Wo einst nur ein Saumpfad war
Dies & Das
Vor bald 200 Jahren entstand zwischen Zug und Arth die erste Kunststrasse des Kantons. Nur weniges erinnert noch daran. Beispielsweise eine Bogenbrücke in desolatem Zustand.
Walchwil – In alter Zeit war der Seeweg von Zug nach Arth und umgekehrt bedeutender als der Weg zu Land. Am Ostufer des Zugersees existierte im frühen 13. Jahrhundert lediglich ein schmaler Saumpfad. Dokumente der folgenden zwei Jahrhunderte weisen gar auf eine Landstrasse hin, die Mitte des 16. Jahrhunderts wenigstens mit Karre und Schlitten befahrbar gewesen sein dürfte. Naturbedingte Schwierigkeiten scheinen die Aufrechterhaltung später unmöglich gemacht zu haben. In der Folge bemühte man sich, dass der Weg zumindest für Fussgänger und Pferde begehbar blieb. Ein alter österreichischer Militärbericht verrät, dass der Landweg von Zug nach Arth anno 1799 für Pferde nahezu unpassierbar war, also bestand dazumal ebenfalls nicht mehr als ein rudimentärer Saumpfad.
Dennoch war dieser Landweg von Bedeutung und diente gar dem überregionalen Warentransport. In der zweiten Dekade des 19. Jahrhunderts entstand zwischen Zug und Arth die erste durchgehend angelegte Kunststrasse Zugs, wie einer historischen Publikation des Bundesamtes für Strassen zu entnehmen ist. Die Stadt Zug wollte sich dadurch aus wirtschaftlichen Gründen absichern, dass sie auch fürderhin direkt an der bedeutenden Gotthardroute liegt. Der Bau der rund viereinhalb Meter breiten Strasse entlang dem See kostete insgesamt 48 000 alte Franken. Ende der 1820er-Jahre war die Strasse fertiggestellt und beeinflusste die künftige Siedlungsentwicklung am Seeufer. Seit ihrer Entstehung bis heute wurde die Strasse mehrmals verbreitert, neu angelegt und zur heutigen leistungsfähigen Verkehrsstrecke ausgebaut.
Aber von der ältesten «Version» der ersten Kunststrasse des Kantons haben vereinzelte Relikte die Zeit überdauert. Eines davon ist neben einigen originalen Stützmauern und Brüstungen – das so genannte Sagenbrüggli über den Brächenbach in Walchwil. Die steinerne Bogenbrücke liegt unmittelbar neben der heutigen Hauptstrasse, beidseitig führt der Weg rampenartig zum jeweiligen Brückenkopf hoch, von denen einer die Jahreszahl 1873 aufweist. Doch dürfte sich diese Angabe auf eine Renovation oder eine Verbreiterung beziehen, denn die Brücke ist zur Zeit der Entstehung der Strasse in den 1820er-Jahren gebaut worden. Eine niedrige Brüstung flankiert die Fahrbahn auf der Brücke beidseitig und endet jeweils mit einem behauenen Quaderstein.
Es braucht kein geschultes Auge, um zu erkennen, dass es um den jetzigen Zustand der Brücke nicht gerade gut bestellt ist. Das Mauerwerk bröckelt, Unkraut wuchert aus dem Belag, eine Absperrung signalisiert, dass die Brücke lediglich für Fussgänger und Fahrräder freigegeben ist. Ein Holzgerüst auf einer Plattform indes stützt aktuell Teile des Rundbogens. Seitens Kanton, der für die Sagenbrugg in Walchwil zuständig ist, erfährt man, dass nach einer eingehenden Überprüfung der Brücke erhebliche Mängel festgestellt worden seien. So sei unter anderem das Mauerwerk im Bogen wegen seines schwachen Mörtels so lose geworden, dass einzelne Steine herauszufallen drohen. Deshalb die stützende Konstruktion als Sofortmassnahme, damit die Steine brav an ihrem Ort bleiben. Aber für Nostalgiker und Freunde historischer Architektur gibt es erfreuliche Nachrichten: Für die denkmalgeschützte Brücke gibt es ein Massnahmenkonzept, und voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2015 beginnt eine umfassende Sanierung des alten Bauwerks. Wer und was alles in diesen fast 200 Jahren über sie gefahren oder transportiert worden ist, das bleibt das Geheimnis dieser heute kaum ins Auge fallenden Brücke, deren Erhalt mit Sicherheit ein Glücksfall für die Geschichte der Zuger Verkehrswege ist. (Andreas Faessler)
HinweisMit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr oder weniger auffälligen Details mit kulturellem Hintergrund im Kanton Zug nach.