Ein bewegtes Krippendorf mit 30 Häusern
Brauchtum & Geschichte
Die Teilnehmenden des Programms «Einstieg in die Berufswelt» bauen jedes Jahr eine grosse Krippenlandschaft vor der Pfarrkirche Baar auf.
Baar – Man kann sich in den Details verlieren, wenn man die Baarer Krippenlandschaft vor der katholischen Pfarrkirche St.Martin betrachtet. Eingebettet in eine Moos-, Felsen- und Flusslandschaft mit kleinem See liegen die rund 30 offenen Miniatur-Häuser aus der Werkstatt von Pasquale, Rosanna und Luciano Cioffi. Im Jahr 2018 hat die Familie ihr über Jahre aufgebautes Krippendorf der Pfarrei Baar überlassen.
Seither sorgen die Teilnehmenden des Programms «Einstieg in die Berufswelt» (siehe Kasten) unter der Leitung von Tobias Eymold, Leiter Holzwerkstatt, für deren Unterhalt, Auf- und Abbau. «Dieses Jahr waren der viele Regen und die Schneefälle eine Herausforderung für uns», gesteht Tobias Eymold. Ungefähr drei Wochen nehmen der Aufbau der mehrstufigen Bühne, die elektrische Verkabelung und die Dekoration mit Holz und Moos in Anspruch. «Wenn es stark regnet, können wir nicht daran arbeiten.»
Viele handwerkliche Berufe sind vertreten
Die Gruppe Natur sammle jeweils zehn Säcke Moos im Wald für die Krippenlandschaft. Neben der Heiligen Familie, die im grössten Gebäude untergebracht ist und deren Figuren deutlich grösser sind als die übrigen, gibt es eine bunte Sammlung an Handwerks- und Landwirtschaftsbetrieben, die sämtlich elektrisch betriebene Figuren aufweisen.
Da ist etwa ein Esel, der mit dem Huf scharrt, eine Metzgerin, die mitten in der Wurstproduktion steckt, eine Näherin an einer Miniatur-Singer-Tretnähmaschine, eine Gruppe Stammtischler, die in der Wirtschaft einen Jass klopfen, ein Schafscherer, eine Wäscherin, ein Schuster und sogar ein Pizzaiolo, der im Restaurant Krone – das es in Baar ja tatsächlich gibt – hausgemachte Pizzen in den Steinofen schiebt. «Dieses Jahr mussten wir für die Hauptkrippe ein neues Schindeldach erstellen», erzählt Eymold. Für Unterhaltsarbeiten an der Krippe ist eigentlich die Sommerzeit gedacht. «Aber meist kommen wir dann doch erst im Oktober dazu.»
Die aus Holz und Kunststoff bestehenden, Grundplatten, Häuser und Figuren müssen der unbarmherzigen Winterwitterung vom 1. Dezember bis zum Dreikönigstag trotzen. «Das ist recht schwierig. Die Einzelteile saugen sich mit Wasser voll und können anschliessend nicht einfach versorgt werden.» Einen ganzen Monat lang lassen Tobias Eymold und sein Team deshalb die gesamte Krippe nach dem Abbau trocknen. b die Elemente die Tortur schadlos überstanden haben, zeigt sich dann oft erst zu Beginn der nächsten Saison: «Wir haben dieses Jahr einen Monat lang diverse Reparaturarbeiten vorgenommen. Ein Haus ist beim Hervorholen zusammengebrochen.» Es macht jetzt erst mal Pause und wird nach der Krippensaison geflickt.
Das Jesuskind verschwand
Zu Beginn der Aufbauarbeiten seien die Jugendlichen immer etwas ratlos, mit der Zeit aber zusehends versierter. «Manche entdecken ihr Flair fürs Gestalten und Dekorieren.» Am Ende seien alle stolz auf die geleistete Arbeit. «Der Aufbau und Unterhalt der Krippe macht wirklich Spass. Es tut auch gut, einmal ausserhalb der Werkstatt im Freien zu arbeiten», betont der Leiter der Holzwerkstatt.
Noch dazu unter den Augen eines begeisterten Publikums: «Vor allem kleine Kinder und ältere Leute sehen uns oft bei der Arbeit zu und freuen sich über die Krippe.» Gestohlen oder demoliert werde eigentlich nie etwas. Mit einer Ausnahme: «Vor zwei Jahren war plötzlich das Jesuskind verschwunden», erzählt Eymold schmunzelnd. Es sei nicht wieder aufgetaucht. «Ersatz fand ich schliesslich auf dem Weihnachtsmarkt in Einsiedeln.» Der handgefertigte Heiland passt perfekt ins Bild und räkelt sich wohlig in der gemütlichen Krippe. (Text von Cornelia Bisch)