Ein Blick auf versteckte Schätze

Brauchtum & Geschichte

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Im Museum Burg Zug konnte die Bevölkerung am vergangenen Samstag den Wert ihrer teilweise lange gehorteten Wertgegenstände schätzen lassen. Die kompetenten Blicke der Experten offenbarten einiges.

  • Eine Prüfung der Wertgegenstände dauerte am Bestimmungstag meist nicht länger als drei Minuten. (Bild Stefan Kaiser)
    Eine Prüfung der Wertgegenstände dauerte am Bestimmungstag meist nicht länger als drei Minuten. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Viele Zugerinnen und Zuger hatten sich den vergangenen Samstag wohl fett im Kalender angestrichen. Zum zweiten Mal nach 2017 fand im Museum Burg Zug der Bestimmungstag statt, wo Besucherinnen und Besucher alte Wertgegenstände von Experten schätzen lassen können.

Kein Wunder, ist der Ansturm am Samstag bereits am frühen Nachmittag gross – liegt doch bei jedem zu Hause eine verstaubte Silberkette oder ein anderes ­Erbstück rum. Die Stimmung im Untergeschoss ist geheimnisvoll – andächtig wartet man bei gedimmtem Licht darauf, zu einem der aufgereihten Tische begleitet zu werden. Gaby Brandenberg aus Unterägeri lässt ein Bild prüfen, das seit gut 25 Jahren in ihrem Besitz ist. «Bisher moderte es in meinem Keller vor sich hin. Nun habe ich die Gelegenheit ergriffen, um zu sehen, ob es auch wertvoll ist», meint sie mit einem Schmunzeln.

Kunden sind vom Wert ihrer Stücke oft überrascht

Eine saubere Organisation ist für den Bestimmungstag unabdingbar – so wird bereits beim Eingang eine erste Zuteilung nach dem Typ der Wertstücke getroffen, sodass man für die Schätzung dem richtigen Experten zugeteilt wird. Dies ist laut Miriam Wismer-de Sepibus eine Verbesserung gegenüber der Erstaustragung: «Damals war alles noch ein wenig unübersichtlich. Ich bin froh, dass wir die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben und bisher alles funktioniert.» Die Organisation laufe bereits seit Herbst, so Wismer-de Sepibus weiter: «Zum Glück nehmen sich Experten aus vielen Fachgebieten heute Zeit, sodass das Programm sehr ausgewogen ist.» Als Kompetenzzentrum habe das Museum Burg Zug vom Kanton den Auftrag, die Zuger Geschichte zu bewahren und materielles und immaterielles Kulturgut zu sammeln: «Dass man so ein kostenloses Angebot anbieten kann, ist grossartig – die Bilanz wird zeigen, ob der Bestimmungstag in den nächsten Jahren zum fixen Programmpunkt wird.»

Goldschmied Raphael Meyer hat sich an einem Tisch eingerichtet. Nicht selten seien Kunden überrascht vom Wert ihrer Sammlerstücke: «Viele Leute verkennen den Wert ihres nicht mehr gebrauchten Goldschmuckes. Dies führte schon zu einigen Freudestürmen.» Meistens dauere eine Prüfung nicht länger als drei Minuten, so Meyer: «Als Erstes betrachte ich den Stempel des Herstellers, prüfe die Verarbeitung und wie fein das Gold in Karat ist. Dies gibt mir Rückschlüsse über die Herkunft des Stückes.» Mit Schieferstein reibe er dann etwas Gold ab und schaue mit einer Prüfsäure, ob es sich tatsächlich um echtes Gold handelt, so der Goldschmied.

Walter R.C. Abegglen ist Kunsthistoriker und verfügt über ein breites Fachwissen in verschiedensten Kunsthandwerken: «Meine Arbeit ist abwechslungsreich und führt zu Begegnungen mit interessanten Leuten, die hinter ihren Wertgegenständen spannende Geschichten zu erzählen haben.» Ein Besucher hat ein Elfenbeintürmchen aus dem Familienbesitz mitgebracht. Abegglens prüfender Blick erkennt, dass es sich um einen chinesischen Miniaturschrein von Anfang des 20. Jahrhunderts handelt. Leider lässt die Qualität etwas zu wünschen übrig. Dafür gibt es beim zweiten Gegenstand Erfreulicheres zu berichten – die 18-karätige Gold-Damenuhr ist 1883 und 1885 zweimal an einer Weltmesse ausgezeichnet worden, was der Besucher mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt. (Nils Rogenmoser)