwierige Wohnungs­suche in Zug mit einer heiteren Geschichte. Da suche einer eine Wohnung mit Stall für seine «184 Pferde». Was für Pferde da gemeint waren, wurde sogleich klar: Der Kanton Zug habe die meisten PS-starken Autos der Schweiz. Es müsse Schluss sein mit den Pferden im Motor, man solle sie freilassen. Wenn jeder Zuger nur noch 1 PS besitze, seien viele Probleme gelöst.

So ging es weiter mit den würzigen Beilagen. Da gab es eine originelle Reise per Ortsnamen durch die Schweiz – mit einem teuren Unfall. Der führte zu Edelschrott, einem Ort in Österreich. Dazu passte auch das witzige Auto-Latein. Und der Stadttunnel? Was da noch möglich gewesen wäre, wusste van Orsouw: «Man hätte Zug zur grössten fussgängerfreien Zone Europas machen können. Oben wäre die Stadt ein Mekka für Raser, unten hätten Fussgänger und Radfahrer genügend Platz – sogar mit einem 365-Tage-Panorama des berühmten Zuger Sonnenuntergangs.»

Vom Wolf im Wallis kam es zu einer neuen Märchenversion: Es sei doch komisch, dass die Oma mit Brille und die sieben Geisslein ganz aus dem Bauch des Wolfes herausgekommen seien. Der Wolf habe halt nicht gewusst, dass man gut kauen müsse. Wenn alle dringeblieben wären, gäbe es heute nicht so einen Höllengestank in der Welt. Scheinbar habe aber der Wolf aus Zeitungen gelernt, denn er kaue heute Schafe. Darum sei das ein Jammer mit dem Littering: «Man sollte auch die alten Zeitungen nicht überall herumliegen lassen!»

Das Programm ist jeweils neu

Michael van Orsouw sagte: «Seit unserem ersten ‹Zmittagläse› letzten November kamen jedes Mal mehr Leute. Wir haben gemerkt, dass dies einem Bedürfnis entspricht.» Darum werde das Format weitergeführt. «Die Themen sind eigene Ideen und Geschichten, teilweise aus unseren Büchern oder neu geschrieben. «Wir sehen jeweils, was passt, auch bezüglich der Aktualität», ergänzte Judith Stadlin. Voller Begeisterung waren auch Ruth und Max Landtwing wieder dabei: «Ich finde es gut, nicht selber kochen zu müssen. Zudem wollen wir den Anlass unterstützen, denn die Kultur sollte man fördern.» (Text von Monika Wegmann)

 

Hinweis

Das nächste «Zmittagläse» geht am kommenden Donnerstag, 21. März, von 12-13 Uhr im «Oswalds Eleven», Oswaldsgasse 11, über die Bühne.