Zuger Alltag vor 500 Jahren

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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Was Bibliothekar*innen gerne lesen. Wir haben in die Runde gefragt und Antworten erhalten. Hier gibts Lesestoff!

  • Vertieft in die Zuger Geschichte: Corinne Gmür von der Bibliothek Zug. (Bild PD)
    Vertieft in die Zuger Geschichte: Corinne Gmür von der Bibliothek Zug. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe März 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Bibliothek Zug, Corinne Gmür

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie Menschen in der frühen Neuzeit (1471–1798) in Zug gelebt haben? In der Schule haben Sie vielleicht gelernt, dass es damals in Frankreich Sonnenkönige und anderswo einen Dreissigjährigen Krieg gab. Doch wie war der Alltag der einfachen ­Bürger hier in Zug? Im Buch «Universum Kleinstadt» von Peter Hoppe, Daniel Schläppi, Nathalie Büsser und Thomas Meier erhalten Sie anhand von zahlreichen Beispielen aus den Ratsprotokollen einen guten Einblick in diese Zeit.

Facetten aus dem Alltagsleben
Aus naheliegenden Gründen gebe ich Ihnen hier ein Beispiel, das Parallelen zu der heutigen Corona-Zeit aufzeigt:
Auch im 18. Jahrhundert konnten die Menschen nicht einfach jederzeit shoppen gehen, wenn auch aus anderen Gründen. Im Kapitel «Farbe im Alltag» erfährt man, dass immer dienstags ein Wochenmarkt stattfand. Im frühen 19. Jahrhundert zählte man an einem Wochenmarkt 25 Stände (Vergleichszahlen für die Zeit vor 1800 fehlen). Daneben gab es wenige Male im Jahr Jahrmärkte mit über 100 Verkaufsständen. Angeboten wurden Lebensmittel, wie zum Beispiel frisches und gedörrtes Obst, Getreide, Butter oder Käse, oder an grösseren Märkten auch Vieh, Manufakturen, Geschirr, Bretter etc. Die Autoren beschreiben auch anschaulich, wie das Gemeinwesen haushälterisch mit den Finanzen umgehen musste, wie Bürger zu Feudalherren wurden, wie Fremde und Bettler behandelt wurden und vieles mehr.

Schweizweit einzigartiges Projekt
Warum ist dieses Buch so besonders? Zu allen Zuger Stadtrats- und Gemeindeprotokollen zwischen 1471 und 1798 wurden in einem mehrjährigen Projekt kurze Zusammenfassungen (sogenannte Regeste) geschrieben. Mit Hilfe einer Datenbank des Staatsarchivs Zug kann gezielt nach Themen des Zuger Alltagslebens gesucht werden. Dieses Projekt war die Grundlage für die Realisierung des Werks «Universum Kleinstadt». Da es nichts Vergleichbares in anderen Kantonen gibt, ist dieses Buch einzigartig!

«Universum Kleinstadt» von u. a. Peter Hoppe
Sachbuch. Chronos Verlag. 2019. 320 Seiten