Ägerital-Dokfilm kommt gut an

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Claudia Steiner zeigte diese Woche in Unterägeri ihren neuen Film über die rasche Entwicklung der Bergregion.

Unterägeri – «Wenn ich früher durch das Dorf ging, nahm ich keine Uhr mit: Von überall sah ich auf den Kirchturm. Heute geht das nicht mehr – so viel ist gebaut worden», sagt Andrea Iten auf der Leinwand. Sie wirkt nachdenklich. «Wir dürfen uns nicht beklagen, denn wir sind selber für die Entwicklung verantwortlich.»

Iten ist eine der drei Protagonisten des Dokumentarfilms «Wo Kinder spielten – Vermächtnis und Verantwortung, eine Talgeschichte». Nach fünf Jahren andauernder Dreharbeiten zeigte die Schwyzer Regisseurin Claudia Steiner den Film diese Woche der Öffentlichkeit. Zur ersten Aufführung in Unterägeri kamen am Donnerstag rund 400 Interessierte – doppelt so viele, wie die glückliche Regisseurin erwartete, wie sie nach der Vorstellung zugab. Drei Zeitzeugen sprechen im Film über ihre Beziehung zum Tal: Fridolin Bossard (Rektor der Privatschule Dr. Bossard, Präsident von Ägerital-Sattel Tourismus und Gemeindepräsident), Eugen Häusler (pensionierter Lehrer, Dorfführer) und Andrea Iten (Kindergärtnerin und Korporationsmitglied).

Im Mittelpunkt steht dabei die neuere Geschichte des Tals, die stark von den Kinderkurorten geprägt ist, die Frage, wie man die Talgeschichte den nächsten Generationen weitergeben kann und der Umgang mit dem schnellen Wachstum.

Der Film löst Emotionen aus

Wie kam der rund 90-minütige Dokumentarfilm bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Ägeritals an? Seppi Furrer, der fünf Jahre in Unterägeri gewohnt hatte und heute in Allenwinden lebt, sagt nach der Vorführung: «Die Mischung aus Vergangenheit und Aktualität ist ausgewogen, die Protagonisten wirkten sehr authentisch und es wurde nichts schöngeredet.» Das sieht auch Franz Schnieper so: «Es ist bedrückend zu sehen, was die Kinder teilweise durchmachen mussten.» Er fände es gut, dass nun ein Film an die vergangenen Zeiten erinnert. «Wie es damals war, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.» Hildegard Bannwart-Iten sagt: «Der Film spiegelt die Entwicklung gut wider.» Die Bilder von längst verschwundenen Gebäuden zu sehen, sei eindrücklich gewesen. «Im Restaurant Seefeld habe ich damals noch Fasnacht gefeiert!»

Wie bei vielen löst der Film Emotionen aus: Ihr tue es im Herzen weh, wenn heute alte Häuser abgerissen werden: «Mir ist schon klar, dass es eine Entwicklung braucht – aber man könnte die älteren Gebäude doch restaurieren.» Peter Zuberbühler gefallen die gezeigten Diskussionen der Protagonisten. Die Gespräche drehten sich auch darum, was später aus ihren Häusern wird. «Sie stehen genau vor den gleichen Fragen wie wir», stellt der Unterägerer fest. Allerdings habe ihm das Thema Verkehr gefehlt: «Heute rollen viel mehr Autos durch Ägeri, das verursacht Lärm und die Luft ist durch die Abgase nicht mehr so gut wie damals.» Marlies Kalberer, seit drei Jahren begeisterte Oberägererin, hätte sich im Film noch mehr Bilder von früher gewünscht. Und: «Ich hätte mehr dazu erwartet, wie sich die Kinder damals in den Heimen gefühlt haben.» Die Protagonisten zeigten sich während einem kurzen Gespräch auf der Bühne zufrieden mit dem Resultat: «Sensationell», meint Eugen Häusler. «Ich bin begeistert, ein schönes Erinnerungsstück», sagt Fridolin Bossard.

Regisseurin Steiner hofft jetzt, dass der Film über die Tal- und Kantonsgrenzen hinweg auf Interesse stösst und betont: «Der Film ist in Ägeri entstanden, aber handelt von Themen, die uns alle etwas angehen.» (Text von Fabian Gubser)

Hinweis

Die nächsten Vorstellungen in Zug: Montag 18 Uhr, Dienstag 20.30 Uhr und Mittwoch 18 Uhr im Kino Seehof. Ebenso läuft der Film in Kinos in Luzern, Einsiedeln und Schwyz. Nach einer allfälligen Verlängerung der Vorführungszeit wird der Film online verfügbar sein: docfilm.ch.