Auf der Suche nach Harmonie
Kunst & Baukultur
Der Grafiker Srdjan Kosic reiste aus Bosnien an, um hier auszustellen. Vernissage und Finissage waren dann eins.
Baar – «Jeder soll das Gleiche fühlen beim Betrachten meiner Grafiken geht das überhaupt?» Der Künstler Srdjan Kosic stellt seinen ganz persönlichen Wunsch auch gleich in Frage. Und gibt sich die rationale Antwort darauf: «Alle das gleiche Gefühl, nein, natürlich geht das nicht.» Schon bei näherer Betrachtung einer einzigen Grafik durch zwei Menschen zeigt sich: Die Wahrnehmung ist eine unterschiedliche. Zu sehen sind auf dieser Grafik drei Formen – eine rote und eine gelbe Form nehmen eine kleinere braune Form in ihre Mitte. Eine weisse Linie schlängelt sich horizontal darüber.
«Das sind die zwei Hälften eines Körpers», interpretiert Daniel Hess vom Baarer Grafikbüro EINS3 III, das die Ausstellung beherbergt. Und weiter: «Dazwischen befindet sich das Herz. Und die Linie, die Linie symbolisiert den Rhythmus des Lebens mit seinen Hochs und Tiefs.» Eine sympathisch-engagierte Deutungssuche eines Mannes, der wie der Künstler Grafiker ist. EINS3 III an der Oberneuhofstrasse 13 in Baar umfasst die drei Unternehmen Hebidruck, Ewi Weber Grafik und Art Publishing Claudio Colangelo. Die Präsentation von Srdjan Kosics Grafiken ist die vierte Ausstellung, die dieser Verbund in seinen Räumen organisiert. «Wir sind Kunstfreaks, Grafiker und selber kreative Chaoten», erklärt Daniel Hess. «Wir haben Spass an Farben und coolen kreativen Leuten.»
Frei, emotional und individuell
Cool ist Srdjan Kosic mit Sicherheit. Und souverän. Zur von Daniel Hess so fantasievoll interpretierten Grafik meint er schlicht: «Da sind eine lange rote Form, eine gelbe Form und eine braune, das ist alles. Bei der Linie habe ich nicht an eine Herzlinie gedacht. Diese Grafik vermittelt für mich einfach ein Gefühl.» Was für ein Gefühl? «Das kann man nicht beschreiben», antwortet der Künstler. Womit vielleicht auch alles Wichtige über Kunst gesagt wäre: Kunst ist frei, Kunst ist emotional, Kunst ist individuell.
15 Grafiken waren am Freitagabend in Baar zu sehen, erstellt sind sie im traditionellen Hochdruckverfahren. Ihre Farben sind hell, freundlich. Orange und Rot, Gelb und Türkis, Rosa und Grasgrün. Eine weisse Linie gibt den farbigen Flächen jeweils eine Kontur. «Ich sehe in jedem Bild etwas anderes», sagt Daniel Hess. Srdjan Kosic führt aus: «Mit der Kombination der Farben habe ich nach Harmonie gesucht mit der Linie wollte ich eine vierte Dimension schaffen, um die Farben über die Linie wahrnehmen zu können.»
Grafiken wieder im Gepäck
Der 1974 in Banja Luka geborene Srdjan Kosic hat dort 2006 die Kunstakademie mit dem Magister in Grafik abgeschlossen. Heute unterrichtet er Kunst am Gymnasium in Banja Luka. Ausgestellt hat der Bosnier bereits in Banja Luka, Sarajevo, Belgrad, in Polen und in der Schweiz. Verheiratet ist der Künstler mit Helen Jäggi Kosic, die im Kanton Zug einige Zeit als reformierte Pfarrerin gearbeitet hat. Heute betreibt sie zusammen mit ihrem Mann einen Permakulturhof bei Banja Luka und gibt ihr Wissen als landwirtschaftliche Selbstversorgerin weiter. Srdjan Kosic hat seine Grafiken bereits wieder im Gepäck nach Hause, für alle Interessierten sind sie jedoch nach wie vor auf der Homepage von EINS3 III zu sehen und auch über diese zu erwerben: www.1hoch3.ch (Susanne Holz)