Kulturklub seht vor Ungewissheit

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Auf Ende Jahr muss der Serbische Kulturverein sein Lokal im alten Kantonsspital verlassen. Die Suche nach neuen Räumlichkeiten gestaltet sich sehr schwierig – und die Zeit drängt.

  • Präsident Velimir Lasica während einer Tanzprobe im Vereinslokal des Serbischen Kulturvereins. (Bild Matthias Jurt)
    Präsident Velimir Lasica während einer Tanzprobe im Vereinslokal des Serbischen Kulturvereins. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Es gibt ihn bereits seit 1975: den Serbischen Kulturklub Zug. Er pflegt Kultur und Traditionen des serbischen Volks und hat über 200 Mitglieder. Seit 2009 befinden sich die Vereinslokalitäten im alten Kantonsspital. Doch nun muss der Klub auf Ende Jahr ausziehen und hat bis jetzt noch keine neuen Räumlichkeiten gefunden. Präsident Velimir Lasica und seine Kolleginnen und Kollegen sind verzweifelt.

«Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Lage», äussert sich Lasica gegenüber unserer Zeitung. «Ich schaue jeden Abend nach passenden Immobilien, aber bis jetzt erfolglos.» Schon beim Einzug war klar, dass es sich bei dem Mietverhältnis nur um ein befristetes handelt. «In den letzten zwölf Jahren wurden diverse Flächen des alten Kantonsspitals vom Kanton verschiedenen Zwischennutzungen zugeführt», erklärt Baudirektor Florian Weber. «So war es beispielsweise möglich, der Stadt Zug Räume zu vermieten, die diese dem serbischen Kulturverein zum Teil weitervermietet hat.»

Da die Flächen im alten Kantonsspital im Jahr 2023 für Provisorien des Projekts «Instandsetzung Shedhalle und Neubau Staatsarchiv» an der Hofstrasse bereitgestellt werden müssten, endet der Vertrag des Kantons mit der Stadt Zug per Ende 2022. Somit beendet auch die Stadt das Mietverhältnis mit dem serbischen Kulturverein.

Gemütliches Lokal mit besonderem Charakter

«Wir wussten von Anfang an, dass wir hier irgendwann wieder rausmüssen», erzählt Präsident Lasica. «Trotzdem ist es für uns jetzt natürlich hart.» Der Verein hat viel in die Räumlichkeit investiert. So ist zum Beispiel ein neuer Boden eingesetzt und eine Küche eingebaut worden. Aus dem anfänglich kahlen Kellerraum, der früher die Wäscherei war, ist inzwischen ein gemütliches Vereinslokal geworden.

Auf den rund 200 Quadratmetern wird oft gefeiert und getanzt. Vor allem sei der Platz wichtig für die Kinder, erklärt Srdjan Stevanovic, der sich um die Gastronomie beim Verein kümmert. «Wir trainieren mit verschiedenen Kindergruppen serbischen Volkstanz», erzählt Stevanovic. «Das ist für die Kinder eine Möglichkeit, ihre Wurzeln zu entdecken, zu lernen, wo sie herkommen.» Unzählige Pokale bezeugen die Erfolge, welche Mitglieder des Vereins bereits feiern durften, sei es bei Tanz-, Fussball- oder Schachturnieren.

Viel Geschichte und Tradition steckt im Verein

Die meisten der Kinder und Jugendlichen seien in der Schweiz geboren und aufgewachsen und gehörten bereits zur dritten Generation. «Im Verein sind wir fast alle Doppelbürger», meint Lasica. Die serbische Gemeinschaft sei in der Schweiz sehr gut integriert. Der Verein besitzt mehrere hundert Kleider für die traditionellen Tänze. «Die Kleider sind alle handgemacht und sehr wertvoll», erklärt Biserka Mladenovic. «Der Verein hat sie über Jahre zugekauft und es wäre unglaublich traurig, wenn wir sie verkaufen müssten.»

Denn bis heute hat der Verein noch keine neuen Räumlichkeiten gefunden. «Wir können maximal 2000 Franken Miete pro Monat bezahlen», erklärt Präsident Velimir Lasica. Der Verein finanziert sich durch Mitgliederbeiträge und Anlässe. Mit einem Mietzins von 2000 Franken würde sich ihre bisherige Miete verdoppeln. «Es ist fast unmöglich, im Kanton Zug eine Immobilie zu diesem Preis mit der Grösse, die wir benötigen, zu finden», erklärt der Präsident.

Besondere Herausforderung

Doch nicht nur der Preis sei ein Problem. Oft stünden dem Verein andere Hindernisse im Weg. «Wenn ich mich telefonisch über ein Angebot informiere, werde ich oft schon abgelehnt, wenn ich nur meinen Namen oder den Namen des Vereins nenne», erzählt Lasica. «Es hiess manchmal schon: ‹Wir haben vergessen, das Plakat abzuhängen›, und dann hing es nach zwei Wochen immer noch da.»

Dabei habe der Verein nie Probleme gehabt und eine vorbildliche Referenz der Stadt Zug erhalten. «Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zur Stadt als Vermieterin», erklärt Wirt Stevanovic. Auch die früheren Räumlichkeiten, erst im Herti, dann dort, wo sich heute das Café Treichler befindet, seien ihnen von der Stadt zur Verfügung gestellt worden.

«Wir sind ein offener Verein, bei uns sind alle Kulturen willkommen», fährt Stevanovic fort. «Der Verein ist ein Ort, wo man sich trifft, gemeinsam tanzt, spielt und gut isst.» Präsident Lasica ergänzt zum Schluss: «Es ist traurig, dass niemand wirklich unser Bedürfnis sieht. Wir hoffen wirklich, dass wir etwas finden, sonst weiss ich nicht, was aus dem Verein wird.» Text von Sina Engl

Hinweis:

Der Kulturklub ist froh über jeden Hinweis zu möglichen neuen Räumlichkeiten. Kontakt: velimir.lasica@bluewin.ch