Ein Künstler-Dreigespann im selben Raum

Kunst & Baukultur

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Mayo Buchers Kunst ist ganz anders als diejenige seiner Eltern selig. Umso intensiver gestaltet sich ein Dialog zwischen den Werken.

  • «One Way One Way», Mayo Bucher, 2012. Malerei und Pigmentdruck auf Holz. (Bild PD)
    «One Way One Way», Mayo Bucher, 2012. Malerei und Pigmentdruck auf Holz. (Bild PD)

Zug – Familiäre Künstlertrilogie in der Zuger Vorstadt: Im Showroom von Silvan Faessler Fine Art sind Werke von Mayo, Heidi und Carl Bucher zu sehen. Der in Zürich lebende Mayo hat eine kleine Auswahl seines Schaffens nach Zug gebracht und zeigt sie im Dialog mit Werken seiner Eltern Heidi (1926–1993) und Carl (1935–2015). Die drei Künstlerbiografien mögen sich ähnlich sein, das kreative Schaffen der drei hingegen ist sehr unterschiedlich. Mayos Arbeit ist primär der Malerei und der Zeichnung verpflichtet. Zudem tritt er regelmässig im internationalen Kontext mit Kunst am Bau in Erscheinung. Im Showroom in Zug zeigt Mayo Bucher grossformatige Gemälde, die auf einer monochromen, in grosszügigen Gesten aufgetragenen Malerei auf Holz basieren und mit figurativen Elementen in Pigmentdruck überblendet werden. Er findet dafür starke, symbolbehaftete Zeichen, durch deren Kombination sich eine neue, oft überraschende, komplexe oder widersprüchliche Bedeutungsebene erschliesst. So wird beispielsweise aus der Verdoppelung und Umkehrung des Verkehrsschildes «One Way» eine existenzielle Fragestellung. Gleichzeitig kann dieses Werk als Hommage an seine Eltern gelesen werden.

Die Kunst der Eltern

Während Heidi mit Zeichnungen und Seidencollagen bereits früh international Ausstellungen bestritt, arbeitete der damalige Jurastudent Carl bis 1967 als Reiseleiter und fand autodidaktisch zu seinen künstlerischen Ausdrucksformen. Ab 1963 entstanden die «Landings», bemalte, fein abgestufte Reliefs, die bis 1970 in gemeinsamer Arbeit mit Heidi Bucher zu vollplastischen, phosphoreszierenden Gebilden weiterentwickelt wurden. Zusammen mit dem befreundeten kalifornischen Künstler Ed Kienholz experimentierten sie mit dem ­neuen phosphoreszierenden Werkstoff Vinyl. Heidi entwickelte aus Polyurethan-Schaumstoff, den sie mit Vinyl und Perlmuttglanz überzog, bewohnbare «Body Shells», die sie im Rahmen einer Doppelausstellung mit Carl 1972 im Los Angeles County Museum und in der Vancouver Art Gallery ausstellte. 1974 trennte sich das Paar und kehrte nach Zürich zurück. Hier entstanden Carl Buchers Wandstücke und Bodenstücke aus Polystone. Ab Ende der 1970er-Jahre erzielte er mit seinen Skulpturen und Skulpturengruppen der «Versteinerten» national und international Aufmerksamkeit. Heidi Buchers künstlerisches Werk gewann erst nach der Trennung von Carl ab 1974 in Zürich ein klares eigenständiges Profil von internationaler Bedeutung. Sie entdeckte nicht nur neue Materialien mit ausgeprägt taktilen Qualitäten wie Latex, gebrauchte Textilien und getragene Kleider für ihre Objekte und Aktionen, sondern fand darin auch inhaltlich eine neue ästhetische und existenzielle Dimension. (Redaktion)

Hinweis
Mayo Bucher, Heidi und Carl – Bilder und Skulpturen bei Silvan Faessler Fine Art, Showroom Zug, Vorstadt 18. Ausstellung bis und mit 28. Oktober. Mayo Bucher ist an der Zuger Kunstnacht (17. September) im Showroom anwesend. Offen Mittwoch–Freitag 14–17 Uhr und auf Voranmeldung.