Nach elf Jahren ein Neubeginn

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Der Intendant Samuel Steinemann verlässt das Theater Casino Zug per Ende Oktober. Mit dem Wechsel ans Künstlerhaus Boswil stellt er sich einer neuen Herausforderung.

  • Der 48-jährige Intendant Samuel Steinemann vor dem Theater Casino Zug. (Bild Stefan Kaiser)
    Der 48-jährige Intendant Samuel Steinemann vor dem Theater Casino Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Der Intendant des Theaters Casino Zug Samuel Steinemann wechselt nach über zehnjähriger Tätigkeit in Zug ans Künstlerhaus Boswil im Freiamt. Er wird dort per 1. November die Stelle als Geschäftsführer von Michael Schneider übernehmen.

Es ist dies bereits die zweite Kündigung am Theater Casino, welche diesen Monat bekannt wurde. Vor zwei Wochen sorgte die Entlassung des Cheftechnikers André Stocker, der seine Stelle während 20 Jahren innehatte, für Unruhe in Künstlerkreisen. «Das Aufeinandertreffen der beiden Kündigungen ist reiner Zufall», betont jedoch Samuel Steinemann. Er verlasse das Theater Casino auf eigenen Wunsch. «Für mich persönlich ist es Zeit, weiterzuziehen und eine neue Herausforderung anzunehmen.» Er habe während seiner bald elfjährigen Tätigkeit in Zug sehr viel erreichen und bewirken können.

«Auch dem Theater Casino selbst tut es gut, wenn nach einer gewissen Zeit ein Wechsel der Intendanz stattfindet und wieder ein frischer Wind weht», ist Steinemann überzeugt. Nach der sehr spannenden Sanierungszeit, während der das Programm an bis zu 14 verschiedene Orte verlagert wurde, sowie dem grossen Wiedereröffnungsfest könne er nun mit dem Gefühl weggehen, auf einem Höhepunkt angelangt zu sein.

Kritik nicht nachvollziehbar

Die in einem Leserbrief formulierte Kritik seitens eines Kulturschaffenden (Ausgabe der Zuger Zeitung vom 17. April), wonach das Programm der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) vor allem aus 08/15-Veranstaltungen aus dem Katalog sowie aus Wiederholungen bestehe, versteht der scheidende Intendant nicht ganz. «Ich habe immer eigene, teils recht freakige Ideen eingebracht und umzusetzen versucht», stellt er fest und nennt als Beispiel das Pedalokonzert und den Klassik-Battle, Veranstaltungen, die «meines Wissens weltweit zum ersten Mal in dieser Form stattgefunden haben.» Diese Ideen stammten ganz sicher nicht aus dem Katalog, sondern aus seinem eigenen sowie den Köpfen seiner Teammitglieder. «In meiner Zeit beim Theater Casino ist dies, so weit ich mich erinnere, der einzige programmkritische Leserbrief. Ich habe dem Verfasser ein Gespräch angeboten, das jedoch bisher nicht stattgefunden hat.»

«Die neue Stelle als Geschäftsleiter des Künstlerhauses Boswil hat sich unverhofft aufgetan», berichtet Steinemann weiter. Sie wird eine tolle neue Herausforderung für mich sein.» Während seines Studiums habe er einmal an einem Musikkritikersymposium in Boswil teilgenommen, erinnert sich der 48-Jährige. Seither war er ein-, zweimal in der Alten Kirche anzutreffen.

«Natürlich kenne ich das spezielle Konzept des Künstlerhauses. Es ist ein extrem spannender, besonderer Ort mit einer ganz eigenen Atmosphäre, an dem grosse Künstler auftreten.» Der Ort sei zwar abgelegen, aber alles andere als provinziell. «Boswil ist ein Zentrum, das besonders im zeitgenössischen Musikbereich sicher nationale, mitunter auch internationale Ausstrahlung hat.»

Steinemann will seiner neuen Stelle und dem bestehenden Team mit Respekt begegnen und erst einmal zuhören und zuschauen, bevor er daran denkt, eigene Ideen umzusetzen. «Das ist wieder ein ganz anderer Betrieb, ein ganz neuer Prozess.» Man bedauere den Weggang von Samuel Steinemann natürlich, erklärt Johannes Stöckli, Präsident der Theater und Musikgesellschaft Zug. «Er hat stets ein vielseitiges Programm gestaltet, das beim Publikum sehr gut ankam.»

Gute Verbindungen

Es habe sich mit der Zeit eine eigene Handschrift herauskristallisiert. Der Intendant habe sämtliche Sparten, die laut Leistungsvereinbarungen mit Stadt und Kanton Zug bespielt werden müssten, ins Programm einbezogen. «Samuel Steinemann hat sehr gute Verbindungen, insbesondere im Bereich der klassischen Musik», so Stöckli.

Andererseits lebe ein Veranstaltungsort wie das Theater Casino Zug auch von der Veränderung. «Ein Wechsel zeigt wieder neue Chancen auf.» In welche Richtung es mit dem Casino gehen werde, sei jedoch noch nicht klar. Eventuell würden künftig andere Schwerpunkte gesetzt, tönt Stöckli an.

«Wichtig ist uns, dass Steine­manns Nachfolger ebenfalls eine eigene Handschrift hat und gut in der Kulturszene vernetzt ist.» Auch Teamfähigkeit und einen Bezug zum Platz Zug ist der Theater- und Musikgesellschaft wichtig. Die Stelle des Intendanten wird nun ausgeschrieben. «Das Programm 19/20 steht bereits und wird im Juni vorgestellt», kündigt Stöckli an. Dieser Umstand verschaffe dem neuen Intendanten etwas Zeit, sich einzuarbeiten. «Trotzdem möchten wir die Stelle wenn möglich noch vor den Sommerferien neu besetzen.» Ein etwas sportliches Ziel, räumt Stöckli ein. (Cornelia Bisch)