Klangwelten im Fluss der Zeit

Musik

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Die Pianistin Judith Wegmann spielt im Kunsthaus neue, experimentelle Musik.

Zug – Das Thema Zeit ist derzeit in Mode, denn Künstler verschiedener Sparten befassen sich damit. In jeder Epoche hat sie eine Rolle gespielt, und namhafte Künstler haben in Malerei, Literatur, Architektur und in der Musik «Zeitkunst» geschaffen.

Auch die Zuger Pianistin Judith Wegmann hat sich seit längerem damit intensiv befasst – in Verbindung mit der Musik. In ihren Projekten lotet sie Grenzen aus und erläutert: «Ich setze mich seit Jahren aus künstlerischem Aspekt mit dem Thema auseinander. Mit Fragen wie was der Klang macht, zum Zusammenspiel von Raum und Klang – erklingen und verschwinden –, was auch mit der Zeit zu tun hat. Performances von extremer Länge habe ich gemacht, um zu sehen, was mit mir, dem Raum und Körper passiert.» Daraus resultierten Projekte sowie 2017 die international beachtete Solo-CD «le souffle du temps» mit Kompositionen und Improvisationen. Judith Wegmann: «Es geht um das Erleben von Zeit, Vergänglichkeit, Vergehen und Neuentstehen, was alles Zeitaspekte sind – natürlich mit der Geschichte des Lebens verbunden.»

Diese Einspielung hat die Pianistin weiterentwickelt: Sie beauftragte Schweizer Komponisten, über ihre CD – quasi als Reflexion – je ein Werk zu erarbeiten und mit eigenen Impulsen zu verbinden. Wegmann: «Es sind sehr performative Stücke geworden, wobei ich wenig an den Tasten bin. Bei den Kompositionen kommen Computerprogramme, Kontaktmikrofon, Gong, Feedback und mehr zum Einsatz. Die ersten Reaktionen fallen durchwegs positiv aus.» Mit diesem Soloprogramm, das am Samstag im Kunsthaus Zug gespielt wird, ist sie derzeit in Museen oder an Festivals national und international (Wien, London, Berlin, Leipzig, Palermo, Litauen etc.) unterwegs. Dazu wird im Sommer bei HatHut Records eine zweite CD erscheinen.

Hörgewohnheiten auf die Probe gestellt

Auch am Sonntag werden die Zuhörer in eine neue Welt von Zeit und Klang geführt: Dann spielt Judith Wegmann «Triadic Memories (1981) – Ein Stück Ewigkeit – von Morton Feldman. «Mit den Spätwerken des Komponisten setze ich mich in den letzten drei Jahren intensiv auseinander, weil sie über eine Stunde dauern und somit die Zeitwahrnehmung für mich wie auch für das Publikum verändern. Die zeitgenössische Musik stellt unsere Hörgewohnheiten auf die Probe.»

Bewusst wählt Judith Wegmann für ihre Konzerte Orte, wo sich experimentelle Musik mit moderner Kunst verbinden können. Für zusätzliche optische Akzente sorgt an beiden Abenden der Künstler Stephan Hostettler, der das visuelle Design entworfen hat. (haz/pd)

Hinweis
Konzerte im Kunsthaus Zug am Samstag, 27. April, 19.30 Uhr, «Le souffle du temps II – Reflexion», und Sonntag, 28. April, 17 Uhr, Triadic Memories von Morton Feldman.