100 Jahre Musik in Allenwinden

Musik

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Seit langem erklingen diverse Blas- und Schlaginstrumente der Feldmusik im Baarer Ortsteil. Bezüglich Feier hat der Verein Grosses vor.

  • Co-Präsident Marco Andermatt vor den Holzstatuen beim Allenwindner Dorfeingang. (Bild Maria Schmid)
    Co-Präsident Marco Andermatt vor den Holzstatuen beim Allenwindner Dorfeingang. (Bild Maria Schmid)

Allenwinden – Als Alois Müller mit sieben Gleichgesinnten vor 100 Jahren den «Musikverein» gründete, erholte sich die Welt noch vom Ersten Weltkrieg. Der Gründer wollte seine Freude an der Musik in seinem Heimatdorf Allenwinden weiterverbreiten: Die Idee fruchtete, bis sie 1936 sogar zur ersten einheitlichen Uniform des Vereins im Baarer Weiler führte. In der langen Geschichte der Feldmusik Allenwinden ist viel passiert, insgesamt vier Uniformen erlebten in dieser Zeit alles mit. Nun ist es Zeit für eine neue.

Die Covid-19-Pandemie hat auch den Alltag der Feldmusik Allenwinden (FMA) durcheinandergebracht. «Es war nicht immer einfach», stellt Marco Andermatt, Co-Präsident der FMA, im Gespräch fest. Diverse Veranstaltungen und Konzerte mussten abgesagt oder verschoben werden: so zum Beispiel die Jubiläumsgeneralversammlung oder das Jahreskonzert vom Januar. Proben waren lange nur mit 15 und zeitweise gar nur mit fünf Personen erlaubt – dies bei 48 aktiven Mitgliedern. Der Zusammenhalt des Vereins und die Kameradschaft unter den Mitgliedern seien in dieser Zeit enorm wichtig gewesen.

Es herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

In die Kategorie Zusammenhalt und Kameradschaft geht auch die Aktion vom 26. Januar 2021 – auf den Tag genau hundert Jahre nach der Gründung. Petra und Marco Andermatt – beide sind seit 25 Jahren im Verein tief verankert – überraschten alle Vereinsmitglieder mit einem Geschenk zum 100. Jahrestag: eine Chronik mit den wichtigsten Daten und Ereignissen des Vereins. Aus alten Protokollen und Unterlagen der FMA und einer gehörigen Portion Geduld ist die Geburtstagsüberraschung entstanden. Der Inhalt der Chronik gibt Einblicke in andere Zeiten. Marco Andermatt erzählt: «Es gab Differenzen innerhalb des Vereins. Es wurde über Gift und Galle geschrieben.» Im Jahr 1924 stand gar die Auflösung des Vereins zur Abstimmung. Nur knapp wurde dieses Vorhaben damals abgewendet.

Andermatt selbst ist in der FMA, seit er 15 Jahre alt ist. Damals suchte der Verein einen dritten Schlagzeuger – Andermatt spielt dieses Instrument bis heute. Über seinen Vater ist er in die Feldmusik Allenwinden gekommen und konnte die vakante Position besetzen.

Die Chronik zeigt natürlich auch Höhepunkte in der Vereinsgeschichte, wie Andermatt erzählfreudig fortfährt. So bekam die FMA 1935 ihre erste Fahne und kurze Zeit später die erste Uniform. 1966 war der Verein zum ersten Mal an einem eidgenössischen Musikfest und belegte in der vierten Stärkeklasse den hervorragenden zweiten Rang. Sieben Jahre später traten die ersten Frauen bei. Viele Ereignisse aus dem Buch von Petra und Marco Andermatt gehören der Vergangenheit an, doch das eine oder andere hat bis heute Auswirkungen auf die Feldmusik Allenwinden.

Die 1936 eingeführte Regel, dass man nach 15 Jahren Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt wird, hat bis heute Bestand. Auch Lieder der Stilrichtungen Marsch, Walzer oder Polka finden heute noch Platz in den Programmen der Konzerte. Marco Andermatt betont jedoch, dass es ein stetiger Prozess sei. Er ergänzt: «Mittlerweile spielen wir auch Lieder wie ‹Happy› von Pharrell Williams.»

