Virtuoser Grenzgänger auf dem Akkordeon
Musik
Hans Hassler ist Träger des Innerschweizer Kulturpreises 2018: Der in Hagendorn/ZG lebende 72-jährige Musiker hat mit seinem Akkordeon weit über die Volksmusik hinaus neue Klangwelten erschlossen.
Hagendorn – Die runde Brille auf der Nasenspitze, ein wuchernder Bart und zwei schalkhafte Äuglein gehören zu seinen äusseren Markenzeichen: Hans Hassler, Akkordeonist und fabulierender Zeitgenosse, versteht es immer wieder, einem Theaterstück seine besondere Würze zu geben, Lesungen von Schriftstellern interaktiv zu bereichern sowie mit Bands oder als Solist auf seinem Akkordeon Musik zu kreieren, wie man sie wahrlich nicht alle Tage hört.
Der Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung würdigt Hans Hassler mit der Vergabe des Innerschweizer Kulturpreises und einem Preisgeld von 25000 Franken «für sein kreatives Schaffen quer durch alle Sparten und seine zahlreichen Kooperationen mit Theater- und Musikschaffenden in der Zentralschweiz».
Schalk und Verspieltheit
Hasslers künstlerisches Schaffen sei geprägt von «seiner unersättlichen Neugier», «seinem einzigartigen Gespür für Musikalität» und «seiner unermüdlichen Begeisterung für Noten und Klänge», schreibt die Kulturstiftung. Zurzeit ist Hans Hassler mit dem aktuellen Stück von Louis Naef «Der wahre Lebenslauf eines Verdingbuben» auf Tour, in dem er mit dem Akkordeon die szenische Lesung musikalisch begleitet. Als Musiker und Komponist war Hassler auch am Stadttheater Basel, am Schauspielhaus Zürich, im Opernhaus Zürich oder am Stadttheater St.Gallen zu erleben.
Der 1945 in Chur geborene Hassler hat einen bemerkenswerten musikalischen Lebenslauf hinter sich. Aufgewachsen in einer Volksmusikfamilie, begann Hassler mit seinen zwei Brüdern als «Hassler Buebe» durch die Ländlerszene zu touren.
Nach der wegweisenden Begegnung mit dem dänischen Akkordeon-Pionier Mogens Ellegaard Anfang der 1980er-Jahre stiess Hassler mit dem Akkordeon in neue Gebiete vor. Mit Hans Kennel, Roland Dahinden und Thomas Eckert spielte er in der Jazzformation Habarigani, nahm mit dem Vienna Art Orchestra auf, tourte mit La Lupa oder dem Jazzmusiker Gebhard Ullmann.
Wie grenzenlos und fantastisch Hasslers Musikuniversum ist, machen seine drei Solo-CDs deutlich. Wer je gemeint hat, er habe auf dem Akkordeon schon alles gehört, kann sich auf «sehr schnee, sehr wald, sehr» (2008), «Hassler» (2013) sowie dem aktuellen Album «wie die zeit hinter mir her» (2017) eines Besseren belehren lassen. Hassler gelingt ein Spagat zwischen Volksmusik, Avantgarde, Klassik und Improvisation, der so wundersam eigen ist wie seine Erscheinung. Inklusive des Schalks und der Verspieltheit, die in seiner Musik aufblitzen. (Pirmin Bossart)