Hier waren Nachwuchsjournalisten am Werk
Ceci & Cela, Littérature & société
Unter dem Motto «Wenn die Schulglocke läutet ...» haben Schüler die «Mänziger Zytig» gestaltet. Sie haben nicht nur fleissig geschrieben, sondern auch gezeichnet.
Menzingen – Die Idee, eine Ausgabe der «Mänziger Zytig» von Schülern schreiben zu lassen, hatte Tony Mehr schon vor längerer Zeit. Im letzten Herbst beschloss der langjährige Redaktionskoordinator der alle zwei Monate erscheinenden Dorfzeitung schliesslich, das Projekt in Angriff zu nehmen. Nach einem Gespräch mit dem Rektor Richard Hänzi, dieser zögerte nicht, konnte er sieben Lehrpersonen für das Koordinationsteam gewinnen.
Viele kreative Arbeitsstunden später liegt nun ein Ergebnis vor, das sich sehen lassen kann: Die aktuelle Ausgabe der «Mänziger Zytig», am Mittwoch wird sie in den Haushalten verteilt, erzählt auf 48 Seiten aus dem Alltag und der Gedankenwelt der Kindergärtler, Primar- und Oberstufenschüler aus dem Klosterdorf. Insgesamt beteiligten sich über 200 Schüler am Projekt, führten Interviews, schossen Fotos, verfassten Texte und zeichneten das alles unter dem Motto «Wenn die Schulglocke läutet ...».
Bastelseite, Buchtipps, Interviews
«Die Qualität der Texte, die uns erreicht haben, war unglaublich gut», freut sich Tony Mehr. Die Schüler hätten teils sehr treffende, berührende Worte gewählt und sich grosse Mühe gegeben. Neben den bisherigen Gefässen einem Kommentar, einer Kolumne, einem Porträt, einem Quiz und vielem mehr – haben die Schüler auch neue Textformen für die «Zytig» geschaffen. Die aktuelle Ausgabe beinhaltet unter anderem auch Märchen, eine Bastelseite, eine Doppelseite mit Buchtipps und ein Interview mit den Klosterschwestern.
Ebenfalls speziell ist, dass ein Grossteil der Inserate für einmal mit Zeichnungen von Kindergärtlern angereichert wurde. Würste für die Dorfmetzg Hegglin, ein buntes Sparschwein für die Raiffeisenbank und ein originelles Porträt eines Kundenberaters für die Helvetia Versicherung diese und viele weitere Bilder haben die Sechs- bis Siebenjährigen für die Dorfzeitung gemalt. «Fast alle Inserenten haben die Vorschläge akzeptiert», erzählt Tony Mehr und ist von den Werken der Nachwuchszeichner begeistert: «Es sind sehr originelle und lustige Bilder.»
Die Möglichkeit, eine Zeitung mitgestalten zu können, hat den Menzinger Schülern grosse Freude bereitet. Dementsprechend zufrieden sind die Gesichter der Oberstufenschüler, als sie am vergangenen Freitag quasi druckfrisch ihr Werk in den Händen halten. «Als das Projekt vorgestellt wurde, dachten viele von uns als erstes: ‹Oh nein, Schreiben›», sind sich Arberesha Ismajli und Naomi Blumenthal einig. Eigene Texte zu verfassen, habe ihnen aber schliesslich doch sehr viel Spass gemacht. «Es war eine gute Abwechslung zum Schulalltag», stimmt Séverin Trachsel zu, «und das Endresultat zu sehen, war wirklich schön. Man hat dann nicht nur eine Note unter dem Aufsatz.»
Bevor Naomi und Arberesha damit begonnen haben, ihre Kurzgeschichten zu schreiben, befolgten sie den Rat ihrer Lehrerin und machten zuerst eine Mindmap. Die Worte gingen ihnen dann ganz einfach von der Hand, wie sie erzählen. Der Jungschwinger Devin Staub hat über ein erfolgloses Schwingfest geschrieben und bringt in seinem Text dem Leser ganz nebenbei sein Motto nahe: «Gib niemals auf, egal wie oft du verlierst.» Auch Rolf Betschart erklärt seine Themenwahl: «Mein Vater hatte als junger Mann einen strengen Job beim Dorfbäcker. Weil sich mein Papi immer über diese mühsame Zeit beklagte, wollte ich ihm diesen Artikel widmen.»
Neue Autoren sind willkommen
Die Arbeit als Journalisten war für die Schüler nicht immer einfach. Louis Hegglin beispielsweise führte das Interview mit einer Klosterfrau. «Am schwierigsten war es, 17 sinnvolle Fragen zu formulieren. Irgendwann fiel mir einfach nichts mehr ein», berichtet er. Auch die Antworten zu bearbeiten, sei eine Herausforderung gewesen. «Sie gab mir lange Antworten und ich wusste nicht, wie ich diese kürzen sollte, um die Kernpunkte nicht zu verlieren.»
Der Kommentar auf Seite drei stammt ebenfalls aus der Feder von Séverin. «Eine Zeitung zu schreiben, war eine tolle und lehrreiche Erfahrung. Wir würden dieses Projekt auf jeden Fall weiterempfehlen», lautet das Fazit, das der Oberstufenschüler zieht.
Und wer weiss, vielleicht werden einige der Schüler, die sich nun im Schreiben und Gestalten üben konnten, auch in Zukunft Beiträge in der «Mänziger Zytig» veröffentlichen. Redaktionskoordinator Tony Mehr jedenfalls würde sich darüber freuen: «Neue und junge Autoren sind bei uns sehr willkommen.» (Julija Gjorgjieva und Rahel Hug)