Rotes Licht für die Zuger Kultur

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Mit der «Night of Light» machten am Montag auch Zuger Kulturschaffende auf ihre Situation aufmerksam.

  • Die ehemalige Zuger Hauptpost war am Montagabend ganz in rotes Licht getaucht. (Bild Martin Riesen)
    Die ehemalige Zuger Hauptpost war am Montagabend ganz in rotes Licht getaucht. (Bild Martin Riesen)

Zug – Alarmstufe Dunkelrot. Die ominös wirkende Aussage geistert seit Tagen durch die sozialen Medien. Gemeint ist die prekäre Lage der Veranstaltungsbranche. Mit der Aufhebung des ausserordentlichen Zustandes und der gestrichenen Unterstützung für KMU und Selbstständige steht die Kultur- und Eventbranche vor einem Scherbenhaufen. Abgesagte Veranstaltungen, finanzielle Ausfälle – zum Wohl der Allgemeinheit machte die Kultur weltweit Pause.

Und nun soll plötzlich weitergearbeitet werden wie vor der Krise. Nur leider ist das nicht so einfach. Kultur ist kein Produkt, welches fixfertig im Regal zum Kauf angeboten wird. Sie ist ein Überbegriff für ein vielfältiges Universum, welches in der Schweiz von Tausenden von Menschen konzipiert, organisiert, umgesetzt und schlussendlich konsumiert wird.

Monatelange Planungshorizonte und nun notwendige Schutzkonzepte erschweren die Durchführung von Veranstaltungen. Branchenverbände gehen von einem Umsatzausfall von 80 Prozent aus, von März bis – im schlimmsten Falle – Oktober. Inspiriert von Branchenkollegen in Deutschland schlossen sich schweizweit Kulturhäuser, Veranstaltungsorte, Kulturschaffende und Beschäftigte der Night-of-Light-Bewegung an. Am Montag, 22. Juni, von 22 bis 24 Uhr wurden Veranstaltungshäuser mit rotem Licht angestrahlt. So auch in Zug.

Auch das Publikum ist verunsichert

«Rot steht für das Herzblut der Branche, welches aufgrund der aktuellen Lage einfach nur blutet», erzählt Marianne Sidler, Geschäftsleiterin vom Lorzensaal. «Das Publikum ist aktuell sehr verunsichert, es werden keine Tickets mehr für später im Jahr stattfindende Events gekauft.»

Das ist auch in der Galvanik spürbar: «Am wichtigsten zum jetzigen Zeitpunkt wäre eigentlich die Planungssicherheit für die nächste Saison», schreibt Betriebsleiterin Eila Bredehöft.

«Die Hoffnung stirbt zuletzt», kommentiert Graziano Grieder, Geschäftsleiter der Chollerhalle. «Wir stellen aktuell das Season-Opening für September zusammen, in der Hoffnung, dass bis dahin wieder Normalität eingekehrt ist.» Tatendrang und Kampfgeist gibt es in der Kulturszene zu Hauf. Davon zeugen die leuchtenden Fassaden.

«Kultur ist ein Grundpfeiler jeder gesundfunktionierender Gesellschaft», erzählt Andri Urfer, Techniker für die Kunstpause, Rock the Docks und Waldstock, während er auf die roterstrahlende Hauptpost starrt. «Dieses Rot hier steht für mein Bankkonto», ergänzt Martin Riesen, Leiter des Rock the Docks, der den Ort organisiert hat. «Wir brauchen ein offeneres Ohr und lautere Stimmen für alle die nicht gehört werden.»

Für «Night of Light» Zug:
Laura Livers