Jugendliche auf den Spuren des Hip-Hop
Musik
Der zweite Groove Jam in der Galvanik fand hohen Zulauf. Die jungen Besucher lernten viel und trafen auf internationale Szene-Stars.
Zug – Was ist Hip-Hop? Was macht diese Kultur wirklich im Kern aus, weit weg von dem medial beeinflussten, kommerzialisierten und oftmals negativ gefärbten Bild, das sich heute in vielen Köpfen festgesetzt hat? Dieser Frage gingen am vergangenen Freitagabend weit über 200 Kinder und Jugendliche in der Galvanik nach. An der bereits zweiten Ausgabe der Groove Jam, organisiert von der Mavement Dance School Cham, feierten die Kinder eine generationsübergreifende, mehrstündige Riesenparty. Bereits ab 18 Uhr konnten die Interessierten in Tanz-, Graffiti-, DJing- und Rap-Workshops ihr bisheriges Können unter Beweis stellen.
«Das sind alles Facetten der Hip-Hop-Kultur, wir wollen den Kindern die Freude daran vermitteln und uns als Gemeinschaft stark machen», sagt Crazy Mave. Zusammen mit Caro Groove gründete er im Jahr 2009 die Mavement Dance School, an der sie bis heute nur zu zweit über 300 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Streetdance, Breakdance, Ballett und Jazzdance unterrichten. Nebenher veranstalten die zwei regelmässig Workshops zu verschiedenen Aspekten der Hip-Hop-Kultur und informieren auch an Schulen, zum Beispiel über Drogen oder Doping im Tanzsport.
Wie beim ersten Groove Jam können Mavement auch bei dieser Veranstaltung, deren Erlös im Übrigen der Kinderkrebsstiftung Luzern zugutekommt, wieder auf die Unterstützung von nationalen und internationalen Stars der Szene setzen: Der New Yorker King Uprock unterrichtet die Kinder, wie man am DJ-Pult mittels Scratching den Leuten richtig einheizt, während Franquey, der momentan wohl beste Tänzer im Stil des Popping, den Kindern in einem Workshop seine Moves beibringt. Beide sind, genauso wie der Zuger Künstler MC Tomahawk, langjährige Freunde von Mavement. An ihrem Event mitzuwirken und den Kindern auch einen Teil ihres Lebens näherzubringen, ist für sie selbstverständlich. «Als ich den Kindern die Grundlagen fürs Rap-Lyrics-Schreiben gezeigt habe, war ich immer wieder erstaunt, was alles in ihren Köpfen steckt und durch den Text an die Oberfläche kommt», meint MC Tomahawk. Im Fall des neunjährigen Noah Jessy ist das eine enttäuschte Liebe: «Ich habe einen Rap geschrieben über ein Mädchen, das ich liebte, das sich aber für einen anderen entschied.» Noah tanzt leidenschaftlich Ballett und Breakdance: «Eines Tages möchte ich als Tänzer berühmt werden, vielleicht auch als Rapper, ich übe hart dafür.» Auch der zehnjährige Nils Barthlen tanzt seit zwei Jahren bei Mavement und ist nicht minder begeistert: «Würde ich nicht tanzen, könnte ich nicht stolz auf mich sein.» Dass einige der grossen Stars der Szene heute Abend anwesend sind, kann Nils kaum fassen: «Die sind aus der ganzen Welt hierhergekommen nur für uns, ich finde das verrückt».
Eine Vorbildfunktion
Nach einem Warm-up und dem Tanzworkshop geht es schliesslich für die Kids im Dame Battle um alles: In verschiedenen Altersklassen treten sie je zu zweit tanzend gegeneinander an, das Publikum unterstützt sie lautstark, King Uprock sorgt für die Beats, und Franquey ist die Jury. Dass das Konkurrenzdenken dennoch nicht überhandnimmt, dafür sorgen Mave und Caro: «Zeigt Respekt voreinander und gebt euch die Hand», lautet es nach jeder Runde. «Wir haben eine enorme Vorbildfunktion», sagt Mave. «Die Kinder schauen, wie wir uns verhalten, was wir anziehen und wie wir tanzen, und tun es uns dann gleich. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Position der wir mit viel Respekt begegnen.» (Natalia Widla)