Dies sei auch ein Grund, dass die FMA weiterhin viele junge Menschen in den eigenen Reihen hat. Marco Andermatt hält fest, dass sich die FMA derzeit nicht über Mitgliedermangel beklagen muss. Trotzdem ist sich der Verein bewusst, dass nicht jedes Jahr so viele neue Mitglieder dazustossen werden. Vor vier Jahren habe man deswegen eine Kommission gegründet, die sich der Rekrutierung des Nachwuchses widmet. Dass die FMA nicht nur aufgrund der diversen Liederwahl ein breites Zielpublikum anspricht, zeigt ein Blick auf die Altersverteilung der Mitglieder. Das jüngste Vereinsmitglied ist 20 Jahre alt, das älteste hat den 79. Geburtstag schon gefeiert. Dei FMA ist deshalb ein Generationenprojekt, bei dem die Harmonie stimmt.

Fest und Fahnenweihe stehen bevor

All die Erlebnisse und Entwicklungen der Feldmusik Allenwinden kommen am 10. und 11. September zu einem weiteren Höhepunkt: ein Jubiläumsfest mit Neu-Uniformierung und Fahnenweihe. Ein 14-köpfiges Organisationskomitee arbeitet seit rund drei Jahren am Programm, sagt Karin Ulmann, Presseverantwortliche des Organisationskomitees. Lange sei nicht klar gewesen, wann und in welcher Form dieser Meilenstein zelebriert werden könne. Die Coronapandemie liess die Organisatoren im Unklaren. Der Verein erhält eine neue Uniform und eine neue Fahne – und das vor Publikum. Der Weg dahin war jedoch steinig. Neben den ungewissen Entwicklungen der Pandemie stellte auch die Finanzierung kein einfaches Unterfangen dar. Die 171000 Franken für die neuen Uniformen und die neue Fahne konnten zusammengebracht werden. Dies dank Einnahmen am Marschmusikmarathon, Einsätzen am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest und grosszügiger Beiträge der Gönner und Sponsoren. Am Schluss habe der Verein ungefähr die Hälfte des Betrags erarbeitet, die andere Hälfte die Gönner und Sponsoren, fasst Karin Ulmann zusammen.

Für sie und die restlichen Mitglieder des OK sei seit Beginn an klar gewesen, dass zumindest den Gönnern und Sponsoren Dank gebühre. Sie erarbeiteten daher Konzepte mit verschiedenen Szenarien. Diese richten sich nach den verschiedenen Pandemie-Vorgaben des Bundes. Mittlerweile plane man das Wochenende mit Publikum. Dank des Covid-Zertifikats sei dies möglich: Sogar ein eigenes Testzentrum vor dem Areal werde dafür organisiert.

Der Freitagabend sei weiterhin für die Gönner, Sponsoren und Familienangehörige reserviert. Die offizielle Uniformen- und Fahnenweihe findet also zuerst im engeren Kreis statt. Am Samstag präsentiert sich der Verein in der neuen Uniform dann der Öffentlichkeit. Nach einem Umzug zusammen mit neun Gastvereinen ist vom Nachmittag bis in den Abend hinein mit viel Musik und Partybetrieb zu rechnen: Ein Festzelt, eine Raclette-Stube und auch eine Hüpfburg dürfen da nicht fehlen. Karin Ulmann stellt abschliessend fest: «Die Vorfreude auf das Jubiläumsfest ist im ganzen Verein riesig.»

Viel Regen dürfte wohl das Einzige sein, was dem 100-Jahr-Jubiläum noch im Weg stehen könnte. Doch auch in Bezug auf das Wetter sind die Organisatoren optimistisch. Und wer weiss, vielleicht wird das Jubiläumsfest 2021 in hundert Jahren in einer neuen Chronik seinen Platz finden. (Oliver Julier)